Der Erfinder von Kaiserslautern

Als in der Schule in Kaiserslautern, es war vermutlich das Fach Geschichte, der Lehrer auf Fußball zu sprechen kommt, da kommt er natürlich nicht am 1. FC Kaiserslautern vorbei, dem Club in der Pfalz, der eine ganz Region infiziert hat. Und der Lehrer erzählt von den großen Erfolgen des Vereins, von Bern 1954, das ist dann zugleich auch das Fach Erdkunde. Und dann stellt er die Frage aller Fragen: „Weiß einer von Euch, wer Fritz Walter ist?“ 
Aus dem Kleinen in Reihe fünf, dem mit den leuchtenden Augen, platzt es heraus: „Fritz Walter ist der Erfinder von Kaiserslautern, Herr Lehrer.“ Endlich ist es gesagt. Kinder sagen immer die Wahrheit. Wer Kaiserslautern zu so viel Ruhm verholfen hat, zusammen mit all den anderen im Verein, der muss wohl das Ganze auch erfunden haben.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages:

Schülermannschaften 1. FC Kaiserslautern - FK Pirmasens 11:1

6. Mai 1934, Kaiserslautern, 6.000 Zuschauer

Am Sonntag, den 6. Mai 1934 trafen auf dem Kaiserslauterer Betzenberg zwei Auswahlmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes gegeneinander an. Quasi ein kleines "Länderspiel", bei dem sich eine Südwest-Auswahl aus dem Gau 13 und eine Auswahl aus dem württembergischen Gau 15 gegenüberstanden. Dabei schlug die Südwest-Auswahl die Kicker aus Württemberg mit 4:3 Toren. In der Halbzeitpause fand übrigens noch ein Staffellauf statt, bei dem Athleten des 1. FCK gegen eine Kaiserslauterer Trainingsgemeinschaft antraten. Doch es war nicht nur die offizielle Begegnung der beiden Gau-Auswahlmannschaften, die den Zuschauern an jenem Sonntag ein reichhaltiges Sportfest bescherte. Viel Aufmerksamkeit unter den rund 6.000 Zuschauern verdiente sich an jenem sonnigen Mai-Sonntag auch das Vorspiel zu der offiziellen Begegnung der beiden Auswahlmannschaften. Bei diesem trafen die Schülermannschaften des 1. FC Kaiserslautern und des FK Pirmasens aufeinander. Mit auf dem Platz, der damals 13-jährige Fritz Walter, der wohl schon als junger Bub die Zuschauer auf den Tribünen verzückte. Ob und wie viele Treffer der kleine Fritz beim überragenden 11:1 Sieg der Lauterer Nachwuchskicker gegen die Jungs vom Horeb markieren konnte, lässt sich aus den uns zur Verfügung stehenden Unterlagen nicht mehr nachweisen. In jedem Fall schrieb seinerzeit die NSZ Rheinfront: "Insbesondere war es der prächtige Mittelstürmer Walter des 1. FCK der die Massen begeisterte". Dies war das erste Mal, dass Fritz Walters Name in der Zeitung Erwähnung fand.

Text: Matthias Gehring

Hans-Günther Winkler

Am 24. Juli 1926 wurde Hans-Günther Winkler in Barmen geboren. Er war so etwas wie der Fritz Walter des Reitsports. Fünfmal gewann er bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille, darunter 1956 in Stockholm mit seinem legendären Pferd Halla. 
„Wir haben uns bei einem Sportpressefest kennengelernt“, erzählte Fritz Walter. Und sie sind Freunde geworden. Winkler bekam zum Geburtstag immer eine Flasche „Fritz-Walter-Sekt“. Und einmal hat ihn der Fritz in Warendorf besucht. Und Winkler habe ihn gefragt, ob er auch auf ein Pferd steigen wolle. Das hat der Fritz aber abgelehnt. Bestimmte Dinge lagen ihm nicht: Auto fahren, mit dem Schiff fahren, Fliegen und auf ein Pferd steigen. 
Die Freundschaft hielt ein Leben lang. HGW starb am 9. Juli 2018 in Warendorf. 

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages:

Testspiel - 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Pforzheim 5:5

27. März 1938, Kaiserslautern, Zuschauerzahl unbekannt, ein Tor von Fritz Walter

Zu einer feinen Fußballadresse gehörte in den 1930er Jahren der 1. FC Pforzheim. 1936, 1938 und 1939 hatte man jeweils den 2. Platz in der Gauliga Baden erreicht und damit nur knapp die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft verpasst. Der 1. FCK landete 1938 hingegen auf dem vorletzten Tabellenplatz der Gauliga Südwest und stieg in die Bezirksklasse Mittelpfalz ab. Am Sonntag, den 27. März 1938, gastierten die Nordbadener um Nationalspieler Erich Fischer zu einem Gauliga-Testspiel auf dem Betzenberg. Dem 1. FCK war es erst in der Woche vor der Partie gelungen, für einen talentierten Jugendspieler die Freigabe für die 1. Mannschaft zu bekommen. Es war kein geringerer als Fritz Walter, der in dieser Begegnung somit erstmals für die 1. Mannschaft am Betzenberg auflief. Trainer Max Eheberg übertrug dem jungen Fritz sogar die Führung im Sturm. Der bisherige Sturmführer Willi Müller rückte dafür auf seine Stammposition in die Läuferreihe. Die favorisierten Gäste gingen durch zwei Treffer von Erich Fischer bereits früh in Führung. Doch der FCK konnte noch vor der Pause durch Ernst Meyer und Walter Ininger ausgleichen. Doch nach dem Wechsel kam der 1. FCK zurück. Nach einer Ecke konnte der Pforzheimer Keeper den Ball nur unzureichend wegfausten, die Kugel landete bei Fritz Walter, der aus dem Hinterhalt abzog und den FCK mit seinem ersten Tor für die 1. Mannschaft erstmals in Führung brachte. Doch zwei weitere Tore von Erich Fischer brachten die Gäste wieder in Front. Durch ein Eigentor des Lauterer Keepers, der den bereits abgewehrten Ball selbst über die Linie beförderte, baute Pforzheim die Führung auf 3:5 aus. Doch in einer turbulenten Schlussphase gelang dem FCK durch Tore von Herbert Rasch und Jakob Marker doch noch der umjubelte und verdiente Ausgleich. Fritz Walter stand mit dieser Partie vor dem Beginn einer glanzvollen Karriere in der 1. Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern.

Text: Matthias Gehring

Das Bild wurde dankenswerter Weise vom isk-Archiv zur Verfügung gestellt.
Fritz Walter, Heinz Fütterer (Gewinner bei der Wahl zum Sportler des Jahres 1954), H.-G. Winkler (von links) und Kurt Dobbratz (1.v.r.) (isk-Archiv).
Fritz Walter, Heinz Fütterer (2. v.r.) (isk-Archiv).

FIFA-Verdienstorden

1995 bekam Fritz Walter die höchste Auszeichnung des Weltfußball-Verbandes (FIFA) überreicht. Der damalige FIFA-Präsident Joao Havelange (Brasilien) und Generalsekretär Sepp Blatter verliehen den FIFA-Verdienstorden vor dem Länderspiel Schweiz gegen Deutschland in Bern. Für Fritz Walter war es eine Rückkehr nach 41 Jahren ins berühmte „Wankdorf-Stadion“. 

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

Testspiel Stadtauswahl Kaiserslautern - Corinthians London 2:5

17. April 1938, Kaiserslautern, Zuschauerzahl unbekannt

Über das Osterwochenende des Jahres 1938 trat der Corinthian Football Club zu einer Testspielreihe in Deutschland an. Der 1882 gegründete Londoner Vorstadtverein, hatte es sich zur Aufgabe gemacht ausschließlich Freundschaftsspiele zu absolvieren und in seinen Statuten sogar ein Verbot verankert, an Wettbewerben oder Preisspielen teilzunehmen. Daher verweigerte der Corinthian FC auch lange seine Teilnahme an der Football League und dem FA Cup. Erst nach dem 1. Weltkrieg nahm der Club erstmals am FA Cup teil. Für ihre Deutschlandreise im Jahr 1938 hatten die Engländer für den Karfreitag ein Gastspiel in Schweinfurth und für den Ostermontag in der kurpfälzischen "Quadratestadt" einen Test gegen den VfR Mannheim geplant. Am Ostersonntag, dem 17. April 1938, gastierten die Kicker von der Insel in Kaiserslautern. Allerdings nicht gegen den 1. FCK, sondern gegen eine Stadtauswahl, für die neben FCK-Akteuren auch Spieler des VfR 1906 Kaiserslautern, Sportclub Kaiserslautern, Reichsbahn Kaiserslautern und des Männer- Turn und Sportklub (MTSK) nominiert waren. Vom 1. FCK waren Keeper Ernst Gebhardt, Adolf Jung in der Defensive, Willi Müller, Karl Fritzinger und Heinrich Schaub für die Läuferreihe sowie Herbert Rasch, Fritz Walter, Karl Abel und Oskar Hankel im Sturm des Auswahl-Kaders aufgestellt. Die Lauterer Stadtauswahl unterlag gegen die Engländer am Ende mit 2:5! Für Fritz Walter war dieses Spiel die erste internationale Begegnung. Dann allerdings ausgerechnet eine, in der er nicht das Trikot des 1. FC Kaiserslautern trug.

Text: Matthias Gehring

Fritz Walter bei der Verleihung des FIFA-Verdienstordens mit João Havelange und Sepp Blatter.
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland.
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland.

Marika Rökk und die Großen des Showgeschäfts

Italia und Fritz liebten Marika Rökk, die österreichische Sängerin und Schauspielerin. 1913 wurde sie in Kairo geboren, und 2004 verstarb sie in Österreich. Als Erste erhielt sie in Berlin den „ Bambi“.. Fritz Walter war dabei. Die Zeit der Rökk war auch die von Fritz. Sie hatten in diesen Jahrzehnten ihre großen Erfolge. Und im Kino von Fritz Walter in Kaiserslautern liefen die Filme von Marika Rökk. Und die von Hans Moser, der Hörbigers, Willi Birgel , Heinz Rühmann, Ruth Leuwerick, O.W. Fischer, Rudolf Prack und der vielen Großen des Filmgeschäftes, von denen Fritz Walter viele persönlich kannte.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Die "ersten" Spiele von Fritz Walter als Spiele des Tages

Ganz am Anfang seiner langen fußballerischen Karriere gab es für Fritz Walter eine Reihe von Spielen, die für ihn in unterschiedlicher Hinsicht eine "Premiere" darstellten. Auf vier davon wollen wir hier kurz eingehen.

 

Freundschaftsspiel – VfL Dudweiler - 1. FCK 2:2

24. April 1938, Dudweiler, Zuschauerzahl unbekannt, ein Tor von Fritz Walter

Nach seinem Debüt in der 1. FCK-Mannschaft beim Testspiel gegen Pforzheim standen für Fritz Walters und die Kicker vom Betzenberg vor allem der Tschammerpokal sowie ein Freundschaftsspiel gegen den SV Hansa Dudweiler auf der Terminliste. Beim Gastspiel im saarländischen Dudweiler kam die nicht in Bestbesetzung angetretene Elf aus Kaiserslautern nicht über ein 2:2 hinaus. Die Hausherren gingen bis zur Mitte der ersten Halbzeit bereits mit 2:0 in Führung. Karl Abel markierte vor der Pause noch den Anschlusstreffer, Fritz Walter glich in der 2. Halbzeit zum 2:2 Endstand aus. Es war für Fritz Walter das erste Auswärtsspiel in der 1. Mannschaft des FCK, in dem er somit auch sein erstes Auswärtstor erzielte.

 

Tschammerpokal – VfL Merzig - 1. FCK 1:3

08. Mai 1938, Merzig, Zuschauerzahl unbekannt, ein Tor von Fritz Walter

In der 1. Runde des Tschammerpokals gastierte der FCK am 24. April 1938 bei der Spielvereinigung in Merzig. Auch hier gingen die Hausherren zunächst in Führung, doch der FCK entschied das Spiel am Ende mit 3:1 für sich. Für Fritz Walter war es das erste Wettspiel - heute würde man Pflichtspiel sagen - und gleichzeitig auch die erste Pokalbegegnung in der 1. Mannschaft des FCK. Da er dabei auch das 1:2 markiert hatte, war dies auch sein erstes Pflichtspieltor seiner Karriere.

 

Tschammerpokal - 1. FCK - SpVgg Mundenheim 5:1

22. Mai 1938, Kaiserslautern, Zuschauerzahl unbekannt, zwei Tore von Fritz Walter

In der nächsten Pokalrunde erwartete der FCK am 8. Mai 1938 die Spielvereinigung Mundenheim auf dem heimischen Betzenberg. Mit 5:1 fegte man die Gäste aus Ludwigshafen vom Berg, wobei Fritz Walter mit dem 3:0 und mit dem Treffer zum 5:1 zwei Tore beisteuerte. Sein erstes Spiel in der 1. Mannschaft des FCK, in dem Fritz Walter mehr als einmal ins gegnerische Tor traf.

 

Tschammerpokal - Karlsruher FC Phönix - 1. FCK 3:2

26. Juni 1938, Karlsruhe , 500 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

In der darauffolgenden Pokalrunde musste der FCK wieder reisen. Am 26. Juni 1938 hieß der Gegner Karlsruher FC Phönix. Dort unterlag der FCK etwas unglücklich mit 2:3. Bereits nach 25 Minuten schied der Lauterer Keeper verletzungsbedingt aus. Der FCK spielte mehr als eine Stunde in Unterzahl. Den Gästen aus der Pfalz gelang trotz Unterzahl durch Karl Abel zwar die Führung, doch bis zum Pausenpfiff hatten die Nordbadener bereits eine 2:1 Führung herausgeschossen, ehe sie nach dem Wechsel auf 3:1 erhöhten. Wenige Minuten vor dem Ende verkürzte Fritz Walter noch zum 3:2 Entstand. Mehr war an diesem Tag nicht drin. Eine Niederlage verdauen zu müssen war eine Situation, die Fritz Walter auch in seiner späteren Karriere emotional belastete. An jenem Tag musste er dieses Gefühl zum ersten Mal überhaupt verdauen.

Text: Michael Gehring

Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland.
Fritz Walter mit der Opernsängerin Anneliese Rothenberger (Foto Leppla).
Foto Peter Seydel
Horst Eckel und Thomas Gottschalk bei der Fritz-Walter-Gala 2014 auf dem Jakobsberg (Foto: Peter Seydel).
Toni Marshall beim 80. Geburtstag von Horst Eckel (Foto: Peter Seydel).
Anneliese Rothenberger (Stadtarchiv Kaiserslautern/Leppla).

Der Kicker wird 100 Jahre

Noch einer wird 100, ohne den Fußball nur schwer denkbar wäre. Der Kicker. Die Zeitung des Fußballs schlechthin. Am 14. Juli 1920 in Konstanz von Walter Bensemann gegründet. Über Stuttgart und  Ludwigshafen landet das Blatt am 1. Oktober 1926 in Nürnberg, wo es noch heute erscheint. Dazwischen liegen, vor allem kriegsbedingt, einige Wirrungen. 1946 wird der Olympia Verlag gegründet. Und Friedebert Becker , die Chefredakteur-Legende, ein enger Freund von Fritz Walter, schafft 1951 den Kicker neu im Th. Martens Verlag in München. 1966 erscheint die Fußballzeitung im Axel Springer Verlag, bevor sie 1968 im Nürnberger Olympia-Verlag ankommt. Das verlagseigene Produkt Sportmagazin und der Kicker verschmelzen zum Kicker-Sportmagazin. Mit Karl-Heinz Heimann und Hans Fiederer stehen wieder Chefredakteure an der Spitze, die über Jahrzehnte prägend für Deutschlands bekannteste Sportzeitung sind. Und Fritz Walter ist Kolumnist. Und kein anderer Fußballer ziert in den 1950er und 1960er Jahren so oft das Titelbild der Zeitung. Längst erscheint der Kicker zweimal in der Woche, am Montag und am Donnerstag. Die Erfolgsgeschichte der Zeitung setzt sich auch unter den Chefredakteuren Rainer Holzschuh (heute Herausgeber) und Wolfgang Uhrig fort. Trotz starker Konkurrenz in Deutschland bleibt der Kicker die Stimme des Fußballs. Und Fritz Walter ist über viele Jahre eines der wichtigen Gesichter. „Ohne den Kicker konnte die Woche nicht beginnen“, hat er einmal gesagt.

Heute ist Jörg Jakob der Chefredakteur und der Kicker hat im Schnitt 1,88 Millionen Leser. Dass er so alt ist wie der Fritz, das passt: beide sind ein unverrückbares Stück des deutschen Fußballs.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages:

Bezirksklasse Mittelpfalz - 1. FCK - SV 1929 Niederauerbach 8:1

11. September 1938, Kaiserslautern, Zuschauerzahl unbekannt, vier Tore von Fritz Walter

 

Nach dem Abstieg aus der Gauliga Südwest ging es für den FCK in der Bezirksklasse Mittelpfalz unter dem neuen Trainer Karl Berndt darum, möglichst von Anfang an den Weg zum Wiederaufstieg einzuschlagen. Gleich zum Auftakt wies der Spielplan dabei einen Kracher auf, als am 11. September der Vorjahreszweite, der SV 1929 Niederauerbach am Betzenberg gastierte. Schon nach 10 Minuten führte der FCK durch Tore von Fritz Walter und Jakob Marker mit 2:0! Noch vor der Halbzeitpause erhöhten erneut Jakob Marker, Walter Ininger und auch Fritz Walter auf 5:0 und brachten den FCK damit frühzeitig auf die Siegerstraße. Die Gäste hatten übrigens beim Stand von 4:0 einen Foulelfmeter vergeben. Nach dem Seitenwechsel schaltete der FCK einen Gang runter und die Gäste kamen zum Anschlusstreffer. Doch in der Schlussphase der Partie ließen die Kicker vom Betzenberg noch einmal ihre Offensivqualitäten aufblitzen. Zwei weitere Tore von Fritz Walter und ein Treffer von Walter Ininger (7:1) sorgten für einen verdienten FCK-Sieg. Auch dieses Spiel war für Fritz Walter ein Besonderes. Es war sein erstes offizielles Ligaspiel, sein erster Liga-Sieg mit dem FCK und seine vier Treffer seine ersten Liga-Tore überhaupt. Knapp ein halbes Jahr nach seinem Debüt in der 1. Mannschaft des FCK, spiegelten sich seine Leistungen auch in der Berichterstattung der Tagespresse wider. Die Wortwahl für und die Lobeshymnen auf den erst 17-jährigen FCK-Stürmer drückten nun zunehmend Anerkennung und Bewunderung aus. Schon diese frühen Fußballerjahre Fritz Walters sollten die Geburtsstunde eines Stars werden, der sich bis zum Ende seiner Karriere dennoch niemals als Star verstand.

Text: Matthias Gehring

Das Kicker-Titelblatt vom 5. Dezember 1955 zeigt Fritz Walter mit Helmut Rahn und Hans Schäfer vor dem anstehenden Länderspiel gegen Italien. Ob Fritz Walters offensichtlich gute Laune auch mit dem neuen FCK-Vertrag zusammenhing, können wir heute nicht mehr nachvollziehen.

Markus Merk

Heute habe ihn Markus Merk besucht, erzählte Fritz Walter. Es war Ende der 1990er- Jahre. Da war der Markus noch als einer der besten Schiedsrichter weltweit tätig. Insgesamt pfiff er von 1985 bis 2008 338 Bundesligaspiele, von 1992 bis 2007 50 Länderspiele, 49 Spiele der Champions League, bei den Europameisterschaften 2000 und 2004, den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 und auch schon bei den Olympischen Spiele 1992 in Barcelona war er dabei. Dreimal wurde er „Welt-Schiedsrichter“.

Und am 1. Dezember 2019 in den Aufsichtsrat des FCK gewählt. Verantwortung übernehmen in schwieriger Zeit, das ist die Sache von Dr. Markus Merk, der Zahnarzt war und heute Unternehmer. Fritz Walter mochte den im März 1962 geborenen Markus Merk. Fritz war auch ein enger Freund vom Vater, von Rudi Merk, der viele Jahre Abteilungsleiter für Fußball beim FCK war, der die Schiedsrichter betreute und ein Gesicht des Vereins war. Sohn Markus hat diese Rolle übernommen. Er ist auch Botschafter der „Fritz-Walter-Stiftung“.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

Bezirksklasse Mittelpfalz - SC 05 Pirmasens - 1. FCK 1:5

18. September 1938, Pirmasens, Zuschauerzahl unbekannt, 2 Tore von Fritz Walter

Der zweite Spieltag der Bezirksklasse bescherte Fritz Walter und seinen Mannschaftskameraden ein Gastspiel in der Horebstadt Pirmasens. Allerdings nicht beim FK Pirmasens, der in dieser Spielzeit eine Etage höher in der Gauliga Südwest um Punkte rang, sondern beim SC 05 Pirmasens. Im Stadion an der Winzler Straße ging es an jenem 18. September heiß her. Doch nicht das Resultat an sich sorgte für viel Aufmerksamkeit, sondern vor allem die Geschehnisse auf und rund um den grünen Rasen. Der FCK gewann die Partie zwar mit 5:1, zahlte dafür aber einen hohen Preis. In der phasenweise ruppig und beinhart geführten Partie standen am Ende insgesamt nur noch 16 Spieler auf dem Platz. Auf Lauterer Seite wurden Heinrich Schaub und Herbert Rasch durch üble Fouls so schwer verletzt, dass sie vorzeitig ausscheiden mussten. Während der 90 Minuten flogen insgesamt drei Pirmasenser und auch der Lauterer Karl Fritzinger mit Rot vom Platz. In der Anfangsphase sahen die Zuschauer zunächst ein ausgeglichenes Spiel in dem die Hausherren nach einer Viertelstunde mit 1:0 in Führung gingen. Mit zunehmender Spieldauer setzte sich die spielerische Qualität des FCK durch. Die Gäste gingen nach Toren von Walter Ininger und Jakob Marker noch vor der Pause mit 2:1 in Führung. Nachdem erneut Jakob Marker im zweiten Durchgang das 3:1 für den FCK erzielt hatte, brannten dann bei einigen Akteuren auf Seiten der Pirmasenser die Sicherungen durch und es kam zu den mit Platzverweisen sanktionierten unschönen Szenen. Fritz Walter markierte bis zum Schlusspfiff noch 2 weitere Treffer zum 1:5 Endstand. Der Verband reagierte hart. Der SC 05 Pirmasens erhielt eine Platzsperre für drei Heimspiele. Alle Akteure, die des Feldes verwiesen wurden und zwei weitere Pirmasenser Spieler erhielten Sperren zwischen zwei und zwölf Monaten. Sogar zwei Zuschauer, die sich ungebührlich verhalten hatten, wurden mit Platzsperren zwischen ein und eineinhalb Jahren belegt.

Text: Matthias Gehring

Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland.
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland.
Markus Merk wird mit Ronni Hellström Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung. Foto Seydel.
Markus Merk wird mit Ronni Hellström Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung (Foto: Peter Seydel).
Markus Merk bei der Fritz-Walter-Gala 2016.

Große Fußballer und der Fritz

Zu seinem 75. Geburtstag 1995 kamen Franz Beckenbauer, Uwe Seeler und die ungarischen Gegner von 1954 Ferenc Puskás, Nandor Hidegkuti, Gyula Grosics und Jenö Buzanszky.

In Köln traf er drei Jahre vorher Pelé und Wolfgang Overath. Als die Karriere des damals 38jährigen Fritz Walter bei der WM 1958 zu Ende ging, da begann die Weltkarriere des 17jährigen Pelé.

 

Spiel des Tages: 

Fußball-Gau-Vergleichskampf - Baden - Südwest 3:1

6. November 1938, Karlsruhe, etwa 5.000 Zuschauer

Die beiden benachbarten Gaue Baden und Südwest traten am Sonntag, den 6. November 1938 in Karlsruhe in einem Testspiel oder Vergleichskampf gegeneinander an. Austragungsort war das Stadion des Karlsruher FV an der Telegraphenkaserne in der Karlsruher Nordweststadt, das übrigens im Jahr 2004 aufgegeben und abgerissen wurde. Mit Fritz Walter und Karl Heinz Folz waren auch zwei Spieler des 1. FCK für den Südwest-Kader nominiert. Das erste Gau-Spiel für Fritz Walter! Für einen so jungen Spieler wie ihn, eine großartige Bestätigung seiner Fähigkeiten! Während die Badener fast durchweg auf erfahrene, routinierte und robuste Spieler setzten, kamen in der Südwest-Auswahl überwiegend talentierte jüngere Akteure zum Zug. Die Badener Auswahl ging in der ersten Halbzeit durch einen Freistoß aus gut 25 Metern in Führung. Torschütze war der in Sondernheim in der Südpfalz geborene und für den Karlsruher FV spielende Franz Immig. Der für Rot-Weiß Frankfurt kickende Joseph Herchenhahn überraschte vor der Pause mit einer verunglückten Rückgabe seinen Rot-Weiß-Vereinskameraden Jakob Remmert im Tor der Südwestauswahl und so stand es plötzlich 2:0 für die Badener. Nach dem Wechsel drehten die Gäste auf. Vor allem der für den FV Biebrich 02 spielende Christel Kraus hatte dank Fritz Walters überragender Vorarbeit einige dicke Chancen auf dem Fuß. Zumindest eine davon führte zum Erfolg, als der Biebricher auf Vorlage von Fritz Walter den Anschlusstreffer markierte. Die Tagespresse war dann auch voll des Lobes für Fritz Walter, auch wenn ihm selbst an diesem Tag kein Tor gelang. "Der beste Stürmer war der Lauterer Walter, der durch seine elegante Ballführung und durch sein präzises Zuspiel Aufmerksamkeit erlangte" (NSZ-Rheinfront vom 07.11.38). Dennoch reichte die überragende Leistung von Fritz Walter nicht. Kurz vor Spielende erzielten die Badener den 3:1 Endstand.

Text: Matthias Gehring

Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Leppla.
Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Schuster.
Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Leppla.

Uwe Seeler

Vor 54 Jahren wird England durch ein 4:2 nach Verlängerung gegen Deutschland Fußball- Weltmeister. Eines der Spiele , die man nie vergessen wird. Das „ Wembley-Tor“ und Uwe Seelers herzzerreißender Abgang mit Größe. Uwe Seeler, Ehrenspielführer wie Fritz, wird einer seiner besten Freunde. Sie mögen und sie schätzen sich. Wohl auch, weil sie ihren Idealen, der Frau und dem Verein, treu geblieben sind. Von 1953 bis 1972 absolviert Uwe Seeler 476 Spiele für den HSV. Er erlebt die Bundesliga, und mit ihm ist der Verein unabsteigbar. 72 Länderspiele macht er, bei vier Weltmeisterschaften ist er dabei. Er ist ein Idol, der kleine Mann mit den genialen Kopfbällen, der Kämpfer, der Gentleman. Für Fritz ein wahrer Freund, der bei allen wichtigen Geburtstagen nach Kaiserslautern kommt. Es ist eine besondere Verbindung, die aus der Sicht von Uwe Seeler auch für Bruder Ottmar gilt.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

Winterhilfswerk - Opfertag des Fußballs - 1.FCK - VfR Frankenthal 4:0

16. November 1938, Kaiserslautern, etwa 1.500 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Am Mittwoch, den 16. November, am Buß- und Bettag des Jahres 1938, stellten sich im Deutschen Reich Sportler in den Dienst des Winterhilfswerks. Am sogenannten "Opfertag des Fußballs" lockten interessante und brisante Paarungen, bei denen teilweise Auswahlmannschaften oder auch Vereinsmannschaften gegeneinander antraten, die Fußballbegeisterten des Landes in die Stadien und auf die Fußballplätze. Die Erlöse aus den Zuschauereinnahmen kamen dem Winterhilfswerk des Deutschen Volkes zugute, um bedürftige "Volksgenossen" zu unterstützen. So stand auch auf dem Lauterer Betzenberg eine damals mit Spannung erwartete Begegnung an. Der 1. FCK als Tabellenführer der Bezirksklasse Mittelpfalz empfing den Erstplatzierten der Bezirksklasse Vorderpfalz, den VfR Frankenthal. Mit Blick auf die im Frühjahr anstehende Aufstiegsrunde in die Gauliga Südwest ein prognostiziert vorweg genommenes Aufeinandertreffen! Die FCK-Defensive hatte anfangs ihre liebe Mühe, die engagiert spielenden Frankenthaler in den Griff zu bekommen. Doch die an diesem Tag glänzend aufgelegte Läuferreihe des FCK mit Willi Müller, Karl Fritzinger und Heinrich Schaub sowie die mit Jakob Marker, Walter Ininger, Karl Abel und Fritz Walter besetzte Sturmreihe heizten den Gästen bald mächtig ein. Durch zwei Tore von Fritz Walter kam der FCK noch vor der Halbzeitpause zu einer beruhigenden 2:0 Führung. Nach dem Wechsel blieben Fritz Walter, Karl Heinz Folz und Heinrich Schaub in der Kabine. Dafür kamen Richard Schneider, Walter Brill und Diehl. Im zweiten Durchgang sorgten dann Jakob Marker und Karl Abel mit zwei weiteren Treffern für den 4:0 Endstand.

Text: Matthias Gehring

Fritz Walter mit Uwe Seeler im Kreise der Nationalmannschaft. Foto: FCK-Archiv.
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland.
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - KAPITÄN FÜR DEUTSCHLAND.
Uwe Seeler auf einem historischen Roller aus dem Jahr 1954 bei der Fritz-Walter-Gala 2010. Foto: Peter Seydel.
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland.
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - KAPITÄN FÜR DEUTSCHLAND.
Uwe Seeler bei der Fritz-Walter-Gala 2010. Foto: Peter Seydel.
Uwe Seeler bei der Fritz-Walter-Gala 2010. Foto: Peter Seydel.

Die Schifferstädter Ringer Markus Scherer und Wilfried Dietrich

Vor 36 Jahren schafft der Schifferstädter Ringer Markus Scherer bei den Olympischen Spielen in Los Angeles den Einzug in das Finale des Fliegengewichtes. Nur knapp verliert er im Kampf um Gold gegen den Italiener Vinzenzo Maenza und holt Silber. Fritz Walter feiert und jubelt mit. Er mag die Ringer aus Schifferstadt, war auch bei einigen Kämpfen dabei. Wilfried Dietrich, den „Kran von Schifferstadt“ ,Teilnehmer an fünf Olympischen Spielen, hat Fritz oft getroffen. Fritz Walter sah immer über den eigenen Tellerrand und bewunderte auch die Erfolge anderer Sportler.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

Bezirksklasse Mittelpfalz - 1.FCK - SC 05 Pirmasens 11:2

8. Januar 1939, Kaiserslautern, 300 Zuschauer, sieben Tore von Fritz Walter

Es war eine in jeder Hinsicht stürmische Partie, die am Sonntag, den 8. Januar 1939 auf dem Betzenberg stattfand. An jenem 14. Spieltag der Bezirksklasse Mittelpfalz gastierte der zu diesem Zeitpunkt am Tabellenende rangierende SC 05 Primasens. Das Rückspiel zu der aus dem Ruder gelaufenen Partie an der Winzler Straße im September 1938. Extreme Windverhältnisse und ein tiefer Boden machten beiden Teams zu schaffen. Obwohl der favorisierte FCK im ersten Durchgang mit dem Wind im Rücken aufspielte, taten sich die Hausherren anfangs schwer, gegen die leidenschaftlich kämpfende und stark verjüngte Pirmasenser Gästemannschaft. Erst eine Ecke brachte die Lauterer Führung. Aus einem dichten Gedränge kam der Ball zu Fritz Walter, der aus dem Hinterhalt abzog und zum 1:0 einschoss. Wer glaubte, der Bann sei nun gebrochen, sah sich getäuscht. Die Gäste verteidigten weiter aufopferungsvoll und nutzten einen Konter zum etwas überraschenden 1:1 Ausgleich. Doch mit zwei weiteren Toren stellte Fritz Walter bis zur Halbzeitpause noch auf 3:1 für den FCK. Die Gastgeber kamen dann mit voller Wucht aus der Kabine. Mit einem Doppelschlag erhöhte Ernst Mayer zunächst auf 5:1. Die Tore fielen nun wie reife Früchte und der FCK zog durch weitere Treffer von Fritz Walter (6:1), Walter Ininger (7:1), erneut Fritz Walter (8:1), Willi Müller (9:1) und dann noch einmal Fritz Walter auf 10:1 davon. Durch einen Fehler in der Hintermannschaft erzielten die Gäste noch einmal den Anschlusstreffer zum 10:2, ehe kurz vor Schluss noch einmal Fritz Walter den Torreigen zum 11:2 Endstand abschließen konnte. Es sollte in dieser Saison der höchste FCK bleiben.

Text: Matthias Gehring

 

Erster Vertrag beim 1. FC Kaiserslautern

Es sind Summen, die sich heutzutage im Profisport keiner mehr vorstellen kann. 1955 unterschreibt Fritz Walter beim FCK einen neuen Vertrag. In den Jahren zuvor hat er als Kapitän der Walter-Elf den 1. FC Kaiserslautern zweimal zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft geführt, wurde darüber hinaus im Jahr zuvor sensationell mit der Deutschen Nationalmannschaft beim Wunder von Bern erstmals Weltmeister. Der Marktwert eines Fußballers konnte also kaum höher sein.

Der Vertrag Fritz Walters beginnt am 1. August 1955 und endet am 31. Juli 1957. Die Grundentschädigung, so heißt es im Vertrag, beträgt monatlich 120 Mark. Für jedes Spiel in der ersten Mannschaft erhält er zusätzlich 10 Mark. Und für ein Spiel in der Reservemannschaft 5 Mark. Außerdem kann der zweifache Deutsche Meister mit dem FCK von 1951 und 1953 und Weltmeister von 1954 „je nach gezeigten Leistungen“ eine Leistungsprämie von bis zu 120 Mark brutto monatlich bekommen.

Die Zahlen beweisen eindrücklich die Vereinstreue Fritz Walters, soll ihm beispielsweise Atlético Madrid 1951 alleine für die Unterschrift eines Zweijahres-Vertrages 500.000 DM Handgeld geboten haben. Auch lukrative Angebote aus Italien und Frankreich fanden bei Fritz Walter kein Gehör. „Dehäm is dehäm“ antwortete er auf entsprechende Nachfragen gerne. Nach 384 Spielen mit 327 Toren beendet Fritz Walter am 20. Juni 1959 schließlich seine Fußballkarriere beim FCK.

Text: Hans-Peter Schössler / 1. FC Kaiserslautern

 

Spiel des Tages: 

Bezirksklasse Mittelpfalz - 1.FCK - VfL Homburg-Nord 7:0

12. Februar 1939, Kaiserslautern, Zuschauerzahl unbekannt, vier Tore von Fritz Walter

Am Faschingssonntag des Jahres 1939 traf der FCK am 18. Spieltag der Bezirksklasse Mittelpfalz auf den VfL Homburg-Nord. Die Kicker aus dem Saarland hatten sich für jenen 12. Februar zwar viel vorgenommen, wurden dann aber mit einer 7:0-Klatsche vom Betzenberg gejagt. Obwohl die Mannschaft aus dem Stadtteil Homburg-Erbach gar nicht so schlecht spielte und sich vor allem im ersten Durchgang dem FCK öfter gefährlich näherten. Doch nach 20 Minuten zeigten die Hausherren ihr Können. Eine Flanke von Jakob Marker vors Gästetor fand den Kopf von Walter Ininger, der am höchsten sprang und per Kopfstoß zum 1:0 für den FCK traf. Nur wenige Minuten später erhöhte Fritz Walter gar auf 2:0. Die Homburger wehrten sich tapfer und prüften einige Male Ernst Gebhardt im Kasten des FCK, ehe es wieder Fritz Walter war, der mit seinem zweiten Tor an diesem Tag auf 3:0 erhöhte. Übrigens Fritz Walters 50. Treffer der laufenden Saison. Bemerkenswert! Nach dem Wechsel dominierte klar der FCK. Nach rund 20 Minuten erhöhte Diehl auf 4:0 und dann war es erneut Fritz Walter, der mit zwei weiteren Toren das Ergebnis auf 6:0 hochschraubte. Den Schlusspunkt setzte Ernst Meyer nach Vorlage von Fritz Walter mit dem Treffer zum 7:0 Endstand. Der FCK sicherte sich durch diesen Sieg an jenem 18. Spieltag rechnerisch bereits die Meisterschaft. Die Kicker vom Betzenberg gingen bis dato bei keinem ihrer Spiele als Verlierer vom Platz, hatten lediglich dreimal nur Unentschieden gespielt. Nach Punkten wäre der FCK zwar noch einzuholen, aber bei einem Torverhältnis von 96:16 nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen gewesen.

 Text: Matthias Gehring

Das Kicker-Titelblatt vom 5. Dezember 1955 zeigt Fritz Walter mit Helmut Rahn und Hans Schäfer vor dem anstehenden Länderspiel gegen Italien. Ob Fritz Walters offensichtlich gute Laune auch mit dem neuen FCK-Vertrag zusammenhing, können wir heute nicht mehr nachvollziehen.

Rudi Michel

1921 wird Rudi Michel geboren. In Kaiserslautern. Er ist knapp ein Jahr jünger als Fritz Walter. Sie werden ein ganzes Leben miteinander verbringen und über den Fußball, die Menschen, die Pfalz und die Welt sprechen. Rudi Michel wird der Reporter des Südwestrundfunks. Bis zuletzt in Baden-Baden, wo er am 29. Dezember 2008 stirbt. Rudi Michel ist Reporter vieler großer Fußballspiele, u.a. des berühmten Finales 1966 zwischen England und Deutschland im Londoner Wembley-Stadion. Aber Michel ist nicht nur ein Chronist, der das Leben von Fritz Walter begleitet, er ist auch einer seiner größten Fans.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

DFB-Lehrgang in Frankfurt - Südwest-Auswahl A - Südwest-Auswahl B 1:0

13. bis 18. März 1939, Frankfurt, Zuschauerzahl unbekannt

Vom 13. bis zum 18. März 1939 lud Reichstrainer Sepp Herberger insgesamt 50 Spieler aus sieben Gauen zu einem Lehrgang nach Frankfurt ein. Die Vorbereitung zum Spiel zwischen der Auswahl Südwestdeutschlands und einer B-Auswahl aus Italien am 26. März.  Erstmals bei einem DFB-Lehrgang mit dabei war Fritz Walter, dem sich mit dieser Berufung eine weitere Tür seiner beispiellosen Ausnahmekarriere öffnete. Man bemerke, Fritz Walter war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 18 Jahre alt. Schon jetzt war die Fachpresse voll des Lobes für den talentierten Nachwuchsstürmer des FCK. "Der bescheidene Fritz Walter ist das geborene Fußballtalent … Richtiger Fußballinstinkt, feine Technik gepaart von witzigen Einfällen und sicherem Schussvermögen, zeichnen das `Fritzchen´ aus. Dabei ist Walter nicht etwa der effekthaschende Publikumsspieler, der sich in unnötigen Tändeleien verliert, sondern ein Kämpfer mit frischem Zug und ausgeprägtem Sinn für ein flüssiges Mannschaftsspiel. … Die Frage, auf welchem Posten er wirkungsvoller erscheint, dürfte dahingehend beantwortet werden, dass Walter bei seinem Können auf jedem dieser Posten seine Fähigkeiten voll zur Geltung bringen kann. … Walter gilt als hoffnungsvoller Stürmertalent, der sicher noch von sich zu reden machen wird" (NSZ Westmark, 11.03.1939). Zwei Testspiele standen während der Lehrgangstage auf dem Programm. Am 14. März spielte die A-Mannschaft gegen eine Stadtmannschaft aus Frankfurt und am 16. März traten eine A- und eine B-Auswahl gegeneinander an. In beiden Partien konnte Fritz Walter unter den Augen von Sepp Herberger sein Können unter Beweis stellen. Verdienter Lohn am Ende des Lehrgangs war die Nominierung für die Partie gegen die zweite Garde aus Italien am 26. März in Frankfurt.

Text: Matthias Gehring

6 Minuten Zeit für Fritz Walter

Mein Patenonkel war bekannt dafür gewesen, nichts wegwerfen zu können. Es kam noch hinzu, dass er seit frühester Jugend leidenschaftlich gerne gesammelt hatte: Briefmarken, Postkarten, Bierdeckel, Ziggarettenbilder, stapelweise ganze Jahrgänge alter Sportzeitschriften. Dementsprechend umfangreich war sein Nachlass. Unbestrittenes Prunkstück war eine große Autogrammsammlung bekannter Sportler, in einem halben Duzend Sammelalben fein säuberlich katalogisiert und datiert. Die Unterschriften der Helden von Bern waren vollständig vorhanden, manche sogar mehrfach. Von den 22 Spielern, die zum Aufgebot gehört hatten, waren als letzte Signaturen diejenigen der Abwehrspieler Hans Bauer, Fritz Laband und Werner Liebrich hinzugefügt worden, laut handschriftlichem Vermerk am 06.07.1954. Das Datum kam mir bekannt vor, ohne dass ich es zunächst genau hätte einordnen können.

Eine Woche später fand ich beim Blättern in alten, vergilbten Schulheften die dazugehörige Geschichte. Er hatte es noch nicht einmal übers Herz gebracht alte Schulhefte zu entsorgen.

Es war der Tag, an dem die deutschen Fußball-Weltmeister aus der Schweiz nach Hause gefahren waren. An diesem Tag hatte mein Patenonkel als 14-jähriger Schüler Fritz Walter kennengelernt. Kurz danach, am 09. Juli, hatte der Volksschullehrer Ernst Kesselring seinen Achtklässlern als Klassenarbeit folgendes Aufsatzthema gestellt: „Ein besonderes Erlebnis an einem besonderen Tag.“

Mein Patenonkel war in Buchloe aufgewachsen, einem kleinen Städtchen im Allgäu, unweit von Kaufbeuren und Fürstenfeldbruck. Am 6. Juli waren die Buchloer in heller Aufregung, denn es war ihnen eine große Ehre widerfahren: Der Sonderzug-Triebwagen mit den Weltmeistern würde auf der Heimfahrt nach München wie an vielen anderen Orten auch an ihren Bahnhof Halt machen. Genau 6 Minuten lang.

Mein Patenonkel hat in seinem Aufsatz diese Minuten in Tagebuchform geschildert. Die vom Lehrer Kesselring rot angestrichenen Fehler sind verbessert. Diese waren wohl auch der Grund, dass der Aufsatz mit einer 1- zensiert worden war. Für eine glatte 1 hatte es nicht ganz gereicht.

„Der 6. Juli 1954 war ein ganz besonderer Tag. Wir haben Schulfrei gehabt, weil wir unseren Fußball-Weltmeistern auf dem Bahnhof Blumengebinde überreichen durften.

14 Uhr 00 Wir haben noch einmal auf dem Schulhof mit Lehrer Kesselring den Ablauf geprobt. Dann sind wir in Zweierreihen zum Bahnhof gelaufen und haben uns auf die uns zugewiesenen Plätze begeben. Erst kam die Blaskapelle, dann der Bürgermeister und die Stadträte, die Vorsitzenden der Sportvereine, schließlich wir Kinder mit den Blumengebinden. Mein Sammelalbum habe ich natürlich mitgenommen. Schließlich fehlten mir noch 3 Unterschriften von den Weltmeistern. Bauer, Laband und Liebrich. Die wollte ich heute unbedingt bekommen.

14 Uhr 35 Am Bahnhof schien es, als ob der ganze Ort auf den Beinen sei. Ich sah auf die große Bahnhofsuhr: noch 17 Minuten bis zur Ankunft.

14 Uhr 52 Unbeschreiblicher Jubel. Der Zug fuhr fahrplanmäßig ein. Ich würde genau 6 Minuten Zeit haben. Das musste reichen für die Autogramme von Bauer, Laband und Liebrich.

14 Uhr 53 Die Blaskapelle fing zu spielen an. Der Bürgermeister bereitete sich auf seine Rede vor. Mit meinem Album hinter dem Rücken in der linken Hand und dem Blumengebinde in der rechten habe ich mich mit fünf anderen Kindern nach vorne gekämpft und auf meinen Einsatz gewartet. Das klappte auch wie geplant. Ich konnte meinen Blumenstrauß Max Morlock in die Hand geben, am zweiten Fenster. Das Dumme daran war nur: seine Unterschrift hatte ich schon längst. Sogar doppelt. Also kämpfte ich mich weiter vor. Von Fenster zu Fenster. Bloß habe ich keinen von ihnen gesehen. Kein Bauer, kein Laband und kein Liebrich weit und breit. Bei meinen Klassenkameraden waren natürlich die Autogramme von Seppl Herberger, Helmut Rahn und Fritz Walter besonders beliebt. Aber die hatte ich nun einmal schon. Fritz Walter? Auf einmal sah ich ihn am vierten Fenster  stehen und unermüdlich schreiben. Da kam mir die rettende Idee. Ich reihte mich in das Gedränge vor seinem Abteilfenster ein. Er war doch der Kapitän. Wenn nicht er, wer könnte mir sonst helfen? Als ich dran war, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und bat ihn höflich, mein Album doch, bitte schön, an Bauer, Laband und Liebrich weiterzureichen. Er wirkte etwas überrascht: „Wer? De Bauer? De Laband? Und de Liebriche Werner?“ Dann schmunzelte er: „Geb's emol grad her, des Album. Ich will emol sehe, was sich mache losst.“

14 Uhr 56 Fritz Walter war mit meinem Album kurz im Abteil verschwunden gewesen und schrieb jetzt am Fenster wieder unverdrossen weiter. Aber so langsam wurde ich nervös. Der Bürgermeister hatte seine Rede mittlerweile längst beendet, die Blumengebinde waren alle überreicht. Die Zeit wurde immer knapper. Unaufhörlich und unbarmherzig bewegte sich der Sekundenzeiger auf der großen Bahnhofsuhr weiter vorwärts. Ich wagte kaum noch hinzuschauen. Wo waren bloß Bauer, Laband und Liebrich?

14 Uhr 57 Fritz Walter sah kurz über seine Schulter zurück und rief ins Abteil: „Alla hopp, Männer! Wo bleiwen ehr dann? De Zug fahrt glei widder!“ Jede Sekunde war jetzt kostbar. Der Schaffner schwenkte schon aufgeregt seine Kelle. Dann kam ein gellender Pfiff aus seiner Trillerpfeife. Ich war den Tränen nahe.

14 Uhr 58 Jeden Augenblick musste sich der Sonderzug in Bewegung setzen. Nun war es soweit. Er rollte an. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Auch mein Album war zu allem Überfluss  nun noch verlorengegangen. Und immer noch kein Bauer, kein Laband und kein... doch! Da stand er plötzlich am Fenster, unverkennbar mit seinen roten Haaren und zwinkerte seinem Kapitän zu. Er gab mein Album Fritz Walter, grinste und verschwand wieder im Wageninneren.

14 Uhr 59 Der Zug kam nur im Schritt-Tempo vorwärts. Immer noch standen Menschen auf den Gleisen und blockierten sein Vorwärtskommen. Ich konnte ohne Mühe noch ein ganzes Stück neben dem offenen Fenster des Abteils herlaufen und mein Album mit zitternden Händen entgegennehmen. Da waren die ersehnten Unterschriften. Bauer, Laband und Liebrich.

15 Uhr 00 Ich sah dem davonfahrenden Zug nach, der langsam Fahrt aufnahm. Mit den anderen Menschen auf dem Bahnsteig winkte ich den Weltmeistern nach, bis der Sonderzug nicht mehr zu sehen war. Von jetzt an würde die Zahl 6 meine Glückszahl sein. 6 Minuten hatten wir am Sonntag gebangt und gezittert nach Helmut Rahns Führungstor und jetzt hatte ich nach 6 Minuten meine ersehnten letzten 3 Autogramme bekommen. Aber eigentlich war es ja Fritz Walter gewesen, der sie bekommen hatte. Er war eben der Kapitän.

15 Uhr 01 Ich sah auf die große Bahnhofsuhr. Die Helden von Bern würden mit 3 Minuten Verspätung in Fürstenfeldbrück ankommen.

Text: Lukas Heintz

 

Spiel des Tages: Bezirksklasse Mittelpfalz - 1.FCK - SC 05 Pirmasens 11:2

8. Januar 1939, Kaiserslautern, 300 Zuschauer, sieben Tore von Fritz Walter

Es war eine in jeder Hinsicht stürmische Partie, die am Sonntag, den 8. Januar 1939 auf dem Betzenberg stattfand. An jenem 14. Spieltag der Bezirksklasse Mittelpfalz gastierte der zu diesem Zeitpunkt am Tabellenende rangierende SC 05 Primasens. Das Rückspiel zu der aus dem Ruder gelaufenen Partie an der Winzler Straße im September 1938. Extreme Windverhältnisse und ein tiefer Boden machten beiden Teams zu schaffen. Obwohl der favorisierte FCK im ersten Durchgang mit dem Wind im Rücken aufspielte, taten sich die Hausherren anfangs schwer, gegen die leidenschaftlich kämpfende und stark verjüngte Pirmasenser Gästemannschaft. Erst eine Ecke brachte die Lauterer Führung. Aus einem dichten Gedränge kam der Ball zu Fritz Walter, der aus dem Hinterhalt abzog und zum 1:0 einschoss. Wer glaubte, der Bann sei nun gebrochen, sah sich getäuscht. Die Gäste verteidigten weiter aufopferungsvoll und nutzten einen Konter zum etwas überraschenden 1:1 Ausgleich. Doch mit zwei weiteren Toren stellte Fritz Walter bis zur Halbzeitpause noch auf 3:1 für den FCK. Die Gastgeber kamen dann mit voller Wucht aus der Kabine. Mit einem Doppelschlag erhöhte Ernst Mayer zunächst auf 5:1. Die Tore fielen nun wie reife Früchte und der FCK zog durch weitere Treffer von Fritz Walter (6:1), Walter Ininger (7:1), erneut Fritz Walter (8:1), Willi Müller (9:1) und dann noch einmal Fritz Walter auf 10:1 davon. Durch einen Fehler in der Hintermannschaft erzielten die Gäste noch einmal den Anschlusstreffer zum 10:2, ehe kurz vor Schluss noch einmal Fritz Walter den Torreigen zum 11:2 Endstand abschließen konnte. Es sollte in dieser Saison der höchste FCK bleiben.

Text: Matthias Gehring

Nicht nur nach dem WM-Sieg 1954 war die Bahn das gewählte Fortbewegungsmittel. Fritz Walter reiste auch später am Liebsten mit der Bahn. Ein Millionär mit Bahnkilometern scherzen einige. Das Bild wurde am Hauptbahnhof in Mannheim aufgenommen und dankenswerter Weise vom Landessportbund Rheinland-Pfalz zur verfügung gestellt.

Nathalie

Nicht alle Träume der Walters erfüllten sich. Die Ehe blieb kinderlos. Das hat sie sehr geschmerzt.

In einem Sommer kam Italias Verwandtschaft aus Frankreich zu Besuch, darunter die kleine Nathalie, Italias Großnichte. Fritz schloss die Kleine ins Herz, er verliebte sich in sie. Nach reiflicher Überlegung reifte der Gedanke einer Adoption, mit der auch Nathalies Mutter einverstanden gewesen wäre. Nathalie sollte in eine deutsch-französische Schule gehen und später auch einmal die Erbin sein.

Aber dann wollte die Mutter eine hohe finanzielle Abfindung. Italia und Fritz lehnten das sofort ab. Ein Kind kaufen wollten sie auf keinen Fall.

Nathalie kam nicht mehr nach Alsenborn. Sie starb in jungen Jahren.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

Testspiel 1. FC Kaiserslautern - Rapid Wien 0:6

22. April 1939, Kaiserslautern, 7.000 Zuschauer

Als "kontinentale Extraklasse" kündigte die Lokalpresse den Gegner des 1. FC Kaiserslautern im Vorfeld eines Testspiels an, das am 22. April 1939 auf dem Lauterer Betzenberg stattfand. Besagter Gegner war der SK Rapid Wien, der im Januar im Berliner Olympiastadion vor 40.000 Zuschauern den FSV Frankfurt mit 3:1 bezwungen und sich damit den Tschammerpokal gesichert hatte. Der nationale Pokalwettbewerb, wurde seit 1935 bis 1943 unter der Bezeichnung Tschammerpokal ausgetragen, ehe man den Wettbewerb in DFB-Pokal umbenannte. Der frischgebackene Pokalsieger aus Wien war an jenem späten Samstagnachmittag für den FCK als frischgebackenen Meister der Bezirksklasse Mittelpfalz allerdings eine Nummer zu groß. Mit 6:0 zeigten die Gäste aus dem Wiener Stadtteil Hütteldorf den Kickern vom Betzenberg deutlich die Grenzen auf, wenngleich der Sieg auch nach Meinung der Tagespresse wohl etwas zu hoch ausgefallen war. Bei orkanartigen Windverhältnissen tat sich vor allem der FCK im ersten Durchgang gegen den spielerisch und technisch äußerst versierten Gegner sehr schwer. Es stand bereits 0:3 als Fritz Walter mit einem vehementen Schuss Rudolf Raftl im Tor der Gäste erstmals prüfte. Nach der Pause erhöhten die Gäste gar auf 0:4, wobei der FCK, der nun nicht mehr gegen den Wind anlaufen musste jetzt deutlich besser im Spiel war. Unter anderem Jakob Marker, Willi Müller und Fritz Walter hatten zwar noch die eine oder andere Gelegenheit, vermochten aber den mehrfachen Nationalspieler Rudolf Raftl im Tor der Wiener nicht mehr zu bezwingen. Der FCK unterlag somit nach zwei weiteren Gästetreffern deutlich. Für Fritz Walter einerseits ein beeindruckendes Erlebnis mit erst 18 Jahren gegen einen so namhaften Gegner antreten zu dürfen und gleichzeitig sicher auch eine einschneidende Erfahrung eine vom Ergebnis her so deftige Niederlage verarbeiten zu müssen.

Text: Matthias Gehring

Renate Kehl

Es ist ein normaler Arbeitstag für Renate Kehl. Irgendwann in den 1980er- oder 1970er-Jahren. 36 Jahre hat sie für Fritz Walter gearbeitet. Sie sei die zweite Frau in seinem Leben, meinte der Fußballstar. Das Büro machte Renate, die noch in Kaiserslautern lebt, Briefe schreiben, Autogrammwünsche erfüllen, Geburtstagsgeschenke verschicken, Termine machen. Für alles war sie zuständig. „Ohne Renatchen, so nannte er sie, hätte ich das alles nicht geschafft“, sagte Fritz. Und meinte es auch so. Renate Kehl war die gute Seele im Unternehmen Walter. Dabei hatten sie weder Fax, Computer oder Handy zur Verfügung. Es hätte auch wenig genutzt, denn Fritz hätte es eh nicht bedienen können.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

Aufstiegsspiel zur Gauliga 1. FC Kaiserslautern - SG Burbach 4:0

11. Juni 1939, Kaiserslautern, 5.000-6.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Nachdem sich der 1. FC Kaiserslautern am Ende der Spielzeit 1938/1939 in der Bezirksklasse Mittelpfalz souverän den Meistertitel gesichert hatte, galt es nun in der anschließenden Qualifikationsrunde den Wiederaufstieg in die Gauliga Süd zu sichern. Der 1. FC Kaiserslautern trat zusammen mit dem VfR Frankenthal und der SG Burbach in Gruppe I der Aufstiegsrunde an. Der FCK hatte in der Aufstiegsrunde bereits zwei Siege vorgelegt. In Burbach gelang ein 3:2-Auswärtssieg, der VfR Frankenthal wurde am heimischen Betzenberg mit 2:1 besiegt. Im Rückspiel gegen Burbach ging es also darum mit einem weiteren Sieg die Tabellenführung in der Gruppe zu behaupten. Das gelang an jenem 11. Juni eindrucksvoll. Der FCK siegte souverän mit 4:0 gegen die Gäste aus dem Saarland. Karl Abel eröffnete den Torreigen, Fritz Walter erhöhte dann binnen sechs Minuten mit zwei weiteren Toren auf 3:0, gleichzeitig auch der Halbzeitstand. Vor allem sein zweiter Treffer beeindruckte. "Wie er in diesem Alleingang den Ball weit vorstieß, um Jost herauszulocken war meisterhaft, aber der Burbacher zögerte und die Entscheidung war gefallen" (NSZ, 12.06.1939). Im zweiten Durchgang war es erneut Fritz Walter, der dann auf 4:0 erhöhte. "Trefflich nahm er den Ball auf, eine Drehung und zwei Gegner waren abgeschüttelt, während der Ball in der äußersten Ecke des Burbacher Tores landete", beschrieb die NSZ den feinen, technisch versierten und für Fritz Walter auch später typischen Treffer. Beim letzten Gruppenspiel knapp eine Woche später unterlag der FCK beim Rückspiel in Frankenthal zwar mit 1:0, doch das Ergebnis änderte für die Lauterer nichts mehr. Als Gruppenerster stieg der FCK zusammen mit dem VfR Frankental auf und spielte in der darauffolgenden Spielzeit in der neu organisierten zweigleisigen Gauliga Südwest in der Staffel Saarpfalz. Für den noch jungen Fritz Walter war der Erfolg gegen Burbach somit die erste Aufstiegs-Erfahrung seiner Karriere.

Text: Matthias Gehring

Wolf-Dieter Poschmann

Wolf-Dieter Poschmann, Jahrgang 1951, in Köln geboren, und die Fritz-Walter-Stiftung verbindet einiges. Poschmann war der Leichtathletik-Kommentator des ZDF, aber auch der Sportchef im Sender. Und als die Fritz-Walter-Stiftung 1999 gegründet wurde, übernahm er den Vorsitz im Kuratorium. „Poschi“ moderierte die Veranstaltung zum 80. und 90. Geburtstag von Fritz Walter im Stadion in Kaiserslautern und auch einige weitere „Fritz-Walter-Galas“. Mit Fritz verbindet ihn auch die Liebe zum Behindertensport. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Wolf-Dieter Poschmann der Partner von Special Olympics Deutschland, dem Sportverband für Menschen mit geistiger Behinderung.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

Freundschaftsspiel 1. FC Kaiserslautern - S.S. Lazio Rom 1:4

25. Juni 1939, Kaiserslautern, Zuschauerzahl unbekannt, ein Tor von Fritz Walter

Nur knapp zwei Monate nach dem Gastspiel von Rapid Wien auf dem Lauterer Betzenberg schickte sich eine weitere namhafte Mannschaft an, der Barbarossastadt ihre Aufwartung zu machen. Der 1. FC Kaiserslautern empfing am Sonntag, den 25. Juni 1939 mit Lazio Rom, die in jenen Tagen mehrere Partien im südwestdeutschen Raum absolvierten, eine absolute europäische Spitzenmannschaft zu einem Freundschaftsspiel. Die Römer traten nicht unbedingt in Bestbesetzung an. Offensichtlich zeigte sich die Kulisse insbesondere darüber enttäuscht, dass Mittelstürmer Silvio Piola nicht auf dem Rasen stand, der übrigens zum erfolgreichsten Torschützen in der Geschichte des italienischen Fußballs avancieren sollte. Bis zum Ende seiner Karriere im Jahre 1954 erzielte er sagenhafte 274 Tore in der Serie A. Doch die Ballkünstler aus der italienischen Hauptstadt begeisterten auch ohne ihren Stürmerstar. Vor allem Alfredo Monza in der Defensive, Bruno Camolese in der Läuferreihe und Anselmo Pisa im Sturm verzückten das Publikum. Dennoch gehörte die Anfangsviertelstunde der Partie dem 1. FCK, wobei auch Torhüter Giacomo Blason sein Können mehrfach unter Beweis stellen musste. Dabei vergaben Jakob Marker und Fritz Walter aussichtsreiche Chancen oder scheiterten am Klasse-Keeper der Römer. Dann ging der FCK in Führung. Nach einem feinen Zuspiel in die zentrale Position jagte Fritz Walter das Leder unhaltbar ins Netz, was die Tagespresse illustrativ kommentierte. "Walter setzte sich auch gegen die Römer ausgezeichnet durch und setzte Blason eine seiner bekannten Bomben in die Maschen" (NSZ, 26.06.1939). Die Gäste glichen noch vor der Pause aus und der der neu verpflichtete Argentinier erhöhte nach dem Wechsel mit zwei Toren auf 1:3, ehe den Römern kurz vor Ende der Partie noch der vierte Treffer gelingt. Für Fritz Walter und seine Mannschaftskameraden sicher ein denkwürdiges Spiel und eine Ehre gegen einen solch namhaften Gegner antreten zu dürfen. Auch wenn das Ergebnis eher nicht in ihrem Sinne war. Anerkennenden Beifall von den Rängen erhielten indes beide Teams nach dem Abpfiff.

Text: Matthias Gehring

Wolf-Dieter Poschmann mit Dr. Michael Becker, dem ehemaligen Berater von Miro Klose, bei der Fritz-Walter-Gala 2011 (Foto: Peter Seydel).
Scheckübergabe bei der Fritz-Walter-Gala 2011, elegant moderiert von Wolf-Dieter Poschmann.

Tony Marshall

Es ist 1997. Tony Marshall habe angerufen. Renate Kehl sagt es zu Fritz Walter. Der Sänger der „Schönen Maid“ und vieler anderer Hits, ist ein enger Freund von Fritz Walter. So wie auch der Trompeter Walter Scholz. Tony Marshall, sagt die Kehl, habe wissen wollen, wie es dem Fritz geht. Der Sänger ruft immer wieder an, und wenn er in der Pfalz zu tun hat, kommt er auch vorbei. Dass er beim Geburtstag von Fritz singt und Italia ein Ständchen bringt, versteht sich von selbst.

 

Das Spiel des Tages: 

Gauspiel Südwest-Auswahl - 1. FC Nürnberg 7:2

1. Juli 1939, Kaiserslautern, 5.000-6.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Im Rahmen des sogenannten "Gautages am Westwall" standen zwischen Freitag dem 30. Juni und Samstag dem 1. Juli in Kaiserslautern diverse Sportveranstaltungen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr dabei eine Fußballpartie auf dem Lauterer Betzenberg, bei der eine Südwest-Auswahl des Saarpfalz-Gaus gegen den 1. FC Nürnberg antrat. Der zu diesem Zeitpunkt bereits sechsmalige deutsche Fußballmeister 1. FC Nürnberg war der Einladung gerne gefolgt und sicherte laut den damaligen Gazetten zu in Bestbesetzung antreten zu wollen. Im Sommer jenes Jahres waren die Franken in bester Verfassung. In zwei Testspielen hatte man immerhin den amtierenden italienischen Meister AGC Bologna und den AS Rom geschlagen und zwar ohne ein einziges Gegentor. Neben Fritz Walter schmückten außerdem die Lauterer Willi Hörhammer und Karl Heinz Folz die Aufstellung der Südwest-Auswahl. Obwohl die Nürnberger mit vielen Vorschusslorbeeren angereist waren, hatten die Franken gegen die engagiert spielende und offensiv starke Auswahl-Mannschaft kaum eine Chance und gingen am Ende mit 7:2 unter. Überragender Spieler der Gaumannschaft war Fritz Walter, der insgesamt drei Tore selbst erzielte und zu zwei Treffern des Frankenthalers Rudolf Reinhardt und dem Schlusspunkt, den der Neustadter Eugen Flohr markierte, jeweils die Vorlage lieferte. Für Fritz Walter selbst eine sicher herausragende Erfahrung gegen einen so namhaften Gegner einem Spiel derart den eigenen Stempel aufdrücken zu können.

Text: Matthias Gehring

 

Fritz Walter mit Tony Marshall.

Kostenloses Haareschneiden

Heimat. Fritz Walter stand dafür. Da konnten die finanziellen Verlockungen nach der Weltmeisterschaft 1954 noch so lukrativ sein, die Offerten aus Frankreich und Italien erreichten nicht ihre Wirkung. Fritz Walter brauchte die Pfalz, seine gewohnte Umgebung. Ein Lauterer Friseur hat ihm nach der WM 1954 ein kostenloses, lebenslanges Haareschneiden geschenkt. Fritz wäre nie mehr zu einem anderen Friseur gegangen. Nicht wegen des Geldes, es hatte etwas mit Treue zu tun.

Er musste sich da wohlfühlen, wo er war. Ob ihm das andere Länder hätten bieten können? Und Geld hatte er auch so genug. Er war ein guter Vermarkter in eigener Sache.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages:

Testspiel DFB-Auswahl - Gau-Bayern 6:5

15. Juli 1939, 15.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Anlässlich eines Gautages traten am 15. Juli 1939 in Schweinfurt eine National-Auswahl und eine bayrische Gau-Auswahl zu einem Testspiel gegeneinander an. Aus den Reihen des 1. FCK mit dabei natürlich Fritz Walter, der allerdings nicht wie in Kaiserslautern als Mittelstürmer auflief, sondern auf der Halbstürmerposition. Auch in diesem Testspiel hatte Reichstrainer Sepp Herberger bereits die Olympiade in Helsinki im Blick und setzte überwiegend auf talentierte Nachwuchsspieler. Dennoch bot er eine Mannschaft auf, die in dieser Zusammensetzung noch nie vorher zusammen gespielt hatte. Bei der Gau-Auswahl standen übrigens auch die beiden Nationalspieler Andreas Kupfer und Albin Kitzinger aus Schweinfurt sowie Jakob Streitle aus Ulm auf dem Platz. Die rund 15.000 Zuschauer sahen eine abwechslungsreiche und vor allem torreiche Partie, in der am Ende die Nationalmannschaft die Nase vorne hatte und die Auswahl des Bayern-Gaus mit 6:5 besiegte. Fritz Walter besorgte nach der Führung der Bayern den 1:1 Ausgleich. Zur Pause stand es 2:2 Unentschieden und im zweiten Durchgang sollten noch sieben weitere Tore fallen. Zunächst ging die Bayern-Auswahl mit 2:4 in Front. Doch die DFB-Auswahl konnte ausgleichen und sogar die Führung herausholen, um wiederum den Ausgleich hinzunehmen. Rudolf Reinhardt aus Frankenthal markierte kurz vor dem Ende den Siegtreffer. Reichtrainer Sepp Herberger kommentierte Spielverlauf und Ergebnis lapidar nur mit "ich bin zufrieden". Auch die Leistung Fritz Walters ließ der Reichstrainer nicht unkommentiert und attestierte dem Lauterer Stürmer "als Halbrechter doch viel für den Aufbau getan" zu haben. "Wundervoll waren seine Vorlagen zu Klingler und Gärtner, die zu sicheren Toren führten. Prächtig war auch sein erstes Tor, das er auf eine Flanke…entschlossen vorstoßend einköpfte". Wenige einfache Worte, die aber die wichtigsten Grundfertigkeiten Fritz Walters deutlich widerspiegeln. Mit einem weiteren Blick in die Zukunft, verriet Herberger außerdem, man könne "diesen Sturm ruhig so stehen lassen" und es sei "nicht ausgeschlossen, dass hier die Nationalmannschaft der Zukunft heranreift". Am 3. September 1939 sollte Fritz Walter übrigens ein zweites Mal für Deutschland gegen eine Mannschaft des Fußball-Gaues Mitte auflaufen. Die Partie sollte anlässlich des Opfertags des deutschen Sportes in Magdeburg stattfinden. Wegen des Kriegsausbruchs wurde dieses Spiel jedoch abgesagt.

Text: Matthias Gehring

Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Leppla

Otto Rehhagel

An einem 9.August 1938 wird Otto Rehhagel in Essen geboren. Mitten im Pott, wo auch Helmut Rahn, der Weltmeister von 1954 und Torschütze zum 2:2 und zum 3:2 zur Welt kam. Von 1966 bis 1972 spielte Rehhagel für den FCK. 1996 kommt er als Trainer auf den Betzenberg. In der Saison 1997/98 steigt der Traditionsverein mit ihm wieder  in die Bundesliga auf, um in dieser Saison auch Deutscher Meister zu werden. Unerwartet, sensationell, die Gesetze des Fußballs außer Kraft setzend. Das war nur mit Otto möglich. So wie auch 2004, als Griechenland mit Otto Rehhagel als Nationaltrainer Europameister wurde. Eng war die Freundschaft zwischen Otto Rehhagel und Fritz Walter. Beide lebten die Region, aus der sie kamen, den Ruhrpott und die Pfalz.    

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages: 

Gauliga-Südwest, Staffel Saarpfalz - TSG 1861 Ludwigshafen - 1. FCK 3:2

27. August 1939, Zuschauerzahl unbekannt, ein Tor von Fritz Walter

Nur wenige Tage vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges begann der Spielbetrieb der Gauliga Südwest. Der 1. FCK war als Meister der Bezirksklasse Mittelpfalz zusammen mit dem Zweitplatzierten VfR Fankenthal in die Gauliga Südwest aufgestiegen und ging in der Staffel Saarpfalz an den Start. Bei der ersten Paarung der Saison 1939/1940 musste der FCK auswärts bei der TSG 1861 Ludwigshafen antreten.  Für Fritz Walter das erste Punktspiel in der Gauliga! Doch die Liga-Premiere ging leider in die Hose und der FCK verlor beim Ludwigshafener Traditionsverein mit 2:3 denkbar knapp. Beide Mannschaften mussten auf eine Reihe von namhaften Spielern verzichten. Die TSG musste dabei sieben Stammspieler ersetzen, beim FCK fehlten mit Heinz Folz, Willi Hörhammer, Walter Ininger, Ernst Gebhardt und Heinrich Hergert fünf angestammte Kräfte. Der FCK ging durch Fritz Walter in Führung, musste aber noch vor der Halbzeitpause den Ausgleich hinnehmen. Im zweiten Durchgang ging der FCK durch Karl Abel erneut in Führung, doch die Hausherren glichen wieder aus und markierten kurz vor Ende den Siegtreffer, wobei der FCK durchaus noch Chancen auf den Sieg hatte. Bedingt durch den Kriegsausbruch am 1. September wurden die bereits absolvierten Partien des ersten Spieltages annulliert und die Spielzeit als Kriegsmeisterschaft Ende November 1939 neu begonnen.

Text: Matthias Gehring

Heiner Breyer und die Rheinpfalz

Heiner Breyer ist Ende der 1980er- Jahre zu Besuch bei Fritz Walter. Er will für die „Rheinpfalz“, die pfälzische Tageszeitung, für die Breyer 38 Jahre Ressortleiter für Sport war, ein Interview mit Fritz machen. Beide wissen nicht mehr, das wievielte es ist. Seit Anfang der 1950er- Jahre begleitet der Journalist , der aus Mannheim stammt und später in Alsenborn wohnt, den FCK und die Weltmeister Kohlmeyer, Liebrich, Eckel und die Walter-Brüder. Breyer kennt und schätzt sie alle. Er hat auch schon alles über sie geschrieben. Er ist der beste Kenner des Sportes in der Region. Und einer der besten Freunde von Fritz.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages:

Reichsbundpokal  -  Hessen-Gau - Südwest-Gau 0:3

3. Dezember 1939, Kassel, 4.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Die ab 1933 neu gegliederten Fußball-Gaue im Deutschen Reich traten mit Auswahl-Mannschaften jährlich in einem Pokal-Modus gegeneinander an. Der Wettbewerb ersetzte den früheren Bundespokal und wurde ab der Spielzeit 1935/1936 Reichsbundpokal genannt. Mit dem hinzugekommenen Gau Sudetenland gab es ab 1939 18 teilnehmende Mannschaften. Die Auswahl des Südwest-Gaus traf nach überstandenem Ausscheidungsspiel im Achtelfinale am Sonntag, den 3. Dezember auf dem Kurhessen-Sportplatz in Kassel auf die Auswahl des Hessen-Gaus. Die Elf aus Südwest ging zwar nach 20 Minuten durch Albert Wirsching von Eintracht Frankfurt in Führung, doch es blieb bis in die Schlussphase zunächst bei der knappen Südwest-Führung, ehe Fritz Walter knapp 10 Minuten vor Ende das 2:0 markierte und noch vor dem Abpfiff mit seinem zweiten Treffer des Tages auf 3:0 stellte, was gleichzeitig das Endergebnis war. Die Südwest-Auswahl scheiterte dann übrigens im Viertelfinale gegen die Auswahl aus Bayern, die später auch das Finale erreichte und sich Ende Juni 1940 in Augsburg mit einem 3:1 Sieg gegen Sachsen den Pokal holte.

Text: Matthias Gehring

Bildrechte Fritz-Walter-Stiftung

Fritz-Walter-Stiftung

Seit 2009 ist Roger Lewentz Vorsitzender der „Fritz-Walter-Stiftung“. Da war der 1963 geborene und in Kamp-Bornhofen am Rhein lebende Fußballfan noch Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Innenministerium, dem auch der Sport angehört. Seit 2011 ist er Minister.

Lewentz folgte Kurt Beck im Vorsitz der Stiftung, wie bei Beck hat er Michael Desch als Geschäftsführer an seiner Seite. „Von Fritz Walter hat mir mein Vater erzählt. Und von all den anderen, vor allem den Lauterern, die 1954 diesen Triumph erlebten“, sagt Roger Lewentz. Später hat er sie kennengelernt, vor allem Ottmar Walter und Horst Eckel. Das Amt in der Stiftung ist ihm ein wichtiges. Die Zwecke zu erfüllen, die die Satzung vorgibt ist dabei so eminent wie das immerwährende Bemühen, die Erinnerung an Fritz Walter wach zu halten. Zu vermitteln, dass seine Bescheidenheit, die mit großem Erfolg im Fußball gepaart war, auch heute noch möglich sind.

 

Spiel des Tages: 

Entscheidungsspiel Staffel Saarpfalz- Borussia Neunkirchen - 1. FCK 1:4

7. April 1940, Neustadt an der Weinstraße, 3.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Nicht genug, dass in der Gauliga Südwest bedingt durch den Kriegsausbruch ein Neu-Start verordnet und der erste Spieltag annulliert wurde, auch das Ende der Spielzeit in der Saarpfalz-Staffel barg noch eine Hürde. Am Rundenende standen gleich zwei Mannschaften punktgleich (19:5) an der Tabellenspitze und es kam zu einem Entscheidungsspiel. Dieses fand am 7. April 1940 im Schöntal-Stadion in Neustadt an der Weinstraße statt. Favorit war eindeutig Borussia Neunkirchen, die der Gauliga seit ihrer Gründung ununterbrochen angehört hatten, während sich der FCK in jenen Jahren bisweilen eher als Fahrstuhlmannschaft gab. Doch der FCK hatte sich als Aufsteiger Respekt erarbeitet. Die bis dahin erzielten 62 Tore ein Spitzenwert, der vor allem der Sturmreihe und hier insbesondere Fritz Walter zu verdanken waren. Den Platz an der Tabellenspitze wollte der FCK unbedingt behaupten und löste die Aufgabe mit Bravour. Mit 4:1 bezwang die Mannschaft von Trainer Karl Berndt den Gegner aus Neunkirchen. Die Saarländer gingen nach furiosem Beginn sogar mit 1:0 in Führung, doch der FCK drehte durch zwei Tore von Fritz Walter und Karl Janda das Spiel noch vor der Halbzeitpause. Fritz Walter hatte nach dem 2:1 sogar noch zwei hochkarätige Chancen, das Halbzeitergebnis deutlich zu erhöhen. So ging es mit 1:2 in die Kabine. Im zweiten Durchgang erzielte der FCK vor 3.000 Zuschauern kurz nach Wiederbeginn durch Fritz Walter das 3:1. Später baute der damalige Gastspieler Karl Janda das Ergebnis weiter aus und der FCK siegte am Ende mit 4:1, was auch von der Höhe her verdient schien.

Text: Matthias Gehring

Roger Lewentz begrüßt die Gäste der Fritz-Walter-Gala 2017
Roger Lewentz begrüßt die Gäste der Fritz-Walter-Gala 2017
Übergabe des Vorsitzes der Fritz-Walter-Stiftung von Kurt Beck an Roger Lewentz im Jahr 2009.
Annemarie Becker erhält den Fritz-Walter-Ehrenpreis. Foto Peter Seydel.
Annemarie Becker erhält den Fritz-Walter-Ehrenpreis. Foto Peter Seydel.
Logo der Fritz-Walter-Stiftung bis 2009.
Gründung der Fritz-Walter-Stiftung im Jahr 1999 in Kobern-Gondorf im Beisein der Freunde aus Ungarn.

Fritz Danco, Peter Jochen Degen und der SWR

Fritz Danco ist in den 1970er- bis 1990er-Jahren der Sportreporter des SWR. Motorsport und Fußball sind seine Themen. Danco hat eine enge Beziehung zu Fritz Walter. Er berichtet von den Spielen des FCK und hat viele Interviews und Features über den Fußballer gemacht. Dabei verliert er bei aller Bewunderung für Fritz Walter nie die Distanz bei seiner journalistischen Arbeit. Fritz Danco bleibt Zeit seines Lebens ein Fan von Fritz Walter.

Dass der Südwestrundfunk eine große Nähe zu Fritz Walter hatte und immer noch hat, das liegt auf der Hand. Rudi Michel und Fritz Danco, die Urväter des SWR-Sportjournalismus, waren eng mit Fritz befreundet. Aber auch die Generation danach wusste etwas mit dem Phänomen Fritz Walter anzufangen. Wie der langjährige Mainzer Sportchef Claus-Dieter Gerke, eigentlich Frankfurt- Fan, aber auch dem FCK verbunden. Und Holger Wienpahl, eines der aktuellen SWR-Gesichter. Er moderierte viele „Fritz-Walter-Galas“. Und Stefan Keber, der glänzende SWR Sport-Feuilletonist, kaum einer ist journalistisch näher dran an den Spielern von 1954 wie er. Auch Gerkes Bruder Ulli, viele Jahre für den „Kicker“ tätig, berichtete viele Jahre über Fritz Walter.

Peter Jochen Degen, ein Pälzer Junge, war auch ein Stück SWR, FCK und vor allem ein Wegbegleiter von Fritz Walter. Zum 90. Geburtstag von Fritz Walter schuf er zusammen mit Michael Desch und Hans-Peter Schössler das Buch „Fritz Walter-Kapitän für Deutschland“. Peter Jochen Degen, der viel zu früh starb, war auch der erste Vorsitzende des Fördervereins der Fritz-Walter-Stiftung.

Text: Hans-Peter Schössler

Hier geht es zum Webspecial des SWR: https://www.swr.de/sport/fussball/fritzwalter/index.html

 

Spiel des Tages: 

Endspiele Gauliga Südwest  -  1. FCK - Offenbacher Kickers 1:1

14. April 1940, Kaiserslautern, 5.000 Zuschauer

Um den Meister der Gauliga Südwest zu ermitteln, durfte der FCK als Erstplatzierter der Staffel Saarpfalz nun gegen Kickers Offenbach antreten, den Tabellenführer der Staffel Mainhessen. Seit Einführung der Gau-Ligen im Jahr 1933 waren die beiden Vereine in der höchsten deutschen Spielklasse bislang sechsmal aufeinandergetroffen. Bei vier Offenbacher Siegen, einem Unentschieden und nur einem Lauterer Sieg sowie einem Torverhältnis von 21:13 zugunsten der Hessen, hatten die Kicker vom Bieberer Berg statistisch gesehen die Nase vorne. Dennoch zeigte sich der FCK-Anhang mehr als optimistisch und setzte vor allem auf die in der Punktspielrunde erfolgreiche Sturmreihe. Doch gerade die Sturmreihe des FCK kam gegen die solide Defensivarbeit der Gäste überhaupt nicht zur Geltung und markierte während der 90 Minuten keinen einzigen Treffer. Schlimmer noch. Die Führung der Offenbacher Kickers nach einer knappen Viertelstunde egalisierten die Gäste noch vor der Halbzeitpause durch ein kurioses Eigentor höchstselbst. Am Ende blieb es auch beim für den FCK enttäuschenden 1:1 Unentschieden. Die Entscheidung musste also im Rückspiel eine Woche später in Offenbach herbeigeführt werden.

Text: Matthias Gehring

Foto Peter Seydel
Foto Peter Seydel

Sektflaschen nach Rostock

Der Brief kam aus einem kleinen Ort in der Nähe von Rostock. Das war 2000. Der Mann schreibt, er habe Fritz Walter 1956 bei dem berühmten Spiel in Leipzig gegen Aue gesehen. Mit dem Zug sei er von Rostock nach Leipzig gefahren. Er habe mehrere Schuhkartons mit Zeitungsausschnitten über Fritz. Jetzt wolle er ihm schreiben und fragen, ob er ein Autogramm haben dürfe.

Fritz Walter ist gerührt. Da schreibt einer, kaum jünger als er selbst, und der will ein Autogramm haben. 50 Jahre nach Bern.

Es gibt nicht nur ein Autogramm, sondern auch einen Brief und auch drei Flaschen Sekt gehen nach Rostock.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages:

Endspiele Gauliga Südwest  -  Offenbacher Kickers - 1. FCK 6:3

21. April 1940, Offenbach, 8.000-9.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Nach dem Unentschieden am Betzenberg ging es am Bieberer Berg um alles. Man merkte der Lauterer Elf vom Anpfiff weg an, dass die Partie in der Vorwoche mit dem ernüchternden Ergebnis gehörig wurmte. Beide Mannschaften hatten in der Anfangsviertelstunde Möglichkeiten, auf Seiten des FCK vor allem Fritz Walter. Nach 25 Minuten dann die Führung des FCK. Fritz Walter traf nach Vorlage von Werner Baßler. Gut 10 Minuten nach der Führung gar das 2:0 für den FCK, wieder durch den nimmermüden Fritz Walter, der mit einem wuchtigen Distanzschuss den Offenbacher Keeper prüfte, der das Leder nicht entscheidend parieren konnte. Fast im Gegenzug dann der Anschlusstreffer für die Kickers. Mit dem knappen 1:2 ging es in die Kabine. Kurz nach dem Wiederanpfiff flankte Fritz Walter von rechts, Jakob Marker stand goldrichtig und verwandelte zum 1:3. Der FCK sah nun wie der sichere Sieger aus, doch die Hausherren warfen nun alles in die Waagschale und wurden belohnt. Binnen 10 Minuten gelang es den Offenbachern nicht nur das Ergebnis zu egalisierten, sondern auch erstmals in Führung zu gehen. Eine Viertelstunde vor dem Ende gelang den Kickers gar das 5:3! Der FCK steckte zwar nie auf und hielt bis zum Abpfiff dagegen, musste aber kurz vor Spielende sogar das 6:3 einstecken, was auch gleichzeitig das Endergebnis war. Der FCK hatte den Titel verpasst, Kickers Offenbach war nicht unverdient Meister der Gauliga Südwest.

Text: Matthias Gehring

Lehrbefähigung für Fußball

1957. Am 19. August erhält Fritz Walter ein Zeugnis zur Lehrbefähigung für Fußball. Er hat vom 24. bis 28. Juni an einem Trainerlehrgang des DFB teilgenommen und bestanden. Sepp Herberger unterschreibt als Prüfungsleiter. Sein Fußball-Lehrer-Ausweis trägt die Nummer 469. Trainer werden will er eigentlich nicht, obwohl er nach dem Krieg als Spielertrainer beim FCK arbeitet und Anfang der 1960er Jahre beim SV Alsenborn in dessen großer Zeit einmal aushilft.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Deutschland - Rumänien 9:3

14. Juli 1940, Frankfurt /Main, 45.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Im Kriegsjahr 1940 erhielt der neunzehnjährige Fritz Walter von Reichstrainer Sepp Herberger seine erste Berufung in die deutsche A-Nationalmannschaft. Wenige Tage nach dem Ende des Westfeldzuges und der (vergeblichen) Hoffnung auf Frieden war am 14. Juli 1940 Rumänien in Frankfurt am Main Gegner der deutschen Mannschaft. Erstmals lief Fritz Walter mit Fußballgrößen wie Paul Janes, Andreas Kupfer, Albin Kitzinger und Willi Hahnemann zu einem Länderspiel auf. Fritz vermochte seine Nervosität zu bezwingen und leistete mit einer glänzenden Aktion die Vorarbeit zum Führungstor durch Willi Hahnemann. Kurz vor der Halbzeitpause erzielte der Debütant per Kopfball sein erstes Länderspieltor zum 4:0 Zwischenstand. In der zweiten Halbzeit war Fritz Walter noch zwei Mal erfolgreich, ein viertes Tor von ihm wurde kurz vor Spielende wegen Abseitsstellung nicht anerkannt. Die Fachpresse lobte den jungen Lauterer und Sepp Herberger zeigte sich sehr zufrieden mit seinem Schützling. Fritz Walter war somit auf Anhieb Stammspieler der deutschen Nationalmannschaft geworden.

Text: Hans Walter

Ausschnitt aus dem Buch FRITZ WALTER - KAPITÄN FÜR DEUTSCHLAND.

Ferenc Puskás

Fritz Walter auf dem Weg nach Budapest zum 70. Geburtstag von Ferenc Puskás. Hauptbahnhof Mannheim. Er und sein Begleiter betreten den Bahnsteig, Fritz setzt sich auf eine Bank, der Koffer steht daneben. Dann die Lautsprecherdurchsage: „Der Zug hat leider 45 Minuten Verspätung.“ Für Fritz ist klar, dass jetzt der Anschlusszug in München unerreichbar sein wird.

Sein Begleiter, der ihn gut kennt, nimmt den Koffer und geht in Richtung Ausgang. Fritz fragt ihn, was er vorhabe. „Du hast doch gesagt, dass alles keinen Sinn hat, weil in München der Zug nicht erreichbar ist.“ Fritz fragt an, ob man es nicht doch versuchen sollte.

Sie versuchen es, erreichen München und Budapest und erleben besondere Tage.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Gau-Vergleichsspiel: Gau Südwest - Gau Württemberg 5:3

28. Juli 1940, Homburg, 6.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Am Sonntag, den 28. Juli 1940 kam es auf der Hauptkampfbahn des städtischen Sportfeldes, dem späteren Waldstadion, im saarpfälzischen Homburg zu einem Vergleichsspiel zweier Auswahlmannschaften der Fussball-Gaue Südwest und Württemberg. Bereits im Vorfeld standen dabei zwei herausragende Offensivakteure auch im Blickfeld der damaligen Presse. Auf der einen Seite der für Württemberg auflaufende Edmund Conen. Bereits neunzehn Mal stand der kombinationssichere und ballgewandte Stürmer bis dahin in der Nationalmannschaft. Auf der anderen Seite, Fritz Walter, der zu diesem Zeitpunkt erst einmal das Nationaltrikot getragen hatte, aber in der Fachpresse bereits als möglicher Nachfolger Conens in der Nationalmannschaft gehandelt wurde. Es war ein Spiel mit zwei unterschiedlichen Halbzeiten, in denen jeweils die beiden Stürmer durchaus Akzente setzen konnten. Insbesondere Edmund Conen unterstrich dabei eindrucksvoll seine Qualitäten als damals bester und reifster deutscher Mittelstürmer. Die Südwestauswahl ging bereits nach rund 10 Minuten in Führung. Doch etwa ab der 20. Spielminute konnten die Württemberger binnen nur fünf Zeigerumdrehungen nicht nur ausgleichen, sondern zogen mit zwei weiteren Treffern auf 3:1 davon. Kurz vor dem Pausenpfiff erzielte der Frankfurter Albert Wirsching nach Vorlage Fritz Walters den Anschlusstreffer. Im zweiten Durchgang schlug die Stunde der nun besser harmonierenden Auswahl aus dem Südwesten. Nach dem Ausgleich durch Adam Schmitt brachte Fritz Walter mit einem Schuss aus dem Gedränge heraus seine Mannschaft in Führung. Es war dann erneut Adam Schmitt von Eintracht Frankfurt, der mit dem 5:3 den Endstand erzielte.

Text: Matthias Gehring

Bild aus dem Archiv des Landessportbundes Rheinland-Pfalz.
Bild aus dem Archiv des Landessportbundes Rheinland-Pfalz.

Udo Sopp

Udo Sopp war ein wichtiger Begleiter im Leben des Fritz Walter. Vor allem nach dem Tod von Italia im Dezember 2001 war der evangelische Geistliche Tröster und auch ein wenig Ratgeber. Udo Sopp gestaltete viele Trauerfeiern rund um den FCK mit, aber er war viel mehr. Der 1934 in Wuppertal geborene, der früh in die Pfalz kam, wurde einer der intensivsten Fans des FCK. Von 1973 bis 1981 war er Vizepräsident des Vereins, von 1981 bis 1985 dann Präsident. Einer der Höhepunkte seiner Zeit war am 14. September 1983 das Europapokalspiel gegen den FC Watford. 3:1 gewann der FCK. Udo Sopps Pendant als Watford-Präsident war im Übrigen der Sänger Elton John.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages 

Testspiel: FV Metz - 1. FC Kaiserslautern 1:9

11. August 1940, Metz, Zuschauerzahl unbekannt, sechs Tore von Fritz Walter

"Wir begrüßen den 1.F.C. Kaiserslautern in unserer Stadt aufs Herzlichste als den ersten deutschen Verein, der sich uns in Metz im friedlichen Wettkampf stellt". So begrüßte der Metzer Stadtkommissar und frühere Kaiserslauterer Oberbürgermeister Richard Imbt in der Tagespresse den 1. FCK, der am 11. August 1940 in der lothringischen Stadt Metz gegen den dortigen FV Metz zu einem Testspiel antrat. Bedenkt man, dass Frankreich seit knapp 3 Monaten von Deutschland besetzt war und der ab 1932 als FC Metz geführte lokale Fußballverein nach der deutschen Besetzung in FV Metz umbenannt wurde, eine fast heuchlerische Willkommensbotschaft! Aber auch andere Presseberichte jener Tage triefen nur so von deutschnationalen Parolen, mit denen der Fußballsport in chauvinistischem Sprachduktus gezielt für politische Botschaften missbraucht wurde. Die Akteure auf dem Rasen werden allerdings einfach nur glücklich gewesen sein, kicken zu dürfen. Ob und inwieweit hier einzelne die perfiden Worte der Herrschenden und die Situation im besetzten Nachbarland innerlich verurteilten, lässt sich heute natürlich nicht mehr nachvollziehen. Die herausragende Spielerpersönlichkeit auf dem Platz war Fritz Walter. Er erzielte allein sechs Tore beim Sieg des 1. FC Kaiserslautern, der mit 9:1 gegen die neu formierte Metzer Mannschaft recht deutlich und deftig ausfiel. Auch an den drei weiteren Lauterer Treffern war Fritz Walter mehr oder wenig beteiligt. Der Ehrentreffer der Gastgeber resultierte übrigens aus einem Distanzschuss aus 30 Metern, das vielleicht schönste Tor jenes Sonntages im August 1940.

Text: Matthias Gehring

Udo Sopp mit Elton John (Bild stammt aus den FCK-Archiv).

Harry Koch

Besuch bei Fritz Walter. Es ist Mitte der 1990er-Jahre. Harry Koch kommt. Von 1995 bis 2003 spielt der Bayer für den FCK 220 Spiele und schießt 23 Tore. Der knallharte Abwehrrecke ist ein feiner Kerl. Mit dem Motorrad kommt er nach Alsenborn. Fritz Walter hat ihn auf dem „Betze“ kennengelernt und zu sich eingeladen. Es wird ein wunderbarer Nachmittag. Und Harry erzählt von seinen Fahrten mit dem Motorrad. Das sei ganz toll und das müsse auch etwas mit Freiheit zu tun haben, meint der Fritz später. Harry würde ihm gerne sein Motorrad für eine Fahrt zur Verfügung stellen. Fritz lehnt dankend ab. Das mit dem Fahren auf Rädern, das ist nicht seine Sache. Aber den Harry Koch, den mag er.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Tschammerpokal: 1. FC Kaiserslautern - Fortuna Düsseldorf 2:3

18. August 1940, Kaiserslautern, 5.000-6.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Im Tschammerpokal der Spielzeit 1939/1940 hatte der FCK mit Siegen gegen Neustadt (1:0), Wiesbaden (5:3), Kreuznach (20:0) und Friedrichsthal (10:4) fast mühelos die Schlussrunde erreicht. Hier wartete allerdings eine harte Nuss auf den 1. FC Kaiserslautern. Mit Fortuna Düsseldorf gab sich immerhin der Deutsche Meister des Jahres 1931, Vizemeister 1936 und Pokalfinalist von 1937 am Lauterer Betzenberg die Ehre. Die Fortuna, die unter anderem mit den Nationalspielern Paul Janes, Ernst Albrecht und Kurt "Kutti" Krüger auflief, galt als Favorit und wurde dieser Rolle am Ende auch gerecht. Die Gäste gingen schon nach sieben Minuten nach einem Freistoß in Führung. Fritz Walter war es, der nach der Gästeführung vom Anpfiff weg nach einem sehenswerten Solo aus halbrechter Position abzog und den Ausgleich markierte. Das 1:1 war gleichzeitg auch der Pausenstand. Nach einem Freistoß zu Beginn des zweiten Durchgangs gingen wieder die Gäste in Führung (55.). Vor allem Fritz Walter stemmte sich mit Vehemenz gegen die drohende Niederlage und hätte nach gut einer Stunde fast erneut den Ausgleich erzielt. Mitten in der leichten Drangphase des FCK, gelang den Gästen jedoch ihr dritter Treffer des Tages. Der FCK ließ in der Folge einige gute Möglichkeiten aus, unter anderem auch Fritz Walter. Erst kurz vor Spielende gelang Fritz Walter nach einer Freistoßflanke noch der Anschlusstreffer zum 2:3, doch am Ende blieb es beim knappen Düsseldorfer Sieg, "der sowohl der größeren Erfahrung und der reiferen Leistung der Fortuna als absolut verdient bezeichnet werden muss" (NSZ, 19.08.1940). Düsseldorf scheiterte dann übrigens im Halbfinale gegen den 1. FC Nürnberg, der sich wiederum im Finale gegen den Dresdner SC knapp mit 1:2 nach Verlängerung geschlagen geben musste.

Text: Matthias Gehring 

Harry Koch mit Frau Angelika bei der Fritz-Walter-Gala 2018 in Simmern (Foto: Peter Seydel).
Harry Koch mit seinen beiden Söhnen beim Abschiedsspiel. Foto aus dem Buch FRITZ WALTER - KAPITÄN FÜR Deutschland.

Urlaub bei Walters

Als sie noch jung und fit waren, sind Italia und Fritz Walter nach Italien in den Urlaub gefahren. Sie liebten das Meer (sie hatten auch in Alsenborn ein Schwimmbad), die Sonne und das gute Essen. Als Peter Briegel später in Verona spielte, haben sie das gerne zum Anlass genommen, ihn dort zu besuchen. Das ist auch ein Grund mehr, warum der Briegel ein besonderer Freund wurde.

In späteren Jahren liebten die Walters vor allem auch den Schwarzwald. Die Essen im Sternehotel in Baiersbronn genossen sie. Fernweh hatten die beiden weniger. Das lag vor allem daran, dass Fritz nicht flog oder mit dem Schiff auf Reisen gehen wollte. Am Ende genügte die Idylle am Waldrand von Alsenborn.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Deutschland - Finnland 13:0

1. September 1940, Leipzig (Bruno-Plache-Stadion), 40.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Genau ein Jahr nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges, absolvierte die deutsche Fußballnationalmannschaft ein Länderspiel gegen Finnland. Die Finnen hatten drei Tage zuvor noch ein Länderspiel gegen Schweden in Helsinki absolviert, das sie mit 2:3 verloren hatten. Rund 40.000 Zuschauer im Bruno-Plache-Stadion in Leipzig sahen dann am Sonntag, den 1. September 1940 eine deutsche Auswahl, die wie entfesselt spielte und vor allem Tore wie am Fließband schoss. Sage und schreibe 13:0 hieß es am Ende der 90 Minuten, in denen die Suomi in Grund und Boden gespielt wurden. Wären die deutschen Angreifer phasenweise nicht so schlampig mit ihren Möglichkeiten umgegangen, wäre das Ergebnis am Ende noch deutlich höher ausgefallen. Bereits nach einer knappen Viertelstunde führte Deutschland mit 4:0, vier weitere Tore kamen bis zum Halbzeitpfiff dazu, die restlichen fünf Treffer fielen im zweiten Durchgang. Fritz Walter steuerte mit dem 3:0 und dem 12:0 zwei Tore zu dem unerwartet hohen Kantersieg bei. Willi Hahnemann von Admira Wien traf gar sechsmal ins gegnerische Tor, Edmund Conen (Stuttgarter Kickers) markierte vier Treffer und Willi Arlt vom Risaer SV erzielte eines der 13 Tore. Reichstrainer Sepp Herberger zeigte sich nach der Partie mit dem Spiel nicht immer zufrieden. "Glauben Sie mir, noch selten habe ich mich bei einem Länderspiel so viel geärgert wie heute. Nach dem 4:0 war es wie abgeschnitten", haderte Herberger über Nachlässigkeiten vor allem beim Auslassen von Chancen, deren Verwertung zu einem weit höheren Ergebnis hätten führen können. In bis dahin sieben Begegnungen gegen Finnland, war der Sieg in Leipzig bereits der siebte gegen die Nationalmannschaft der Finnen. Bis heute ist dieses Spielergebnis übrigens der höchste Sieg, den je eine deutsche Nationalmannschaft vor heimischer Kulisse eingefahren hat. Nach dem 16:0 gegen Russland bei den Olympischen Spielen in Schweden im Sommer 1912, auch der bis dahin zweite zweistellige Sieg einer deutschen Elf. Für die "Huuhkajat" (Uhus), wie die Nationalmannschaft aus dem hohen Norden genannt wird, war es bis heute die höchste Niederlage überhaupt.

Text: Matthias Gehring 

Norbert Thines

2015 ist Norbert Thines an diesem Tag Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern geworden. Von 1990 bis 1996 war er FCK-Präsident. Und er war ein enger Freund von Fritz Walter. „Der ist ehrlich und ein Segen für den Verein“, sagte Fritz. Der Thines nehme sich nicht wichtiger wie der Verein. Dr. Helmut Milz (lange Jahre Vorsitzender des Aufsichtsrates.) und Norbert Thines, das waren zwei vom FCK, denen Fritz vertraute.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Ungarn - Deutschland 2:2

6. Oktober 1940, Budapest, 32.000 Zuschauer

Nachdem die deutsche Nationalmannschaft in Leipzig ein 13:0 Schützenfest gegen Finnland hatte feiern können (mit Fritz Walter als zweifachem Torschützen und überragendem Vorlagengeber), erlebte Fritz Walter am 6. Oktober 1940 in Budapest sein erstes Auswärtsländerspiel. Die Ungarn hatten zu dieser Zeit bereits eine hervorragende Mannschaft und den Deutschen war noch nie zuvor ein Erfolg in Ungarn geglückt. Beim Stande von 2:2 erzielte Johann Pesser das 3:2 für Herbergers Mannschaft, doch der italienische Schiedsrichter Generoso Dattilo zeigte sich den Gastgebern gegenüber sehr generös und nahm seine Torentscheidung nach heftigen Protesten der Ungarn wegen angeblicher Abseitsstellung zurück. Es blieb beim 2:2 - und auch in der Zukunft sollten Spiele gegen Ungarn für Fritz Walter immer einen besonderen Stellenwert haben.

Text: Hans Walter 

Fritz Walter mit Norbert Thines (Bild aus dem FCK-Archiv).
Fritz Walter mit Norbert Thines (Bild aus dem FCK-Archiv).
Fritz Walter mit Norbert Thines (Bild aus dem FCK-Archiv).
Fritz Walter mit Norbert Thines bei der Vorstellung einer Telefonkarte (Bild aus dem FCK-Archiv).

Miro Klose

An diesem Abend im Jahre 2001 ist ein 23jähriger Fußballer mit Fritz Walter zusammen. Miroslav Josef Klose heißt er. In Polen wurde er geboren, 1985 kam die Familie nach Kusel und seit einigen Jahren spielt der Junge, den sie nur Miro nennen, für den FCK. Er bleibt bis 2004 und wird danach über die Stationen Werder Bremen, Bayern München und Lazio Rom ein Weltstar. Weltmeister 2014, Torschützenkönig. Er gewinnt alles, wovon ein Fußballer nur träumen kann.

Fritz Walter mag diesen ruhigen, bescheidenen Typen, der zuhören kann und nur das ausspricht, was auch Sinn macht. „So stelle ich mir einen vor, von dem sie einmal sagen, er habe viele der Tugenden von Fritz Walter“, hat Fritz einmal gesagt. Aber er hat natürlich gewusst, dass in der Zeit, in der Miro in die Pfalz kam, das nicht die letzte Station seiner Fußballerzeit sein würde. Heute ist Miro Klose Botschafter der „Fritz-Walter-Stiftung“.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Reichsbundpokal: Gau Westmark - Gau Nordmark 4:2

12. Januar 1941, Saarbrücken (Stadion Kieselhumes), 12.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

In der sogenannten Zwischenrunde des Reichsbundpokals 1940/1941 trennten sich die Auswahlteams der Gaue Nordmark und Südwest am 3. November 1940 am Hamburger Rothenbaum mit einem torlosen Unentschieden. 0:0 stand es auch nach der Verlängerung. Eine Entscheidung musste im Wiederholungsspiel her, das am Sonntag, den 12. Januar 1941 in Saarbrücken ausgetragen wurde. Rund 12.000 Zuschauer kamen damals ins Stadion Kieselhumus im Saarbrücker Stadtteil St. Johann und sahen eine muntere und spannende Partie, in der immerhin sechs Tore fielen. Mit 4:2 entschied die Auswahlmannschaft des Gaues Westmark den Pokalfight für sich und sicherte sich damit den Einzug in die nächste Pokalrunde. Fritz Walter traf dabei zum 4:2 Endstand, war aber an allen drei Toren der Westmark mehr oder weniger beteiligt. Nach knapp 25 Minuten führten die Hausherren durch Tore von Rudolf Reinhardt und Albert Wirsching bereits mit 2:0, doch die Gäste glichen noch vor dem Wechsel aus. Fritz Walter hatte kurz vor dem Pausenpfiff die erneute Führung noch auf dem Fuß. Im zweiten Durchgang sicherten erneut der Frankenthaler Rudolf Reinhardt sowie Fritz Walter, die im gesamten Spiel prächtig miteinander harmonierten, mit zwei weiteren Toren das Weiterkommen im Pokal. Auch kurz vor Spielende hätte Fritz Walter fast noch ein zweites Tor markieren können, kam aber nicht richtig zum Abschluss. Die damalige Tagespresse attestierte den Hausherren ein insgesamt reiferes Spiel und einen verdienten Einzug ins Halbfinale. Dort scheiterte die Auswahl der Westmark zwei Monate später übrigens. Im Frankfurter Waldstadion ging man gegen den Gau Bayern mit 1:5 baden und schied aus.

Text: Matthias Gehring 

Foto Peter Seydel
Foto Peter Seydel

Länderspiel zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland

Moskau. 80 000 Zuschauer erleben 1955 im Dynamo Stadion das Fußball-Länderspiel zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland. Es ist nach dem Zweiten Weltkrieg ein Spiel von höchster politischer Brisanz. Horst Eckel, Werner Liebrich und Fritz Walter sind dabei. Fritz ist der Kapitän. Russischer Kapitän ist Igor Netto. Im Tor der Russen steht der legendäre Lew Jaschin. Die Sowjetunion gewinnt mit 3:2. Fritz Walter sagt später, dass die Reise in die Sowjetunion heikel und mit mancherlei Ängsten verbunden gewesen sei. Man sei sich in jeder Minute bewusst gewesen, dass man nicht nur Fußballer war, sondern vor allem ein Botschafter des neu erstehenden Deutschlands. Die Russen, vor allem die russische Mannschaft, seien noble Gastgeber gewesen. Unter den Zuschauern habe man aber auch viele Ressentiments gespürt.

Text: Hans-Peter Schössler.

 

Spiel des Tages

Gauliga Westmark - Staffel Saarpfalz: 1. FCK - SG Burbach 9:0

16. Februar 1941, Kaiserslautern (Betzenberg), Zuschauerzahl unbekannt, vier Tore von Fritz Walter

Am 12. Spieltag der Kriegs-Saison 1940/1941 empfing der 1. FC Kaiserslautern den Liga-Neuling SG Burbach. Die Hinrunden-Partie in Saarbrücken hatte der FCK nur knapp mit 3:2 für sich entscheiden können. Bei seinem Gastspiel am Betzenberg musste der Gast aus dem Saarland allerdings nicht weniger als sechs Stammspieler ersetzen und lief daher mit einer deutlich verjüngten aber auch wenig eingespielten Mannschaft auf. Mit 9:0 fegten die Buben vom Betzenberg an jenem Sonntag im Februar 1941 die Gäste aus dem Saarland aus dem Stadion. Herausragender Akteur im Trikot des 1. FCK war einmal mehr Fritz Walter, der insgesamt vier der neun Lauterer Tore markierte, zwei davon per Kopf. Fritz Walter ließ wohl weitere zahlreiche Möglichkeiten ausließ, weil sein Abschluß häufig über den Kasten der Gäste strich. Jakob Marker, Werner Baßler, Karl Abel und Heinz Jergens waren die weiteren Lauterer Torschützen, die übrigens allesamt mit der wohl gut organisierten Abseitsfalle der Gäste kaum zurechtkamen, sonst wäre das Ergebnis vermutlich deutlich zweistellig geworden. Übrigens debütierte an jenem 16. Februar ein gewisser Werner Kohlmeyer auf Lauterer Seite. Es war sein erstes Spiel in der 1. Mannschaft des 1. FCK. Der Aufsteiger aus Burbach stieg übrigens am Ende der Saison als abgeschlagener Tabellenletzter wieder in die Bezirksklasse ab.

Text: Matthias Gehring 

Fritz Walter mit der Deutschen Nationalmannschaft am Flughafen in Berlin 1955. Foto: FCK-Archiv.

Ungarnpartnerschaft

Die Begegnungen mit den ungarischen Spielern des Finales von 1954 erlangten zunehmend einen größeren Wert. Es dauerte lange, bis die ungarischen Spieler für die Treffen bereit waren, zumal viele in unterschiedlichen Vereinen in Europa spielten und auch außerhalb Ungarns lebten.

Am 2. April 1997 besuchte Fritz Walter sein ungarisches Pendant Ferenc Puskás zu dessen 70. Geburtstag in Budapest. Das war eine wichtige Geste. Und Puskás machte deutlich bei diesem Besuch, wie wichtig ihm das war. Immer normaler wurden die Treffen der Spieler und intensiver. Dabei halfen die Partnerschaft des Landessportbundes Rheinland-Pfalz und des Fußballverbandes Rheinland mit dem ungarischen Komitat Komarom-Esztergom sehr. Puskás, Gyula Grosisz, der Torwart, Zoltan Czibor, der Linksaußen, Jenö Buzansky, der rechte Verteidiger, und Nandor Hidegkuti, der legendäre Mittelstürmer, waren zu Besuchen in Koblenz und auch bei der Gründung der „Fritz- Walter-Stiftung“ im Juni 1999 an der Mosel. Ottmar und Fritz Walter und Horst Eckel und einmal auch noch Werner Liebrich und der Kölner Hans Schäfer waren dabei. Je öfter es die Treffen gab, umso mehr konnte man spüren, dass sie so wichtig wurden wie das Spiel von 1954 selbst. Puskas kam nach Kaiserslautern, Buzansky war zu den runden Geburtstagen von Fritz und Ottmar und Horst Eckel. Es hatte sich Normalität durchgesetzt.

Jenö Buzansky hat einmal gesagt, in Ungarn verzeihe man den Spielern die Niederlage von 1954 erst, wenn keiner mehr von ihnen lebe. Jetzt sind sie alle tot, die großen ungarischen Spieler, die ein ganzes Jahrzehnt und mehr verzaubert hatten. Spät, aber nicht zu spät, haben die meisten von ihnen Freundschaft mit ihren deutschen Gegnern geschlossen.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

 

Gauliga Westmark - Staffel Saarpfalz: 1. FCK - VfR Frankenthal 8:4

23. Februar 1941, Kaiserslautern (Betzenberg), Zuschauerzahl unbekannt, vier Tore von Fritz Walter

Eine Woche nach dem deutlichen Heimsieg gegen Burbach (siehe Bericht von Tag 30), empfing der 1. FCK am 23. Februar 1941 den VfR Frankenthal. Vor allem im ersten Durchgang spielte der FCK nach Wahrnehmung der Presse schlecht und tat sich ungemein schwer gegen den Rivalen aus der Vorderpfalz. Trainer Karl Berndt hatte die Lauterer Elf umformiert, was wohl zu zahlreichen Unsicherheiten führte. Schlampige Deckungsarbeit, ungenaues Zuspiel und schwache Abschläge taten ihr Übriges. Die Gäste gingen daher schon nach 3 Minuten in Führung. Dem Ausgleich durch Fritz Walter in der 10. Minute folgten jedoch prompt zwei weitere Treffer der Gäste. Drei Chancen, drei Tore. So sieht Effizienz im Fußball aus. Die Gäste müssen da bereits wie der sichere Sieger ausgesehen haben, doch vor allem Fritz Walter hat nach den vorliegenden Presseberichten die Schwächen im Lauterer Spiel ausgebügelt - "…hier bedurfte es einer Meisterleistung von Walter, um die scheinbar verlorene Situation wieder zu retten" (NSZ-Westmark, 24.02.1941). Dem unermüdlichen Fritz Walter gelang der Anschluss zum 2:3 und Karl Abel sowie Emil Weinkauf gelangen noch vor dem Pausenpfiff der Ausgleich und die erste Lauterer Führung des Spiels. Im zweiten Durchgang markierte Frankenthal zunächst noch den Ausgleich. Das Spiel nahm nun allerdings an Härte zu. Fritz Walter traf zur erneuten Lauterer Führung, ehe Emil Weinkauf auf 6:4 erhöhte, Fritz Walter mit einem tollen Distanzschuss das 7:4 erzielte und erneut Emil Weinkauf mit seinem dritten Treffer des Tages den 8:4 Endstand herstellte. Ein Kuriosum in diesem Spiel - der ursprünglich vorgesehene Schiedsrichter Frick-Seckbach war nicht erschienen. In beiderseitigem Einverständnis übernahm der vor Ort weilende Kaiserslauterer Schiri Albert Dusch die Rolle an der Pfeife. Heute undenkbar! Die Lauterer rangierten nach dem Spiel mit 16:8 Punkten auf Tabellenplatz zwei hinter dem FV Saarbrücken (20:8), die ihre beiden letzten Saisonspiele bereits absolviert hatten. Um in der Meisterschaft noch mitreden zu können, hätte der FCK in den beiden verbleibenden Partien mit zwei Siegen mit Saarbrücken punktemäßig gleichziehen können, verlor dann jedoch sowohl gegen Borussia Neunkirchen (2:3) als auch gegen die SpVgg Mundenheim (2:4).

Text: Matthias Gehring

Jenö Buzánszky und Horst Eckel bei einer Fritz-Walter-Gala. Foto Seydel.
Jenö Buzánszky und Horst Eckel bei einer Fritz-Walter-Gala. Foto Seydel.

Fritz-Walter-Schule und Fritz Walters Schule

Die Kaiserslauterner Schule für Lernbehinderte wird in „Fritz-Walter-Schule“ umbenannt. Das ist ihm wichtig. Behinderte Menschen stehen hoch im Kurs bei Fritz Walter. Er mag ihre Kraft und ihr unbeschreibliches Lachen. Die Schule besucht er immer wieder. Das mit der Schule und seinem Namen, das ist ihm so wichtig wie die Sache mit dem Stadion.

Fritz Walter selbst war. ein sehr guter Schüler. Er ging auf die Barabarossa-Schule. Dieser Schule gibt es heute nicht mehr in dieser Form. Sie wurde mit der ... zusammengelegt. Die Schülerinnen und Schüler sind heute sehr stolz einen derart prominenten Vorgänger an ihrer Schule gehabt zu haben. Hören Sie auch den Beitrag von Schulleiter in unserem YouTubeChannel.   

Text: Hans-Peter Schössler, Michael Desch, Sven Weilemann

 

Spiel des Tages

Tag der Wehrmacht: Stadt-Auswahl - Wehrmachts-Auswahl 5:7

23. März 1941, Kaiserslautern (Betzenberg), Zuschauerzahl unbekannt

Am 23. März 1941 fand im Stadion am Betzenberg ein Fußballspiel statt, bei dem Fritz Walter in seiner Heimspielstätte erstmals im Aufgebot einer Gastmannschaft stand. Quasi ein Auswärtsspiel in genau dem Stadion, das Fritz Walter schon zu jener Zeit durchaus als sein "Wohnzimmer" empfunden haben dürfte. Rund um den "Tag der deutschen Wehrmacht", der jährlich stattfand, war es im deutschen Reich üblich, dass eine breite Palette an Sportveranstaltungen die Zuschauermassen in Stadien und auf Fußballplätze lockte. Bei der Veranstaltungsreihe des Kriegsjahres 1941 kam es am 23. März am Betzenberg zu der Begegnung einer Stadtauswahl Kaiserslauterns gegen eine Auswahl der deutschen Wehrmacht. Auf Seiten der Soldaten-Elf, im Sturm, Fritz Walter! In einem torreichen Spiel besiegte dabei die Wehrmachts-Auswahl die städtischen Vertreter mit 7:5 Toren. Die heute noch vorliegenden Berichterstattungen zu dieser Begegnung sind eher dürftig und es lässt sich nicht mehr nachvollziehen, wie viele der sieben Tore der Wehrmachts-Auswahl auf das Konto von Fritz Walter gingen. Lediglich Fritz Walters Rolle in der Gästemannschaft wurde mit den Worten kommentiert - "In der Wehrmachtsmannschaft überragte natürlich der Nationalspieler Walter, der zusammen mit den beiden schnellen Flügeln der besonders in der Verteidigung recht schwachen Stadtmannschaft tüchtig einheizte" (NSZ-Westmark vom 13.03.1941). Vom Spielverlauf ist indessen nachzuvollziehen, dass die Gastgeber zunächst mit 1:0 in Führung gingen, aber bis zur Pause nicht weniger als fünf Treffer hinnehmen mussten. Überragender Akteur auf Seiten der Heimmannschaft war wohl Jakob Marker, der mit vier Toren die signifikante Führung der Soldaten-Mannschaft ausglich. Zwei weitere Tore der Wehrmachts-Auswahl gegen Ende der Partie machten den 7:5 Sieg der Gäste perfekt.

Text: Matthias Gehring

Nervosität und Aberglaube

Diese Sache mit der Nervosität, wenn der FCK spielt. Im Stadion ist das noch schlimmer. Wenn der FCK spielt, erleben die Walters das Spiel in Alsenborn am Radio. Konkret: Italia hört, Fritz wandert über den Rasen oder ist in einem Nebenzimmer, wo er nichts hören kann. Und da er ja ohnehin fest davon überzeugt ist, dass man das Spiel nicht gewinnen kann, hält sich auch die Enttäuschung in Grenzen, wenn das wirklich eintritt. Ganz anders ist es, wenn Italia ihm aus dem Haus zuruft, der FCK habe gewonnen. Na also, das war doch klar, darauf jetzt ein Glas Sekt. Jetzt kann er sich wieder acht Tage vom Fußball erholen.

Und dann ist da noch der Aberglaube. Begegnete dem FCK –Mannschaftsbus auf der Fahrt zu einem Auswärtsspiel eine Nonne, sah der sensible und zu einem gewissen Pessimismus neigende Fußballstar darin sofort ein schlechtes Omen. „Heute brauchen wir gar nicht erst anzutreten...“, meinte er dann. Kreuzte allerdings ein Schornsteinfeger den Weg des Busses, erhellte sich Fritz Walters Miene schlagartig und er war überzeugt, dass an diesem Tag nichts schiefgehen konnte. So passierte es dann, dass auf den FCK-Fahrten rein zufällig und des Öfteren ein Schornsteinfeger auftauchte. Trainer Richard Schneider hatte dafür gesorgt.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Deutschland - Ungarn 7:0

6. April 1941, Köln, 60.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Fritz Walter war zum Zeitpunkt des Spiels gegen Ungarn seit fünf Monaten Soldat. Dennoch wurde er - wie auch die anderen Nationalspieler - für wichtige Fußballeinsätze freigestellt. Sportliche Großereignisse hatten auch während des Krieges hohen propagandistischen Wert. In der Anfangsphase des Spiels vor großer Kulisse wurde Fritz Walter bei einem Alleingang im ungarischen Strafraum gefoult. Den fälligen Strafstoß konnte Mannschaftskapitän Paul Janes sicher zur deutschen Führung verwandeln. Fritz Walter, von Willi Hahnemann in günstige Position gebracht, erzielte mit einem Schuss in die lange Ecke das 2:0. Die Ungarn waren mit ihrer starren Manndeckung schlecht beraten und so fielen fünf weitere Tore wie reife Früchte für die deutsche Elf. Ein Bilderbuchtor gelang dabei dem Dresdener Halblinken Helmut Schön, der den Ball mit einem blitzsauberen Fallrückzieher zum 5:0 in das Tor der Magyaren beförderte. Den 60.000 Zuschauern im Kölner Stadion hatte der 7:0 Erfolg ihrer Mannschaft in Kriegszeiten etwas Freude und Abwechslung geschenkt.

Text: Hans Walter 

Andreas Brehme

Am 25. August 2002 endet für Andreas Brehme (86 Länderspiele) das zweijährige Engagement als Trainer beim FCK. Mit dem am 9. November 1960 in Hamburg geborenen Fußballer geht auch ein großes Stück FCK-Geschichte einher. Von 1981 bis 1986 und von 1993 bis 1998 macht er 270 Spiele für den 1. FC Kaiserslautern. Dazwischen ist er 1990 in Italien Fußball-Weltmeister mit Deutschland geworden, nachdem er im Finale gegen Argentinien das entscheidende 1:0 per Elfmeter schießt. Ein Weltmeister mehr, der für den FCK gespielt hat. Und noch einer mehr, der Fritz Walter als Vorbild hat.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Tschammerpokal: 1. FC Kaiserslautern - FC Walk 15:1

18. Mai 1941, Kaiserslautern (Betzenberg), Zuschauerzahl unbekannt, sieben Tore von Fritz Walter

In der 2. Vorrunde des Tschammerpokals der Spielzeit 1941/1942 empfing der 1. FC Kaiserlautern den FC Walk im  heimischen Betzenberg-Stadion. Ein Verein aus dem elsässischen Ort La Walck nahe Hagenau, der ab 1940 am Spielbetrieb im Gau Elsaß teilnahm. Die Hürde der 1. Vorrunde hatte der FCK mit einem 3:0 Auswärtssieg bei der SG 1905 Pirmasens problemlos genommen. Die Pokalpartie am 18. Mai 1941 war der erste Gastauftritt der Elsässer in der Barbarossastadt. Es sollte ein denkwürdiger werden, denn die Gäste wurden mit 15:1 vom Berg gefegt. Karl Dietrich eröffnete nach knapp 10 Minuten den Torreigen, den die Gäste wenige Minuten danach noch ausgleichen konnten. Doch danach war es um die Fußballherrlichkeit der Walker geschehen. Werner Baßler erhöhte mit zwei Treffern auf 3:1 und Fritz Walter erzielte mit zwei weiteren Toren den 5:1 Halbzeitstand. Im zweiten Durchgang gingen die Gäste aus dem Elsaß dann endgültig unter. Der FCK schoss noch zehn weitere Tore, wovon jeweils zwei Treffer durch Jakob Marker und Heinz Jergens sowie eines durch Werner Baßler erzielt wurden. Fünf der zehn Treffer in Halbzeit zwei gingen auf das Konto von Fritz Walter. "Walter verleiht durch seine prächtigen Kabinettstückchen dem Spiel noch etwas Farbe", kommentierte die NSZ-Westmark (19.12.1941) die herausragende Rolle und spielerische Überlegenheit des Lauterer Nationalspielers lapidar. Der FCK unterlag dann in der dritten Vorrunde beim Gastspiel bei Borussia Neunkirchen mit 3:7 und schied aus dem Pokal-Wettbewerb aus.

Text: Matthias Gehring

Andreas Brehme (Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Oeckinghaus).
Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Schuster.

Olympische Spiele 1972

Fritz Walter hatte von OK-Chef Willi Daume eine Einladung zu den Olympischen Spielen 1972 in München bekommen, die am 26. August begannen. Dann fuhr er doch nicht hin, war aber ein begeisterter Zuschauer zu Hause am Bildschirm. Die Leichtathletik liebte er, aber auch das Ringen, wo Wilfried Dietrich und Hans-Jürgen Veil aus Schifferstadt (Veil gewann Silber) antraten, und der Ludwigshafener Alois Bierl Gold im Rudern gewann.

Der Überfall auf die israelischen Sportler am 5. September 1972 hat Fritz Walter tief getroffen. Er, der Gewalt so sehr hasste, gehörte damals zu denen, die für einen Abbruch der Spiele viel Verständnis gehabt hätten. Es kam anders. „The Games must go on“.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Testspiel: Wehrmachtself Schwarz-Weiß Metz - 1. FC Kaiserslautern 3:9

7. September 1941, Metz, Zuschauerzahl unbekannt, vier Tore von Fritz Walter

In allen deutschen Truppenteilen hatten sich auch während des zweiten Weltkrieges Fußballmannschaften etabliert, die an ihren Standorten oder an anderen Austragungsorten regelmäßig gegen lokale Vereinsmannschaften oder regionale und überregionale Auswahlmannschaften Fußballspiele austrugen. Auch in den Kriegsjahren. Vor allem in den besetzten Gebieten wurden solche Fußball-Begegnungen von der militärischen Führung auch bewusst gefördert. Waren sie für die lokale Bevölkerung doch Momente der Zerstreuung, für die auf dem Rasen beteiligten Akteure sollten sie der Stärkung der Moral dienen.

Am 7. September trat in Metz die dortige Heeresmannschaft "Schwarz-Weiß Metz" gegen den 1. FC Kaiserslautern an. Ein Auftritt,  der sich für die Zuschauer lohnte, die immerhin 12 Tore zu sehen bekamen. Mit 9:3 schlug der FCK die Wehrmachts-Elf. Der überragende Spieler auf dem Feld, einmal mehr Fritz Walter, der immerhin vier der neun Treffer für den FCK selbst erzielte. "Der stabil gewordene Ballkünstler `Fritz´ zeigte sich im besten Licht", urteilte die Metzer Tageszeitung am darauffolgenden Montag über die Form des 20-jährigen Lauterer Angreifers. Die Hausherren waren in der Anfangsphase bereits mit 2:0 in Führung gegangen. Fritz Walter markierte mit seinen beiden ersten Toren den 2:2 Ausgleich. "Wie Walter unwiderstehlich davonzog, seine Gegner durch Körpertäuschungen gebannt stehen ließ und wie er den Ball über die weiße Linie brachte, das war eine wahre Pracht", zeigte sich der Autor des Spielberichtes der Metzer Lokalzeitung entzückt. Durch ein weiteres Tor von Ottmar Walter ging der FCK in Halbzeit eins erstmals in Führung und führte zur Pause mit 4:3. "Als idealer Angriffslenker erwies sich wieder einmal Fritz Walter, der sich wieder in wahrer Glanzform zeigte", urteilte auch die NSZ in ihrer Ausgabe am darauffolgenden Montag. Neben den fünf Toren der beiden Walter-Brüder trafen auf Lauterer Seite Werner Baßler und Jakob Marker noch je zweimal ins gegnerische Netz.

Text: Matthias Gehring 

Autogramme

Signiert hat der Fritz seine Autogramme so: „In sportlicher und freundschaftlicher Verbundenheit. Fritz Walter“. Und das Datum musste dazu. Und das Allerwichtigste: Man musste die Unterschrift lesen können. Das was später viele seiner Nachfolger im Dress der Nationalmannschaft auf ihre Karten schrieben, dass nannte der Fritz Gekritzel.

Seine Art, Autogramme zu schreiben, hatte aber auch einen kleinen Haken. Es dauerte bis er eine Karte geschrieben hatte, zumal auch immer noch der Name des Autogrammbittstellers dazu kommen musste. Als Fritz sich später mit dem Schreiben schwerer tat, wurde ihm der Vorschlag unterbreitet, ob man das „in sportlicher und freundschaftlicher“ abkürzen könne. Das hat er sofort abgelehnt. Seine Autogramme schreibt er so, wie er es will. Oder überhaupt nicht.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Winterhilfswerk-Spiel: Frankfurter Stadtelf - Pariser Soldatenelf 3:6

28. September 1941, Frankfurt, 12.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Bereits 1940 wurde in Paris eine als "Pariser Soldatenelf" bekannt gewordene Soldatenmannschaft gegründet. Als eine der ersten in den von Deutschland besetzten Gebieten. Auch Fritz Walter wurde für einige der 39 Spiele, die das Team bis zu seiner Auflösung 1944 absolvierte, einberufen. Am 28. September 1941 trat diese "Pariser Soldatenelf" in Frankfurt gegen eine städtische Auswahlmannschaft in einer Partie zugunsten des Winterhilfswerkes (WHW) an. Die 12.000 Zuschauer sahen dabei in einer fesselnden Partie einen klaren und verdienten 6:3 Sieg der Soldatenelf gegen die Frankfurter Auswahl. Insbesondere der sogenannte Innensturm hat dabei wohl besonders überzeugt. "Hohmann- Walter-Fiederer - Pariser Soldatenelf mit diesem hervorragenden Innentrio schlug Frankfurter Stadtelf 6:3", titelte der Kicker in seiner damaligen Ausgabe (30.09.1941) über den Sieg der Gäste. In der Tat traf der Fürther Hans Fiederer mit der 1:0 Führung nach einer Viertelstunde und mit einem Doppelschlag in der zweiten Halbzeit gleich drei Mal ins gegnerische Tor. Fritz Walter trug mit einem Tor zur 2:1 Führung und mit dem letzten Tor des Spiels mit zwei Treffern zum Endergebnis bei. Ob es sich bei dem dritten im Bunde genannten Akteur um den früheren Pirmasenser Mittelstürmer Karl Hohmann handelt, geht aus den uns derzeit vorliegenden Unterlagen jedoch nicht hervor. Den sechsten Treffer der Gäste markierte der Spieler Ley. Die Spieler der "Pariser Soldatenelf" wurden übrigens im August 1942 Opfer eines Handgranatenanschlages der französischen Resistence, bei dem der Nationalspieler Hans Fiederer ein Bein verlor. Das Ende seiner Spielerkarriere mit 22 Jahren.

Text: Matthias Gehring 

Fritz Walter erfüllt einen der vielen Autogrammwünsche. Foto: FCK-Archiv.
Fritz Walter an seinem Schreibtisch, wie so häufig beim Schreiben von Autogrammen. Foto: FCK-Archiv.
Einige Autogrammkarten Fritz Walters. Aus den Buch FRITZ WALTER - KAPITÄN FÜR DEUTSCHLAND.
Fritz Walter mit Horst Eckel, Werner Liebrich und Bruder Ottmar Walter bei einer Autogrammstunde. Foto aus dem Buch FRITZ WALTER - KAPITÄN FÜR DEUTSCHLAND.

Fußballweltmeisterschaft 2006

Youri Djorkaeff, Fußball-Weltmeister 1998 mit Frankreich, 82 Länderspiele, spielt von 1999 bis 2002 für den 1. FC Kaiserslautern. Es ist der spektakulärste Transfer dieser Zeit, für den FCK ein Ereignis. Youri kommt von Inter Mailand. Djorkaeff macht in dieser Zeit aber nur 55 Spiele und schießt 14 Tore. Zoff mit Trainer Brehme, auch ein Weltmeister, ist an der Tagesordnung. Eine nicht unwesentliche Aufgabe erfüllt der Franzose aber im Herbst 2001. Er gehört zu der offiziellen Delegation, die beim WM-Organisationskomitee für 2006 in Frankfurt die offizielle Bewerbung der Stadt Kaiserslautern als WM-Standort übergibt. Neben Ministerpräsident Kurt Beck, Oberbürgermeister Deubig und den Fußballern Horst Eckel, Ottmar Walter und Fritz Walter ist Youri Djorkaeff mit von der Partie.

Bei der WM 2006, bei der fünf Spiele in Kaiserslautern stattfanden, gab es eine bemerkenswerte Plakataktion. Großflächig prangten an allen wichtigen Stellen der Stadt die Bilder der Lauterer Fußballgrößen: Fritz und Ottmar Walter, Werner Kohlmeyer, Werner Liebrich, Horst Eckel und auch Hans-Peter Briegel. „Der Fußball kummt häm“ stand darüber. Mehr an Liebeserklärung ist kaum möglich. Horst Eckel und Hans-Peter Briegel haben die WM natürlich live erlebt. Aber auf diese Art und Weise konnten auch die anderen Lauterer Fußballgrößen von ihren Plakaten herab ein wenig WM-Luft schnuppern.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Freundschaftsspiel: Pariser Soldatenelf - Schalke 04 1:3

19. Oktober 1941, Paris (Prinzenpark-Stadion), 35.000 Zuschauer

Der Pariser "Parc de Princes" (Prinzenpark-Stadion) erwartete im Herbst 1941 einen besonderen Gast. Der FC Schalke 04, der zwischen 1934 und 1940 immerhin fünf Mal deutscher Fußballmeister geworden war und der 1937 den Tschammerpokal gewonnen hatte, gab sich die Ehre und trat gegen die "Pariser Soldatenelf" an. 35.000 Zuschauer bevölkerten die Ränge, um den berühmten Schalker Kreisel um Ernst Kuzorra live miterleben zu können. Auf Seiten der Gastgeber mit im Team, Fritz Walter. Dieser allerdings lief an jenem 19. Oktober 1941 alles andere als zur Hochform auf. Geschuldet vermutlich vor allem der strapaziösen Anreise. Denn um überhaupt rechtzeitig zum Spiel vor Ort zu sein, musste Fritz Walter die ganze Nacht hindurch anreisen. In der ersten Halbzeit konnte der junge Lauterer Stürmer zwar eine spielerisch ansehnliche Partie abliefern, doch ein Torerfolg wollte sich nicht einstellen. Im ersten Durchgang stand es lange 0:0, ehe die Schalker noch vor der Pause mächtig aufdrehten und binnen kurzer Zeit drei Treffer markieren konnten. Hermann Eppendorf nach Vorarbeit von Ernst Kuzorra markierte das 0:1, Ernst Kalwitzki legte bis zur Pause noch zwei Tore nach! Auch wenn Fritz Walter nach dem Wechsel deutliche Ermüdungserscheinungen zeigte und auch damit seine Offensivimpulse nicht in der gewohnten Form darbieten konnte, drängte die Soldatenelf im zweiten Durchgang dennoch mächtig auf den Anschlusstreffer. Aber auch hier zeigte sich die Qualität der zu jenem Zeitpunkt bestechend spielenden Schalker. Selbst wenn die Gäste in der einen oder anderen Situation etwas Glück hatten, die Abwehr des Westfalenmeisters arbeitete solide und ließ sich schlicht nicht überwinden. Erst kurz vor Ende der Partie gelang Hans Fiederer der mehr als verdiente 1:3 Anschlusstreffer, gleichzeitig auch das Endergebnis.

Text: Matthias Gehring 

Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Schuster.

Sommerfest bei den Herbergers

Sommerfest bei den Herbergers in der Nähe von Mannem in der Kurpfalz. Die Herbergers hatten keine Kinder. Der Chef, wie Fritz ihn nannte , hatte nur seine Frau Eva und den Fußball.

Er habe ihn nie geduzt sagt de Fritz. Herberger sei immer eine Respektperson für ihn gewesen. Vor allem natürlich bei der WM. Herbergers Fähigkeit zur Analyse des Gegners bewunderte Fritz Walter. Er habe zu jedem der Gegenspieler etwas sagen können. Auch vor dem Endspiel. Dabei habe es keine Scouts wie heute oder ähnliches gegeben. Sepp Herberger beeinflusste das Leben des Fritz Walter in sportlicher und menschlicher Hinsicht. Dabei hat der „alte Fuchs“ auch davon abgeraten, 1948 Italia zu heiraten. Und dann wurde er doch Trauzeuge.

Bei dem Sommerfest gab es Würstchen mit selbstgemachtem Kartoffelsalat. „Das gab es bei den Herbergers immer“, hat Ottmar Walter einmal erzählt. Und auch das: „Die Herbergers hatten den Keller voller Dosen mit Siedewürstchen. Alles Geschenke. Und wenn dann Besuch da war, und ich war dabei, dann hat Eva Herberger gesagt „Ei Ottes , hole se doch mal zwei Dosen Würstchen aus dem Keller.“ „Das habe ich dann gemacht.“

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Sportplatz-Einweihung Diedenhofen: TSG Diedenhofen - 1. FCK 1:16

21. Dezember 1941, Diedenhofen (Karolinenring), 3.500 -4.000 Zuschauer, acht Tore von Fritz Walter

Nach der Besetzung Frankreichs änderte sich im Alltag jenseits der deutsch-französischen Grenze vieles. Dazu gehörten unter anderem auch die Änderung von Ortsnamen oder der Name von Sportvereinen. Der 1905 als "Fußball Club Diedenhofen" gegründete Verein wurde nach dem 1. Weltkrieg zunächst in "La Sportive Thionvilloise" umbenannt. Ab 1940 hieß der Verein dann "TSG Diedenhofen" und spielte fortan in der Kreisklasse Westlothringen, der damaligen zweiten Liga. Der lothringische Ort Thionville wurde übrigens schon in früherer Zeit als Diedenhofen bezeichnet. Anlässlich der Einweihung des neuen Sportplatzes der TSG, gastierte am 21. Dezember 1941 der 1. FC Kaiserslautern in Diedenhofen. Die Lokalpresse war bereits im Vorfeld voll des Lobes. "Die TSG Diedenhofen konnte zur Erfüllung ihres Zweckes keine bessere Mannschaft finden als die des 1. FCK. Das technische Können dieser Mannschaft und ihr Zusammenspiel sind vorbildlich", urteilte die NSZ am 12. Dezember in einem Vorbericht. Auch den namhaften Akteuren des FCK wurden dort Vorschusslorbeeren zuteil. "Ein besonderer Reiz aber liegt darin, dass…auch der Nationalspieler Fritz Walter sich in Diedenhofen präsentieren wird, desgleichen sein talentierter Bruder Otmar Walter…" (NSZ, 12.12.1941). Mit 16:1 siegte die FCK-Mannschaft gegen die Diedenhofener Gastgeber, die erst beim Stande von 13:0 ihren Ehrentreffer markieren konnten. Fritz Walter traf achtmal ins gegnerische Tor! Die ersten fünf Tore, gleichzeitig der Halbzeitstand, teilte er sich im Wechsel mit seinem Bruder Ottmar Walter. Eine Besonderheit dieses Spiels liegt darin, dass Fritz Walter später - im Jahr 1943 - für ein paar Monate in wenigen Ligaspielen für Diedenhofen auflief. Bei Heimspielen dann auf genau dem Platz, der an jenem 21. Dezember 1941 eingeweiht wurde.

Text: Matthias Gehring 

Bild aus dem Stadtarchiv Kaiserslautern/Schuster

Der Fritz-Walter-Cup

Zum Finale des „Fritz-Walter-Cups“ seiner Stiftung ist er natürlich gegangen. Er war froh, dass er das noch erleben konnte.

Der Fritz-Walter-Cup wird seit 1999 als offizielle Schulfußball-Turnierserie in der Halle nach leicht modifizierten Futsal-Regeln ausgetragen und ist eine der Hauptaufgaben der Fritz-Walter-Stiftung. Deutschlandweit ist dieses Turnier das größte und bedeutendste seiner Art. Die Turnierserie ist für Mädchen und Jungen im Alter bis maximal 13 Jahre in Rheinland-Pfalz. Jährlich werden in rund 100 Einzelturnieren in Vorrunde, Zwischenrunde und Reginalentscheiden die Teilnehmer zum großen Finalturnier in Kaiserslautern ermittelt.

Viele besondere Persönlichkeiten folgten dem Vorbild Fritz Walters und besuchten ebenfalls dieses große Schulfußballturnier. Allen voran sind hier Ottmar Walter und Horst Eckel, die beiden 54er Weltmeister zu nennen. Ebenfalls taten dies viele Fußballprofis des 1. FCK. Hier sind beispielhaft zu nennen: Stefan Kuntz (Europameister 1996), Hans-Peter Briegel (Europameister 1980, zweimaliger Vizeweltmeister sowie Beiratsmitglied und Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung) sowie Nicklas Shipnoski, von der U9 bis zu den Profis im FCK Trikot. Zudem hat Nicklas den Fritz-Walter-Cup 2012 gewonnen. Auch weitere bedeutende Persönlichkeiten des 1. FCK waren zu Gast. Allen voran Norbert Thines (Ehrenpräsident des 1. FC Kaiserslautern), Dr. Markus Merk dreimal Weltschiedsrichter des Jahres, Bundesligarekordschiedsrichter mit mehr als 250 Bundesligaspielen - heute stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern e.V.) Rainer Kessler (Vorsitzender des Fördervereins Fritz-Walter-Stiftung und Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern e.V.).

Aus dem Bereich der Politik sind meist zu Gast: Kurt Beck, Ministerpräsident a.D., Roger Lewentz, Innen- und Sportminister von Rheinland-Pfalz. Auch die Präsidenten der rheinland-pfälzischen Fußballverbände Walter Desch (Fußballverband Rheinland) und Dr. Hans-Dieter Drewitz (Südwestdeutscher Fußballverband) sind Stammgäste. Frank Zwanziger Geschäftsführer der Lotto-Stiftung Rheinland-Pfalz ließ es sich auch nicht nehmen, sich zu vergewissern, dass die finanzielle Unterstützung der Lottostiftung beim Fritz-Walter-Cup gut angelegt ist. Klaus Häfner, ehemaliger Kult-Stadion-Sprecher beim FSV Mainz 05 moderierte zahlreiche Finalrunden. Peter Jochen Degen, langjähriger SWR Moderator und Freund Fritz Walters moderierte leider nur einmal das Finale. Aktuell führt Andreas Scherer, „de Pälzer Winzer“ (Fastnacht) durch das Landesfinale. Seit 2012 ist das Kids-Club-Maskottchen des FCK Betzi immer dabei.

In 20 Jahren Fritz-Walter-Cup sind es fast 70 000 Schülerinnen und Schüler, die im sportlichen Wettkampf um den Fritz-Walter-Cup angetreten sind. Einige von ihnen können auch auf eine stolze Karriere im Fußball verweisen. Fritz-Walter-Cup-Spieler und Nationalspieler André Schürrle wurde 2014 mit der Deutschen Nationalmannschaft in Brasilien sogar Weltmeister. Die Nationalspielerin Laura Freigang gewann 2016 zudem die von DFB und der Fritz-Walter-Stiftung vergebene Fritz-Walter-Medaille als herausragende Nachwuchsspielerin. Zudem sind Nicklas Shipnoski, Eduard Löwen, Danny Blum und Torben Müsel als spätere Fußballprofis hier zu nennen. 

Bisher konnten Schulmannschaften aus allen Landesteilen den Titel sowohl bei den Mädchen, als auch bei den Jungen gewinnen. Mit sechs Titeln ist das Heinrich-Heine-Gymnasium Kaiserslautern Rekordsieger bei den Jungen.

Einmal war Fritz Walter auch in Ingelheim. Da fanden jährlich die „Landesspiele der behinderten Menschen“ statt. Behinderte Menschen hatten es Fritz Walter angetan. Ihr Lebensmut faszinierte ihn. An dem Tag in Rheinhessen durfte er Urkunden überreichen. Er tat es mit viel, viel Geduld und suchte immer wieder das Gespräch. „Behinderte Menschen sind mit ihrem Tun etwas Großartiges“, hat er gesagt. Es versteht sich daher von selbst, dass der Fritz-Walter-Cup auch ein Turnier für Förderschulen beinhaltet. 

Alle Informationen zum Fritz-Walter-Cup sind nachzulesen unter: https://www.fritz-walter-stiftung.de/wettbewerbe/fritz-walter-cup.html 

Text: Hans-Peter Schössler/Sven Weilemann/Michael Desch

 

Spiel des Tages 

Gauliga Südwest: 1. FC Kaiserslautern - FK Pirmasens 26:0

15. März 1942, Kaiserslautern (Betzenberg), 2.000-2.500 Zuschauer, dreizehn Tore von Fritz Walter

Ein legendäres Spiel fand in der Saison 1941/1942 in der Gauliga Westmark statt. Unter anderem wegen des überdeutlichen Ergebnisses. Der FCK schoss sich beim Rückspiel gegen den FK Pirmasens in einen regelrechten Rausch und fegte die Kicker aus der Schuhstadt mit 26:0 vom Betzenberg. Bis heute übrigens der höchste Sieg des FCK, der allerdings nie in die offizielle Statistik eingeflossen ist. Die Pirmasenser traten nämlich Ende März 1942 vom Spielbetrieb zurück.

Trotz einer längeren Zwangspause - die Gauliga Westmark hatte eine fast achtwöchige Spielpause eingelegt - war der FCK und vor allem Fritz Walter an jenem Sonntagnachmittag in prächtiger Spiellaune. Obwohl der FCK seine gesamte Defensivreihe ersetzen musste. Dennoch gingen die Pirmasenser deutlich ersatzgeschwächter in die Begegnung und hatten dem FCK wenig entgegenzusetzen. Den FKP-Akteuren war dies bereits vorher bewusst und so sollen die Gäste schon vor dem Anpfiff den Gegner angeblich darum gebeten haben, die Partie etwas verhaltener anzugehen. Die FCK-Akteure schienen dies allerdings zu ignorieren.

Bis zur Halbzeitpause stand es schon 13:0 und auch im zweiten Durchgang fiel noch einmal die gleiche Anzahl an Toren. Fritz Walter steuerte zum Endergebnis insgesamt 13 Treffer bei. Vor allem diesem Umstand sei es angeblich zu verdanken, dass der FCK für zahlreiche Fußballfreunde in der Horebstadt bis zum heutigen Tag ein rotes Tuch darstellt und dass die Rivalität seither auch atmosphärisch aufgeladen und vergiftet sein soll. Für den FCK war das Rückspiel gegen Pirmasens die 13. Gauliga-Partie der Saison. 13 Tore fielen in der ersten, 13 Tore fielen in der zweiten Halbzeit, 13 Tore hatte Fritz Walter erzielt. Den Pirmasenser Verantwortlichen war nach diesem Punktspiel klar, dass man wegen der zahlreichen Ausfälle von Spielern, die zum Kriegsdient eingezogen wurden, nicht mehr in der Lage sein würde eine komplette Mannschaft für die verbleibenden Verbandsspiele stellen zu können. Daher der Rückzug aus dem Spielbetrieb, wodurch die Ergebnisse aller Liga-Teams gegen Pirmasens natürlich annulliert werden mussten. Da der FCK auch die Vorrundenpartie auf dem Horeb im November 1941 mit 8:2 für sich entschieden hatte, bedeutete dies in der Summe 4 Punkte weniger auf dem Konto. Eine späte Genugtuung für "die Klub" vom Horeb! Insofern ein bis heute denkwürdiges Spiel. Auch aber nicht nur wegen des Ergebnisses. Mit dem Kantersieg über Pirmasens übernahm der FCK die Tabellenführung und wurde - trotz der annullierten Pirmasenser Spiele - am Ende der Saison auch Meister des Gaues Westmark.

Text: Matthias Gehring

Fritz Walter Cup 2000 Horst Eckel und Fritz Walter beim Cup in der Hauptschule Geschwistzer Scholl in Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2000 Horst Eckel und Fritz Walter beim Cup Finale in der Barbarossahalle in Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup Finale 2000 Horst Eckel und Ottmar Walter beim Cup Finale in der Barbarossahalle in Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Foto Peter Seydel
Foto Peter Seydel
Heinrich Heine Gymnasium mit Nicklas Shipnoski
Fritz Walter Cup 2012 Horst Eckel Hans Peter Briegel und Stefan Kuntz beim Cupfinale in der Sporthalle der Universität Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2012 Peter Jochen Degen moderiert das Cupfinale in der Sporthalle der Universität Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2012 Peter Jochen Degen moderiert Horst Eckel, Hans Peter Briegel, Walter Desch, Ottmar Frenger und Stefan Kuntz ehren beim Cupfinale in der Sporthalle der Universität Kaiserslautern die Sieger Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2015 Das Siegtor zum Titel fur das Heinrich Heine Gymnasium Kaiserslautern2015 Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2013 Die Sieger 2013: Mädchen der IGS Selters mit Walter Desch, Hans Peter Briegel und Stefan Kuntz Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2014 Die Siegerehrung 2014 Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2015 Die Sieger 2015: Mädchen des Stefan-Andres-Gymnasiums Schweich Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2015 Siegerehrung mit Horst Eckel und Stefan Kuntz Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2016 Landesfinale 2016 in der Barbarossahalle Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2017 Siegerehrung 2017 in der Barbarossahalle Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2012 Siegerehrung 2012 in der Unisporthalle Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2018 Eröffnung des Landesfinales 2018 durch Minister Roger Lewentz in der Barbarossahalle Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann
Fritz Walter Cup 2018 Landesfinale 2018 in der Barbarossahalle Kaiserslautern Quelle: Sven Weilemann

Sepp-Herberger-Stiftung / Besuche in Justizvollzugsanstalten

Fritz Walter ist Anfang der 1990er- Jahre zu Gast in einer rheinland-pfälzischen Justizvollzugsanstalt. Er macht das im Auftrag der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die sich die Resozialisierung von Strafgefangenen zur Aufgabe macht. Der Raum in der JVA ist prall gefüllt. Es ist ein sonderbares Bild. Auf den Stühlen erwartungsvolle Strafgefangene und vorne Fritz Walter. Er sitzt und wirkt klein. Er muss sich an die Situation gewöhnen. Das ist bei jedem seiner Besuche so. Und es sind viele. Immer beschäftigt er sich damit in der Vorbereitung. Was soll er Menschen erzählen, die womöglich lebenslang untergebracht sind. Er kann ihnen schlecht von der Freiheit da draußen oder vom Besuch eines Fußballspiels erzählen. Nach ein paar Minuten ist er drin. Er erzählt vom FCK, vom Spiel 1954 und wie schwer es danach die Ungarn hatten. Fairplay erklärt er und dass man anständig miteinander umgehen müsse. Am Ende gibt es viel Beifall. Und Fragen. Man könnte meinen, sie wollten ihn nicht mehr weglassen. Er gibt Autogramme. Und er will wiederkommen. Und er hält natürlich sein Versprechen.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Ungarn - Deutschland 3:5

3. Mai 1942, Budapest, 32.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

An allen Fronten tobte inzwischen der Krieg - und doch konnten sich die Nationalmannschaften von Ungarn und Deutschland in Budapest im Mai 1942 zu einem weiteren Länderspiel treffen. Die Ungarn drängten auf Revanche für die 7:0 Niederlage in Köln und begannen die Begegnung mit einem furiosen Sturmlauf. Mit Glück und dank des hervorragenden Torhüters Helmut Jahn sowie der aufmerksamen Abwehr konnte die Anfangsviertelstunde ohne Gegentreffer überstanden werden. Bei einem der ersten deutschen Entlastungsangriffe kam Fritz Walter vor dem ungarischen Strafraum in Ballbesitz und erzielte mit kraftvollem, präzisem Schuss die Führung für seine Mannschaft. In einer emotional angefachten Atmosphäre setzten die Ungarn ihren Sturmwirbel fort, konnten per Elfmeter ausgleichen und bis zur Pause sogar 3:1 in Führung gehen. Nach der Pause stürmten die Ungarn weiter, doch Paul Janes sorgte mit einem Freistoß für das zweite deutsche Tor. Die deutsche Mannschaft gewann nun ihr Selbstvertrauen zurück und nach 65 Minuten nutzte Fritz Walter eine Vorarbeit von Edmund Conen zum Ausgleich. Die deutsche Elf dominierte nun die Begegnung und Dörfel sowie Albert Sing stellten mit zwei weiteren Toren den 5:3 Erfolg sicher. Nach Fritz Walters Urteil lieferte damit die deutsche Nationalmannschaft, die zum ersten Mal einen Sieg in Ungarn feiern konnte, eines ihrer besten Länderspiele in ihrer Geschichte.

Text: Hans Walter

Foto: Sepp-Herberger-Archiv.
Foto: Sepp-Herberger-Archiv.
Foto: Sepp-Herberger-Archiv.
Foto: Sepp-Herberger-Archiv.
Foto: Sepp-Herberger-Archiv.
Foto: Sepp-Herberger-Archiv.

Familie Walter und Kanälchers

Fünf Kinder hatten die Walters. Die Mutter Berlinerin, der Vater Gastwirt in Kaiserslautern. Fritz wird 1920 geboren, Ludwig 1922, Ottmar 1924, Sonja 1926 und Gisela 1930. Sie hätten in einer schwierigen Zeit doch eine schöne Jugend gehabt, hat der Fritz immer erzählt. Die Jungs spielten Fußball auf der Straße, „Kanälchers“, zwischen den Kanaldeckeln. Ottmar war der Robuste, Fritz eher sensibel. „Das war auch der Einzige, der nicht immer den Teller leer essen musste“, hat Ottmar erzählt. Die Brüder, auch Ludwig, wurden alle Fußballer. Fritz und Ludwig kamen 1945 zusammen aus dem Krieg. Ottmar war bei der Marine. 1944 wurden sie im Ärmelkanal abgeschossen, Ottmar kam in Kriegsgefangenschaft und kehrte erst im Oktober 1946 zurück. Mit vielen Splittern in seinem Körper. Dass er danach diese große Fußballkarriere starten konnte, ist wie ein kleines Wunder. Aber Ottmar war ein großer Kämpfer.

Ottmar Walter erlebte viele Höhen in seinem Leben, aber auch große Rückschläge. Dank seiner Frau Anneliese überstand er alles und führte bis zu seinem Tode am 6. Juni 2013 ein glückliches Leben.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1942 - Qualifikationsrunde: 1. FCK - SV Waldhof 7:1

10. Mai 1942, 10.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Mit dem Erringen des Meistertitels im Gau Westmark stand der FCK in der Saison 1941/1942 in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft. Der Gegner in der Qualifikationsrunde hieß SV Waldhof Mannheim. Die Kurpfälzer hatten sich die Meisterschaft im Gau Baden gesichert und reisten durchaus ambitioniert auf den Lauterer Betzenberg. Der FCK war in jener Zeit in blendender Verfassung, hatte die letzten fünf Verbandsspiele der Saison souverän gestaltet und mitunter ebenso souverän gewonnen. Herausragender Spieler des Qualifikationsspiels gegen den Waldhof war einmal mehr Fritz Walter. Obwohl der kreative Stürmer aufgrund von Rückenbeschwerden sogar angeschlagen in die Partie ging. Das änderte jedoch nichts an seiner Spielfreude. "Fritz Walters einzigartiges Können sprühte geradezu wieder von einem unerreichten Ideenreichtum", kommentierte der Kicker am 12.05.1942 seinen Auftritt. Der FCK begann furios und erzielte durch Ottmar Walter bereits nach vier Minuten die Führung. Der Waldhof konnte nach einer Viertelstunde ausgleichen, doch noch vor der Pause zog der FCK durch Tore von Werner Baßler, Fritz und Ottmar Walter auf 4:1 davon. Die Gäste aus Mannheim hielten dennoch dagegen und kreierten auch eigene Offensivaktionen. Die allerdings wurden von der neu formierten Lauterer Deckung an diesem Tag mehrfach überragend unterbunden. Mit dem 4:1 ging es in die Kabine. Nach dem Wechsel verlor das Spiel zwar etwas an Höhepunkten, doch der FCK gab das Heft nicht mehr aus der Hand. Im Gegenteil. Durch zwei weitere Tore von Fritz Walter und einen Treffer von Jakob Marker kurz vor Spielende schraubten die Lauterer das Ergebnis noch einmal hoch. Im Achtelfinale scheiterte der FCK dann gegen den späteren deutschen Meister FC Schalke 04. Mit 9:3 fertigten die Knappen die Betze-Buben ab. Für den FCK war das Titelrennen damit beendet.

Text: Matthias Gehring 

Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland
Landesgartenschau Landau Kanälchers -Bildrechte F-W-S
Kanälchers Ellerstadt - akrobatisch - Rechte F-W-S

Hochzeit

„Das war 1948 und überhaupt der schönste Tag in meinem Leben“, sagt Fritz Walter. Er heiratet auf dem Kaiserslauterner Standesamt Italia Bortoluzzi. Die kirchliche Trauung ist am gleichen Tag in der Martinskirche. Tausende haben sich auf dem Martinsplatz versammelt, als das Paar mit Trauzeuge Sepp Herberger die Kirche verlässt.

Der kommende Fußballstar und die italienische Schönheit, die für die französische Besatzungsmacht in Kaiserslautern arbeitet, haben sich das Ja-Wort gegeben. Gegen den Widerstand einer ganzen Region („Wie kann der Bub aus der Pfalz eine Ausländerin heiraten“). Auch weite Teile der Familie und auch Herberger hatten Bedenken. Fritz aber wollte nur diese eine Frau. Es war die wichtigste und mutigste Entscheidung seines Lebens. Und es war Liebe für ein ganzes Leben. Als Italia am 14. Dezember 2001 starb, ein halbes Jahr vor Fritz, da war auch er gestorben. Sie war der Inhalt seines Lebens. Wichtiger als Fußball und die Weltmeisterschaft von 1954.

Italia aber hat die Demütigungen, die sie vor der Heirat erfahren musste, nie ganz vergessen können. Sie ist Zeit ihres Lebens sorgsam mit Freundschaften umgegangen.

Dass sie 1998 die Goldene Hochzeit feiern durften, haben sie als eine große Freude und Genugtuung empfunden.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel der Tages

Wehrmachtsspiel: Pariser Soldatenelf - Brüsseler Wehrmacht 5:2

14. Juni 1942, Paris (Prinzenpark-Stadion),  15.000-20.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Im Sommer des Jahres 1942 hatte der Krieg längst weltumspannende Dimensionen angenommen. Aber auch im dritten Kriegsjahr wurde noch immer Fußball gespielt. Auch von Soldatenmannschaften aus den unterschiedlichen Waffengattungen. So trafen am 14. Juni in Paris mit der "Pariser Soldatenelf" und "Wehrmacht Brüssel", einer Soldatenelf des Militärbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich, zwei Heeresmannschaften gegeneinander an. Dreh- und Angelpunkt auf Seiten der Hausherren war wieder einmal Fritz Walter, der seine Mannschaft mit einer überragenden Leistung zu einem verdienten 5:2 Sieg führte, dabei ein Tor selbst markierte und zwei weitere vorbereitete. "Um so strahlender trat die Klasse Walters heraus, der nicht nur der mitreißende Lenker seiner eigenen Soldatenkameraden, sondern überhaupt die herausragende Gestalt des ganzen Treffens wurde. Walters Vorführungen allein bereiteten den Zuschauern viel Genuß", frohlockte der Kicker rückblickend in seiner Dienstags-Ausgabe über die Leistung Fritz Walters gegen die Brüsseler Auswahl. Dabei gingen nach fünf Spielminuten zunächst die Gäste in Führung. Nach einer knappen halben Stunde konnte Georg Poprawa ausgleichen. Fritz Walter brachte seine Mannschaft noch vor der Pause mit dem 2:1 in Führung. Etwa zehn Minuten nach Wiederanpfiff erhöhte Werner Günther auf Vorlage von Fritz Walter gar auf 3:1. In den letzten 20 Minuten wurde es nochmal spannend. Zunächst verkürzten die Gäste aus Brüssel auf 3:2, doch nur drei Minuten später brachte ein Eigentor des Schalkers Otto Tibulski zum 4:2 die Vorentscheidung. Es war dann erneut Werner Günther, der zehn Minuten vor dem Ende, wiederum nach Vorarbeit von Fritz Walter, mit dem 5:2 den Schlusspunkt setzte.

Text: Matthias Gehring

Bild aus dem Stadtarchiv Kaiserslautern/Schuster
Bild aus den Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland
Bild aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland

Horst Nußbaum alias Jack White

Einen Tag nach der Hochzeit von Fritz und Italia und acht früher wurde in Köln ein gewisser Horst Nußbaum geboren. Er und Fritz Walter sollten sich später oft treffen. Nußbaum wurde Fußballer, von Hennes Weisweiler entdeckt, und so kam er zu Viktoria Köln. Und dann zum FK Pirmasens auf den „Horeb“. Abwehrspieler war er, gutaussehend, einer für das Showgeschäft. Und da kam er auch hin. Als Jack White wurde er einer der erfolgreichsten deutschen Musikproduzenten, u.a. von Toni Marschall, dem anderen Freund von Fritz Walter. Zu Jack White hatte Fritz einen ganz langen Kontakt.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Deutschland - Rumänien 7:0

16. August 1942, Beuthen (Hindenburg-Kampfbahn), 55.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Der im Jahr 1941 neu organisierte Gau Oberschlesien sollte am 16. August 1942 ein Fußballfest erleben dürfen, denn im oberschlesischen Beuthen trug die deutsche Nationalmannschaft zum ersten und zum letzten Mal ein Länderspiel aus. Gegner, die Nationalmannschaft des Kriegsverbündeten Rumänien. In der Hindenburg-Kampfbahn war das Fassungsvermögen mit Zusatztribünen auf 55.000 Zuschauer erweitert worden. Die Tickets für das Spiel waren bereits nach einem Tag vergriffen und man hätte locker eher 100.000 Tickets verkaufen können. Später wurde spekuliert, dass auch deutlich mehr Zuschauer im Stadion waren. Diejenigen, die drin waren, sahen ein spektakuläres Spiel mit zwei unterschiedlichen Halbzeiten. Für Fritz Walter war es bereits sein 20. Länderspiel und auch in dieser Begegnung war er in blendender Verfassung. Im ersten Durchgang bissen sich die deutschen Angreifer an der rumänischen Defensive zunächst allerdings die Zähne aus. Bis kurz vor der Halbzeitpause stand es noch 0:0, ehe der Schalker Herbert Burdenski nach Vorarbeit von Fritz Walter den Bann brach und das 1:0 markierte. Die Führung beflügelte die deutsche Auswahl nach dem Wechsel, während die Gäste merklich nachließen und der spielerischen Überlegenheit des Gegners nur noch wenig entgegensetzen konnten. Wenige Minuten nach Wiederanpfiff war es Fritz Walter, der auf 2:0 erhöhte. Nur fünf Minuten später legte er mit dem 3:0 noch einen Treffer nach. Debütant August Klingler besorgte das 4:0 (60.) und der Österreicher Karl Decker (First Vienna FC) das 5:0 (75.) nach Vorlage von Fritz Walter. Nach einem sehenswerten Solo etwa zehn Minuten vor dem Ende, erzielte Fritz Walter das 6:0 und den Abschluss des Torreigens besorgte - sehr zur Freude der begeisterten Zuschauer - der Oberschlesier Ernst Willimowski den 7:0 Schlusspunkt. Es war das letzte Heimspiel einer DFB-Auswahl in den deutschen Ostgebieten und bis heute ist es der höchste Sieg gegen eine rumänische Nationalmannschaft.

Text: Matthias Gehring 

V.l.n.r.: W. Liebrich, H. Eckel, F. Walter, O. Walter, Horst Nußbaum (Jack White). Foto: StA Kl
Werner Liebrich, Horst Eckel, Fritz Walter, Ottmar Walter und Horst Nußbaum (Jack White). Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/Schuster

Hans und Luise Tilkowski

Alsenborn Mitte der 1990er-Jahre. Fritz Walter trifft Hans Tilkowski und dessen Frau Luise. Der Torwart von Borussia Dortmund und Vizeweltmeister von 1966, der mit dem „Wembley-Tor“ und Fritz Walter mögen sich sehr. 39 Länderspiele hat Tilkowski gemacht. Und das Treffen in Alsenborn ist kein Zufall. Von da kommt Luise Tilkowski. Und da ist sie nach dem Tod von Hans am 5. Januar 2020 auch wieder zurückgekehrt. In die Pfalz, dorthin, wo auch der Fritz immer daheim war. Jede der Begegnungen der Walters und der Tilkowskis in Alsenborn war etwas Schönes. Und es wurde nicht nur über Fußball gesprochen.

Seit 2019 war Hans Tilkowski auch Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Slowakei - Deutschland 2:5

22. November 1942, Bratislawa, 20.000 Zuschauer

Für Fritz Walter war das Spiel in Bratislawa der 24. Länderspieleinsatz. Die Kriegslage hatte sich indes katastrophal verschlimmert. An der Ostfront zeichnete sich der Kampf um Stalingrad ab, der Afrika-Feldzug scheiterte, die Bombenangriffe auf deutsche Städte wurden verlustreicher und belastender. Die deutsche Mannschaft konnte sich gegen die Slowakei mit 5:2 durchsetzen, über den Erfolg konnte sich jedoch niemand freuen, denn mit dieser Begegnung wurden Länderspiele der deutschen Mannschaft für die Dauer des Krieges ausgesetzt. Fritz Walter musste neun unvorstellbar lange Jahre warten, bis er sein 25. Länderspiel bestreiten konnte. August Klingler, der dreifache deutsche Torschütze von Bratislawa, gehörte zu den Vielen, die aus dem mörderischen Krieg nicht zurückgekehrt sind.

Text: Hans Walter

Hans und Luise Tilkowski bei der Fritz-Walter-Gala 2018 in Simmern. Foto: Fritz-Walter-Stiftung/Seydel.
Hans und Luise Tilkowski bei der Fritz-Walter-Gala 2014 in Ramstein-Miesenbach. Foto: Fritz-Walter-Stiftung/Seydel.
Drei besondere Torhüter: FCK-Legende Ronnie Hellström, Mansur Faqiryar (Südasienmeister 2013 mit Afghanistan) und Hans Tilkowski bei Fritz-Walter-Gala 2018 in Simmern. Foto: Fritz-Walter-Stiftung/Seydel
Hans Tilkowski mit Ronnie Hellström beim 20jährigen Jubiläum der Fritz-Walter-Stiftung 2019 auf Schloss Liebieg in Kobern-Gondorf.

Gyula Lorant

1969 bis 1971 spielt er für den FCK. Und trifft Fritz Walter wieder. Gyula Lorant, der Gegenspieler aus dem Finale 1954 in Bern. Der Ungar wird 1952 in Helsinki mit der ungarischen Mannschaft Olympiasieger, besiegt 1953 die Engländer in Wembley mit 6:3 (es ist die erste englische Heimniederlage nach 90 Jahren). Lorant macht 42 Länderspiele für Ungarn, spielt nach dem FCK auch in Köln und Frankfurt. Später wird er Trainer. Gyula Lorant stirbt 1981.

Lorant ist der erste der Ungarn, den Fritz Walter nach 1954 trifft. Für die Ungarn galt es, die Schmach von Bern zu verarbeiten. Sie galten in dieser Zeit als unbesiegbar. Nach dem Aufstand 1956 zog es viele wie Puskàs, Czibor, Kocsis und auch Lorant nach Deutschland oder Spanien. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich Puskas und Fritz Walter trafen.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Freundschaftsspiel: Pariser Soldatenelf - Münchner Soldatenauswahl 4:4

6. Dezember 1942, Paris (Prinzenpark-Stadion), 20.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Ende 1942 gastierte eine Münchner Wehrmachts-Auswahl in Paris. Sie sollte gegen eine aus der "Pariser Soldatenelf" und der Soldatenmannschaft "Burgstern Noris" kombinierte Wehrmachts-Mannschaft antreten. "Dabei soll die Mannschaft noch weitere Verstärkungen erhalten, so den Nationalstürmer Fritz Walter", so eine Kicker-Notiz vom 1. Dezember 1942. Studiert man aber in zeitgenössischen Presseberichten zum Spiel nur die offiziellen Mannschaftsaufstellungen, erschließt sich nicht, was dieses Spiel mit Fritz Walter zu tun haben soll. Sein Name taucht weder im einen noch im anderen Kader auf. Die Irritation wird perfekt, wenn man den Bericht des Kicker (15. Dezember 1942) liest, der den Titel trägt "Janda und Walter - die beiden Halbrechten waren die stärksten Stürmer beim Pariser Kampf der Soldatenmannschaften". Fritz Walter stand tatsächlich auf dem Platz und erzielte den Chronisten zufolge mindestens ein Tor. Die Lösung des Rätsels findet sich in einer Fußnote. "Erst bei Drucklegung dieser Ausgabe erfuhr der "Kicker", dass unter dem "Pseudonym" Hack, Fritz Walter zu suchen ist…", erläuterte die Kicker-Redaktion die Kuriosität um Fritz Walters Spielteilnahme.

Durch mäßige Leistungen der Abwehrleute auf beiden Seiten, konnten an diesem Tag vor allem die Stürmerreihen und die Keeper Ihr Können unter Beweis stellen. Die 20.000 Zuschauer sahen ein torreiches Spiel, bei dem es am Ende 4:4 hieß. Die Gäste gingen nach nur fünf Minuten durch den Fürther Ludwig Janda mit 0:1 in Führung. Doch die "Pariser" durften im ersten Durchgang dreimal jubeln und führten zur Pause bereits mit 3:1. Die weiteren Torschützen in Halbzeit eins gehen aus den uns vorliegenden historischen Unterlagen nicht hervor. Im zweiten Durchgang konnten die Gäste aus München durch Tore von Ernst Willimowski und Ludwig Janda ausgleichen. Erst kurz vor dem Ende markierte Fritz Walter - im Spielbericht eben mit dem Pseudonym "Hack" versehen - die 4:3 Führung für die Hausherren. Das aber reichte nicht zum Sieg, denn kurz  vor dem Abpfiff kamen die Gäste durch ein Eigentor des Nürnbergers Willi Billmann noch zum gerechten Ausgleich. Die Rolle Fritz Walters - pardon, des Fürthers "Hack" - hob der Kicker ausdrücklich hervor. "Träger des Spiels der Pariser Mannschaft waren vor allem der feine Techniker Hack, der sich als Ballkünstler ersten Ranges vorstellte, der Halblinke Übelein II…und in der Deckung der unermüdliche Scholz…", fand der Kicker lobende Worte für drei Akteure auf Seiten der Pariser. Es war übrigens Fritz Walters viertes und zugleich letztes Spiel für die "Pariser Soldatenelf".

Warum Fritz Walter überhaupt unter einem Synonym auflief, dahinter steckt eine delikate Geschichte! Reichssportkommissar Hans von Tschammer und Osten wollte mit fortschreitender Dauer des Krieges unterbinden, dass namhafte deutsche Spieler bei Fußballspielen zum Einsatz kamen. Er hätte diese lieber als leuchtendes Vorbild an der Front gesehen! Daher hat Reichstrainer Sepp Herberger seinen Schützlingen auch eindringlich nahegelegt, sich nicht mehr auf dem Rasen zu zeigen. Dennoch hatte Richard Hermann als Leiter der Pariser Soldatenelf, Fritz Walter für dieses Spiel nach Paris bestellt. Vor Ort informierte Fritz Walter über die Vorgaben aus Berlin. Nach einem längeren und wohl intensiven Telefonat mit Sepp Herberger, kamen Hermann und der Reichstrainer überein, dass Fritz unter dem Pseudonym "Fritz Hack" - einen gleichnamigen Spieler gab es in Fürth - auflaufen sollte. Da die Finte nach dem Spiel aufflog, bekamen sowohl Sepp Herberger als auch Fritz Walter gewaltig Ärger mit der Reichssportführung. Kurze Zeit später wurde Fritz Walter übrigens nach Sardinien versetzt. Ob dies im Zusammenhang mit dem Ärger um das Spiel in Paris steht, darüber lässt sich lediglich spekulieren.

Text: Matthias Gehring

Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Leppla

adidas

1978 stirbt Adolf „Adi“ Dassler. 78 Jahre ist der Gründer von „ adidas“ geworden. „Er war ein väterlicher Freund“, sagt Fritz Walter. Sein Förderer und Mentor. Fritz Walter durfte die Neuerungen aus dem Hause „adidas“ probieren. Etwa die ersten Fußballschuhe mit abschraubbaren Stollen. Fritz Walter war so etwas wie das „Sportartikel Mannequin“ des späteren Weltunternehmens. Fritz

Walter ist adidas ein Leben lang treu geblieben, so wie auch sein Freund Uwe Seeler. Die Hilfen von Adi Dassler hat Fritz nie vergessen und auch nicht die des bayerischen Wurstfabrikanten Horak, der den Lauterer nach dem Krieg mit Wurstpaketen versorgt hatte.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Testspiel: Diedenhofener Soldatenelf - TSG Diedenhofen 4:5

4. April 1943, Diedenhofen (Karolingerring), Zuschauerzahl unbekannt, vier Tore von Fritz Walter

Die in Lothringen gelegene und nach der Besetzung Frankreichs dem Gau Westmark zugehörige Kleinstadt Diedenhofen, französisch Thionville, war für Fritz Walter in zweifacher Hinsicht eine Fußball-Station.  Der im Jahr 1905 als "Fußball Club Diedenhofen" gegründete örtliche Fußballverein, der nach dem 1. Weltkrieg "La Sportive Thionvilloise" hieß, wurde ab 1940 in "TSG Diedenhofen" umbenannt und spielte fortan in der Kreisklasse Westlothringen, der damaligen zweiten Liga. Es war damals übliche Praxis, dass immer wieder Spieler aus Saarbrücken, Metz und Kaiserslautern in die lokalen Vereine in Lothringen abkommandiert wurden, Um das Deutschtum zu fördern. Dies traf auch auf Fritz Walter zu, der von April bis Juni 1943 für die TSG Diedenhofen auflaufen musste. Bevor er jedoch das Trikot der TSG überstreifte, stand er am 4. April 1943 bei einem TSG-Spiel gegen eine Diedenhofener Soldatenelf in den Reihen der Wehrmachts-Mannschaft auf dem Rasen. Nach seinem Gastspiel mit dem 1. FCK anlässlich der Sportplatzeinweihung am 21. Dezember 1941, sein bereits zweiter Auftritt auf dem Diedenhofener Platz (vgl. Bericht von Tag 38). Zum Spiel selbst war bis jetzt in den Archiven lediglich ein kurzer Passus in einem Sportbericht der Metzer Tageszeitung vom 5. April 1943 zu finden. Daraus geht hervor, dass die Soldatenelf als Heimmannschaft gegen den Lokalverein TSG, der als Gast auf dem eigenen Platz auflief, mit 4:5 unterlag. Alle vier Tore der Wehrmachts-Auswahl hat demnach Fritz Walter erzielt. Für ihn war es das erste Spiel in den Reihen einer Diedenhofener Mannschaft. Hier noch auf Seiten der Diedenhofener Soldaten, danach im Trikot der TSG Diedenhofen.

Text: Matthias Gehring 

Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/Schuster

Fritz-Walter-Sekt, Fritz-Walter-Bier und Fritz-Walter-Wein

Anfang der Woche kommt immer der Sekt aus Wachenheim. „Fritz-Walter-Sekt“. Den verschickt er in die Welt. Jeder, der Geburtstag hat, und der auf der üppigen Liste von Fritz Walter steht, erhält eine Flasche. Oder zu besonderen Anlässen auch zwei. Der Sekt steht in der Garage, neben dem Auto, das keiner fährt. Fritz hat den Führerschein, aber Auto fährt er nicht. Er fliegt auch nicht, aber er kennt alle Bahnverbindungen. Noch einmal zum Sekt: Einen guten Sekt liebt er ein Leben lang.

Als Lorette Braun von der Sektkellerei Wachenheim zur Sektkellerei Deidesheim wechselt nimmt sie das Produkt Fritz-Walter-Sekt mit dorthin. Bis heute ist der Sekt dort käuflich zu erwerben. Die Brauerei Bischoff bietet zudem einige Jahre das Fritz-Walter-Bier an. Seit 2019 gibt es anlässlich des 100. Geburtstags von Fritz Walter auch den Fritz-Walter-Wein vom Weingut Hensel.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Testspiel: 1. FC Kaiserslautern - MSV Pioniere Speyer 8:2

29. August 1943, Kaiserslautern, 1.200-1.500 Zuschauer, fünf Tore von Fritz Walter

Am Ende der Spielzeit 1942/1943 hatte der MSV Pioniere Speyer den Aufstieg in die Gauliga Westmark geschafft. Noch vor dem Rundenstart zur neuen Saison absolvierten die Domstädter ein Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, das am 29. August 1943 angepfiffen wurde. Mit Spannung wurde der Gauliga-Neuling auf dem Betzenberg erwartet. Wie viele andere Vereine in jener Zeit auch, mussten auch die Speyerer zahlreiche Spieler kriegsbedingt ersetzen. Auch wenn der FCK am Ende mit einem deutlichen 8:2 als Sieger vom Platz ging, unterstrichen die Gäste aus Speyer dennoch ihre Ligatauglichkeit. Vor allem Gäste-Keeper Endemann habe sich in der Partie mehrfach auszeichnen können. Herausragender Akteur auf Lauterer Seite, wieder einmal Fritz Walter, der erstmals seit längerer Zeit wieder einmal das Trikot des FCK tragen konnte. "Nationalspieler Fritz Walter führte den FK Kaiserslautern wieder einmal zu einem glanzvollen Sieg. … Fritz Walter befruchtete das Spiel seiner Elf außerordentlich und schoß selbst fünf prachtvolle Tore", lobte der Kicker (07.09.1943) die Rolle des Lauterer Stürmers. Es war übrigens das letzte Spiel, das Fritz Walter vor Kriegsende für den FCK absolvierte. Bis zur Pause stand es bereits 4:1 für den FCK in einem bis dahin ausgeglichenen Spiel. Auch im zweiten Durchgang fielen dann noch einmal fünf Tore. Der FCK verlor übrigens nur zwei Wochen später im ersten Ligaspiel auswärts mit 0:1 - und zwar gegen den Neuling aus Speyer. Ohne Fritz Walter!

Text: Matthias Gehring

 

Markus Merk bei der Fritz-Walter-Gala 2016.
Bildrechte Fritz Walter Stiftung

Mario Adorf

Am 8. September 2020 wird der Schauspieler Mario Adorf 90 Jahre. Der Weltstar aus Mayen in der Eifel und Fritz Walter? Adorf ist kein Fußballer, aber den Fritz, den kennt er.“ Ich habe ihn bei einigen Pressebällen getroffen. Wir haben miteinander geplaudert und einmal war auch Max Schmeling dabei“, erzählt Adorf. Die Legenden des deutschen Sportes: Schmeling und Fritz Walter. Und der große Schauspieler. Mehr geht kaum.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Rote-Jäger-Spiel: Aurich - Rote Jäger 0:5

12. Dezember 1943, Aurich, Zuschauerzahl unbekannt

Im Kriegsjahr 1943 hatte der mehrfach dekorierte Jagdflieger Oberstleutnant Hermann Graf, selbst begeisterter Fußballer, in seinem Jagdgeschwader eine Fußballmannschaft gegründet, die er "Rote Jäger" nannte. Da zahlreiche Fußballspieler aufgrund des Kriegsverlaufs Abkommandierungen hinnehmen mussten, war regelmäßiger Fußballbetrieb in den Vereinen kaum mehr möglich. Hermann Graf bot vor allem höherklassigen Kickern die Möglichkeit in seiner Mannschaft, unabhängig vom Standort seines Geschwaders, spielen zu können und so auch zeitweise vom Fronteinsatz verschont zu werden. Bei den "Roten Jägern", die ab 1943 während des Krieges nur Freundschaftsspiele austrugen, waren unter anderem die Nationalspieler Hermann Eppenhoff, Franz Hanreiter, Alfons Moog, Josef Stroh und eben auch Fritz Walter aktiv. An der Versetzung Fritz Walters von der Infanterie zu den Jagdfliegern soll im Hintergrund übrigens auch Sepp Herberger mitgewirkt haben. Natürlich war ihm sehr daran gelegen, dass sein Schützling den Krieg möglichst unversehrt überleben sollte. Seinen ersten Spieleinsatz im Trikot der "Roten Jäger" hatte Fritz Walter am 26. März 1944 bei einem Gastspiel in Aurich. Mit 5:0 siegten die Graf-Schützlinge bei ihrem Auftritt in der ostfriesischen Kreisstadt. Welcher Akteur dabei welches Tor erzielte, ist aus den vorliegenden Spielnotizen der örtlichen Tagespresse nicht mehr zu entnehmen.

Text: Matthias Gehring 

Foto: Peter Seydel
Foto: Peter Seydel

Waltraud Leppla

Der Verweis "Foto: Leppla" ist für viele ältere RHEINPFALZ-Leser sicher noch ein Begriff. Fast 30 Jahre lang lichtete die freie Bildjournalistin Waltraud Leppla (1926-2010) alles Wichtige in und um Kaiserslautern für die RHEINPFALZ und das Wochenblatt ab. Es versteht sich daher von selbst, dass Waltraud Leppla Fritz Walter auch häufiger begegnete. Viele tolle Aufnahmen wie beispielsweise das Bild von Anneliese Rothenberger und Fritz Walter dokumentieren dies. 

So entstand eine freundschaftliche Beziehung zwischen den Eheleuten Italia und Fritz Walter mit der Fotografin und es gab einen regen Briefwechsel. In "treuer Verbundenheit" grüßte so auch Fritz Walter mit seiner Autogrammkarte im Jahr 1981.  

Text: Michael Desch

 

Spiel des Tages

Rote-Jäger-Spiel: FC Bayern München - Rote Jäger 1:1

26. März 1944, München (Dante-Stadion), 8.000-10.000 Zuschauer

Mit der süffisanten Überschrift "Rote Jäger jagten Bälle, aber keine Tore", kommentierte der Kicker (04.04.1944) das Gastspiel des Geschwader-Ensembles "Rote Jäger" gegen den FC Bayern München am 26. März 1944. Im Münchner Dante-Stadion kamen die Kicker von Oberstleutnant Hermann Graf dabei nicht über ein 1:1 Unentschieden hinaus. Für die Münchner Bayern, die sich als Meister der Gauliga Südbayern die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gesichert hatten, ein achtbares Ergebnis. Immerhin waren die "Roten Jäger" bis dahin in bislang 34 Spielen bereits 30 Mal als Sieger vom Platz gegangen. Die Jäger-Elf glänzte in der Anfangsphase zwar spielerisch, doch beide Mannschaften hatten mit dem von Dauerregen durchnässten Boden ihre liebe Mühe. Dennoch war die spielerische Überlegenheit der Jäger sichtbar, die auch nach Darstellung des Kicker "Ball und Gegner jagten", aber wohl auch immer wieder an der an diesem Tag disziplinierten Münchner Defensive scheiterten. Vor allem Fritz Walter bestach als Dreh- und Angelpunkt und glänzte mit seinen Ideen und seiner Ballbehandlung. Es waren die Hausherren, die noch im ersten Durchgang durch einen von Hermann Lindemann verwandelten Strafstoß in Führung gingen. Das knappe 1:0 hielt auch bis kurz vor Ende der Partie. Dann zeigte der Unparteiische erneut auf den Punkt. Franz Hanreiter legte sich für die "Roten Jäger" den Ball zurecht, scheiterte zunächst am Münchner Keeper, ehe Pepperl im Nachschuss den Ausgleich markierte.

Obwohl das Ergebnis für die Jäger eher schmeichelhaft war, waren die Bayern beim Abendessen beider Mannschaften im Bürgerbräukeller voller Lob für die spielerische Klasse ihres Gegners vom Nachmittag. Nicht nur das, der Münchner Club zeigte sich auch spendabel und schenkte dem Jagdgeschwader satte 5.000 Liter Bier, was umgerechnet etwa zwei Liter pro Kopf bedeutete. Da ein Teil des Geschwaders in Dänemark und Norwegen stationiert war, sollte deren Bier-Anteil per Flugzeug dorthin transportiert werden. Fritz Walter beschreibt die dann folgende Begebenheit in seinem Buch "11 Rote Jäger" aus Erzählungen seiner Kameraden, da er bereits in Luxemburg bei einem DFB-Kurzlehrgang weilte. Noch vor dem Abflug geriet die bereits beladene Maschine bei einem Luftangriff in Brand. Das gesamte Bodenpersonal bemühte sich, das Lastenflugzeug zu löschen und die kostbare Bier-Fracht zu retten. Auf die Frage des Commodore nach dem Angriff, warum man nicht versucht habe auch die beiden davorstehenden in Brand geschossenen Jagdflugzeuge zu retten, wurde ihm entgegnet, "Messerschmidts kriegen wir schon wieder, Münchner Bier aber nicht!"

Text: Matthias Gehring

Waltraud Leppla
Fritz Walter mit der Opernsängerin Anneliese Rothenberger (Foto Leppla).
Autogrammkarte für Waltraud Leppla.

Fritz-Walter-Wetter

Als es am 4. Juli 1954 kurz nachdem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Hotel Belvedere in Spiez am Thuner See ihr Frühstück eingenommen hatte, zu nieseln begann, erhellten sich die Gesichter der deutschen Spieler. Also doch. Leichter Regen. „Fritz Walter- Wetter“. Nicht zu kalt, nicht zu viel Regen, vor allem keine Hitze. So mochte der Fritz es. Nasser Boden erhöht die Chance für die Supertechniker, für die, die wie Fritz Walter die Gegenspieler zu Slalomstangen degradieren können. Sein Wetter, sein Tag?

Noch ein Spaziergang vom Hotel zum See, den Nieselregen auskosten, dann in den Bus. Es geht nach Bern. Wankdorfstadion. Das Finale der WM 1954: Deutschland gegen Ungarn. Bei „Fritz-Walter-Wetter“.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Rote-Jäger-Spiel: 1. FC Nürnberg - Rote Jäger 0:7

7. April 1944, Nürnberg, 15.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Am Osterwochenende des Jahre 1944 gastierten die Roten Jäger in Nürnberg. Der 1. FC Nürnberg war in der abgelaufenen Saison Meister der Gauliga Nordbayern geworden und nahm an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teil. Der immerhin sechsmalige Deutsche Meister aus Franken also ein echter Hochkaräter. Doch vom Anpfiff weg dominierten die Jäger die Club-Akteure um Max Morlock nach Belieben. Bereits nach zehn Minuten führten die Gäste vom Jagdgeschwader durch Tore von Richard Leonhardt (Planitzer SC) und Walter Bammes (SpVgg Fürth) mit 2:0. Noch vor der Pause erhöhte Leonhardt auf 3:0, gleichzeitig der Pausenstand. Nach dem Seitenwechsel agierte vor allem die Jäger-Sturmreihe nach Belieben. Nicht einmal zehn Minuten nach Wiederanpfiff erhöhte der Verteidiger Hermann Koch (Schwaben Augsburg) auf 4:0 und kurz danach baute Richard Leonhardt mit seinem dritten Treffer des Tages das Ergebnis auf 5:0 aus. Fritz Walter war es, der in der 63. Minute das 6:0 erzielte und zehn Minuten vor dem Ende gar auf 7:0 erhöhte. Doch es waren nicht nur die beiden Tore, mit denen sich Fritz Walter gute Noten erarbeitete. "Die überragende Kraft war wieder einmal Nationalspieler Fritz Walter, der dem Stürmerspiel der Jäger das Gepräge gab", kommentierte auch die NSZ-Westmark den überragenden Auftritt des Lauterer Angreifers.

Text: Matthias Gehring 

 

Franz Beckenbauer

Heute wird der „Kaiser“ 75. Franz Beckenbauer, neben Fritz Walter oder zusammen mit ihm der größte deutsche Fußballer. Weltmeister als Aktiver und als Trainer, mit dem FC Bayern gewann er alles. Er war wesentlich daran beteiligt, dass die WM 2006 nach Deutschland kam. Dass es ein „Sommermärchen“ wurde, auch daran hat Beckenbauer den größten Anteil.

Dass er nach der Aufarbeitung des sogenannten WM-Skandals einen so großen Schaden nahm, bleibt ein schwer verzeihlicher Teil deutscher Sportpolitik.

Beckenbauer und der „alte Fritz“ aus der Pfalz. Es ist Zuneigung gewesen. „Der Fritz wird immer das Besondere im deutschen Fußball sein“, hat Franz Beckenbauer gesagt.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Rote-Jäger-Spiel: VfR Mannheim - Rote Jäger 1:8

10. April 1944, Mannheim, 4.000 Zuschauer, vier Tore von Fritz Walter

Drei Tage nach dem souveränen Auftritt im Frankenland, gastierten die "Roten Jäger" in der Kurpfalz. Gegner war der VfR Mannheim, der als Meister der Gauliga Baden ebenfalls an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teilnahm. Die Kurpfälzer, in deren Reihen mit Albert Conrad übrigens ein ehemaliger Lauterer stand, gingen durchaus selbstbewusst in das Spiel. Die Gäste waren zwar bereits im ersten Durchgang spielerisch überlegen, dennoch konnten die Mannheimer bis Ende der ersten Halbzeit durchaus zuversichtlich sein. Aus Sicht der Luftwaffenelf stand es zur Halbzeit nämlich nur 1:1 Unentschieden. Schon in der 2. Minute waren die Hausherren in Führung gegangen. Die Jäger drängten zwar auf den Ausgleich, doch außer etlichen Lattentreffern sollte den Gästen nichts gelingen. Der Ausgleich fiel dennoch, allerdings durch ein Eigentor der VfR-Akteure. Doch im zweiten Durchgang ging den aufopferungsvoll kämpfenden Mannheimern die Puste aus und die Jäger-Tore fielen nun wie reife Früchte. Franz Hanreiter (SK Admira Wien) brachte die Jäger in Führung, Fritz Walter erhöhte wenig später durch zwei Tore auf 1:4. Bruno Klaffke (Duisburger FV) und Walter Bammes (SpVgg. Fürth) bauten die Führung auf 1:6 aus, ehe in der Schlussphase der Begegnung erneut Fritz Walter mit zwei weiteren Treffern den 1:8 Endstand markierte. Das Ergebnis unterstrich vor allem die spielerische Überlegenheit der "Roten Jäger" während der gesamten Spieldauer. "Ihr großer Dirigent und der Meister dieses Spiels war der Kaiserslauterer Nationalspieler Fritz Walter", kommentierte die NSZ-Westmark in ihrer Ausgabe vom 11. April insbesondere die herausragende spielerische Leistung des Lauterer Nationalspielers.

Text: Matthias Gehring

Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Leppla.

Horst Eckel

Am 12. September 1954 zog sich Horst Eckel nur wenige Monate nach dem WM-Sieg gegen Ungarn im Lokalspiel des FCK gegen den VfR Kaiserslautern einen Schien-und Wadenbeinbruch zu. Ein Jahr musste er in der Nationalmannschaft aussetzen, erst beim Spiel 1955 in Moskau gegen die Sowjetunion war er wieder dabei.

Horst Eckel aus Vogelbach ist heute der einzige noch lebende Spieler des Finales vom 4.Juli 1954 in Bern. Kein Ungar lebt mehr und nur noch der 88jährige als Deutscher. 32 Länderspiele von 1952 bis 1960 machte er, darunter die Weltmeisterschaften 1954 in der Schweiz und 1958 in Schweden. 213 Spiele machte er für den FCK und schoss 64 Tore. Später war er Spieler und Trainer in Völklingen. Auf dem Platz und außerhalb war er ein Kämpfer. Der gelernte Werkzeugmacher machte von 1971 bis 1973 in Trier eine Ausbildung zum Sportlehrer, um danach bis zu seiner Pensionierung an der Realschule in Kusel zu arbeiten. Fritz Walter war sein Vorbild, er übernahm auch dessen Funktion in der Herberger-Stiftung.

Horst Eckel ist ein menschlicher Glücksfall, einer der der nie abhob, für den Bescheidenheit ein Maß ist. Mit seiner eigenen Stiftung und in zahlreichen Aktionen wirbt er seit vielen Jahren für soziale Anliegen. Er ist der letzte, der heute noch authentisch vom „Wunder von Bern“ erzählen kann. Horst Eckel würde es nie mit einer Überhöhung des Geschehenen tun. Wichtig ist für ihn vor allem die Freundschaft mit den Ungarn geworden, zuletzt noch mit dem am längsten lebenden ungarischen Spieler, Rechtsverteidiger Jenö Buzansky.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Testspiel: Stadtelf Neustadt - 1. FC Kaiserslautern 0:5

25. November 1945, Neustadt/Weinstraße (Schöntal-Stadion), Zuschauerzahl unbekannt, ein Tor von Fritz Walter

Im Oktober 1945 kehrten nach einer Odyssee durch halb Europa Fritz Walter und sein Bruder Ludwig aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft in ihre Heimatstadt Kaiserslautern zurück. Ungeachtet der gewaltigen Probleme im ersten Nachkriegsjahr - die Stadt war zu 60% zerstört, die französischen Besatzungsbehörden hatten das Stadion auf dem Betzenberg beschlagnahmt - bemühte sich Fritz Walter als Spielertrainer um den Aufbau einer neuen FCK-Fußballmannschaft. Am 25. November konnte sich diese Elf aus Spielern, die bereits 1938 bis 1944 aktiv waren, sowie aus jungen Talenten erstmals in einem Freundschaftsspiel vorstellen. In Neustadt war die dortige "Stadtelf" Gegner der Lauterer. Die von Fritz Walter dirigierte Mannschaft des 1. FCK vermochte zu überzeugen und konnte einen 5:0 Erfolg dank der Tore von Fritz Walter, Werner Baßler (2), Oskar Hankel und Günter Grewenig erzielen. Ottmar Walter musste zu diesem Zeitpunkt noch mehr als ein halbes Jahr auf seine Rückkehr aus der Gefangenschaft warten. Dennoch zeichnete sich bereits in Neustadt das Gerüst jener Mannschaft ab, die in den nachfolgenden Jahren zur deutschen Spitzenklasse reifen sollte.

Text: Hans Walter

 

Foto Peter Seydel
Foto Peter Seydel
Foto Peter Seydel
Horst Eckel und Thomas Gottschalk bei der Fritz-Walter-Gala 2014 auf dem Jakobsberg (Foto: Peter Seydel).

Rudi Gutendorf

An diesem Tag starb in Koblenz im Alter von 93 Jahren Rudi Gutendorf. Er war der letzte noch Lebende der Mannschaft des Koblenzer Stadtteilvereins TuS Neuendorf. Die Spiele von Neuendorf gegen Kaiserslautern haben Legendenstatus. Mehr als 30 000 Zuschauer kamen ins Stadion auf den „Oberwerth“ am Rhein. „Neuendorf war eine der besten Mannschaften im Südwesten und Gutendorf ein Herausragender“, hat Fritz Walter gesagt. Gutendorf, der auf allen Kontinenten und mit großem Erfolg Trainer war, und Fritz Walter waren gute Freunde. Nur das Fernweh des Koblenzer teilte Fritz nicht.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Pfalzpokal-Finalspiel: SpV 1946 Friesenheim - 1. FC Kaiserslautern 3:6

5. Januar 1947, Neustadt/Weinstraße, 3.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Neben der Erstligameisterschaft mit zehn Vereinen und einer Runde der Ehrenliga Hessen-Pfalz mit 14 Mannschaften wurde 1946/1947 für die französische Nordzone noch der "Pfalz-Pokal" ausgespielt. Nach zum Teil deutlichen Siegen über den SC 1911/12 Kaiserslautern, den SC 1894 Siegelbach, den BSC Oppau sowie den ASV 1925 Hochfeld hatte sich der 1. FCK für das in Neustadt angesetzte Endspiel gegen den SpV 1946 Friesenheim qualifiziert. In dem torreichen Spiel behielten bei winterlichen Platzverhältnissen die Lauterer gegen eine engagiert kämpfende Mannschaft aus Friesenheim dank dreier Tore von Fritz und zwei Toren von Ottmar Walter sowie einem Treffer von Günther Grewenig die Oberhand und konnten den ersten Titelgewinn nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichnen.

Text: Hans Walter

Foto: Peter Seydel

Günther Netzer

Der Fritz sei sein Vorbild gewesen hat Günther Netzer gesagt, der am 14. September 1944 geboren wurde. Auch eine der Legenden, die über den Fußballplatz hinaus Beachtung fanden. Bei der WM 2006 in Kaiserslautern, da lebte Fritz Walter schon nicht mehr, da war sein Geist doch da und es wurde über ihn gesprochen. Und da sprach Netzer davon, wie sehr der Fußball und vor allem Fritz Walter das Nachkriegsdeutschland geprägt hätten.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Hungerspiele 1947: Glantalauswahl - 1. FC Kaiserslautern 0:16 (?)

25. April 1947, Sportplatz Lauterecken, ca. 3.000 Zuschauer

Das Jahr 1947 ist als eines der schlimmsten Hungerjahre in die deutsche Geschichte eingegangen. Einem sehr strengen Winter folgte ein heißer, trockener Sommer, was zu erheblichen Ernteausfällen führte. Überdies machte sich in der Landwirtschaft ein Mangel an Arbeitskräften und Düngemitteln bemerkbar. Die vorhandenen Lebensmittel wurden rationiert und gegen Bezugsmarken an die Bevölkerung ausgegeben, wobei damit dennoch nicht gewährleistet war, dass die benötigten Nahrungsmittel tatsächlich jederzeit verfügbar waren. Eine latente Ernährungskrise war die Folge. In den kriegszerstörten Städten war die Versorgung besonders problematisch. Hier konnten die Menschen pro Kopf und Tag oft nur 1.000 Kalorien verbrauchen. Viel zu wenig für die hart arbeitende Bevölkerung und auch für Sportler. Viele Städter unternahmen deswegen "Hamsterfahrten" aufs Land, um Sachwerte gegen dringend benötigte Lebensmittel einzutauschen.

Die Fußballer der Walter-Mannschaft des 1. FCK vereinbarten in dieser schweren Zeit an spielfreien Tagen Begegnungen mit Vereinen aus der Vorder- und der Nordpfalz. Für ihren Auftritt wurden die FCK-Spieler von ihren Gastgebern mit Nahrungsmitteln entlohnt. Man bezeichnete diese Begegnungen auch als "Kalorienspiele" oder "Grumbeerspiele". Als Beispiel sei an das Spiel des 1. FCK bei einer Glantalauswahl am Karfreitag 1947 in Lauterecken erinnert. Das Endergebnis spielte keine Rolle. Wichtig war, dass die Fußballer einen bescheidenen Vorrat an Lebensmitteln nach Hause mitnehmen konnten, ohne den die schon damals hervorragenden Leistungen der Walter-Mannschaft nicht zu erbringen gewesen wären.

Text: Hans Walter

 

Quelle: DFB
Quelle: DFB
Bild: Borussia Mönchengladbach

SV Alsenborn

Am 15. September 1919 wird der Fußballverein Alsenborn gegründet, aus dem 1945 der SV Alsenborn wird. Das „Wunder von Alsenborn“ beginnt 1962 mit Fritz Walter als Trainer. Aber er ist einer, der sich auch um andere Dinge im Verein kümmert. 1968 spielt der Dorfverein mit Horr, Schmitt und Schieck um den Aufstieg in die Bundesliga. Es klappt nicht ganz, aber die Legende um den SV Alsenborn bleibt für immer. Fritz Walter schreibt hierzu das Buch: Aufstieg einer Dorfmannschaft. 

1967 ziehen Italia und Fritz Walter in ihre am Wald gelegene Villa nach Alsenborn, elf Kilometer von Kaiserslautern entfernt. Hier leben sie bis zu ihrem Tod.

Der SWR-Film hierzu einen tollen Film produziert. Hier gehts zu diesem Film: https://www.youtube.com/watch?v=6QomuL2OS3I

2019 feierte der SVA sein 100 jähriges Jubiläum. Dem Verein zu Ehren richtete die Fritz-Walter-Stiftung in diesem Jahr die Fritz-Walter-Gala in Alsenborn aus. Hier geht es zum Bericht zur Gala: https://www.fritz-walter-stiftung.de/meldungen/newsdetails/article/Fritz-Walters-99-Geburtstag-mit-grosser-Feier-in-Alsenborn-gefeiert.html

Den Film zur Gala von DFBtv erreicht man hier: https://tv.dfb.de/video/fritz-walter-gala-2019/26613/

Text: Hans-Peter Schössler/Michael Desch

 

Spiel des Tages

Meisterschaft Französische Zone: 1. FC Kaiserslautern - VfL 1900 Konstanz 8:1

1. Juni 1947, Kaiserslautern (Betzenberg), 12.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Die Neuordnung des Ligabetriebes in der französischen Besatzungszone ergab eine Aufteilung der Vereine im Südwesten in eine Nord- und eine Südgruppe. Zum Abschluss einer Saison sollte der Tabellenerste der Gruppe Nord ein Hin- und ein Rückspiel um die Zonenmeisterschaft gegen den Ersten der Gruppe Süd austragen. Somit kam es 1947 zu zwei Begegnungen zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Ersten der Gruppe Süd, dem VfL 1900 Konstanz. Die überraschende Führung des VfL konnte Hans Christmann bereits fünf Minuten später egalisieren. Dem an diesem Tag überragenden Ottmar Walter gelangen vier Treffer. Zwei Tore von Werner Baßler sowie eines von Fritz Walter, der im Mittelfeld viele sehenswerte Spielzüge einfädelte, sorgten für einen mehr als beruhigenden Vorsprung für das Rückspiel am Bodensee zwei Wochen später. Der Sturm der Lauterer mit Günther Grewenig - Fritz Walter - Ottmar Walter - Werner Baßler und Hans Christmann sollte in dieser Formation in den nachfolgenden Jahren für eine wahre Tor-Flut sorgen. 12.000 Zuschauer gaben diesem ersten bedeutenden Spiel des 1. FCK seit der kriegsbedingten Einstellung des Fußball-Spielbetriebes im Jahre 1944 einen würdigen Rahmen.

Text: Hans Walter

 

 

Ausschnitt aus dem Buch FRITZ WALTER - KAPITÄN FÜR DEUTSCHLAND.

Ehrenbürger des Landes Rheinland-Pfalz und der Stadt Kaiserslautern

Fritz Walter wurde zu seinem 80. Geburtstag die Ehre zuteil, der erste und bis heute einzige Ehrenbürger des Landes Rheinland-Pfalz zu werden. Ehrenbürger der Stadt Kaiserslautern ist er natürlich auch. Diese Würdigung hat ihn stolz gemacht und natürlich hat er Fritz Walter-typisch die Frage aufgeworfen, ob das nicht zu viel der Ehre wäre. Das hat er auch bei den beiden Bundesverdienstkreuzen so getan, die ihm Helmut Kohl und Kurt Beck verliehen. Eine Ehrung erhielt er schon früh, damals in den 1950er Jahren das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung in Deutschland für Sportler, aus der Hand von Bundespräsident Theodor Heuss. Kurze Zeit nach der WM 1954 (am 5. Juli) wurde Fritz Walter der erste Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft.

Stolz war er auf alle Ehrungen. Und sie bekamen auch einen gebührenden Platz bei ihm zu Hause. Keine verschwand in einer Schublade.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Meisterschaft Französische Zone: VfL 1900 Konstanz - 1. FC Kaiserslautern 4:8

15. Juni 1947, Konstanz (Bodenseestadion), 10.000 Zuschauer, vier Tore von Fritz Walter

Die katastrophale Versorgungslage sowie die durch das Kriegsgeschehen schwer in Mitleidenschaft gezogenen Verkehrswege machten im Jahr 1947 einen Ausflug von der Pfalz an den Bodensee zu einem schwierigen Unterfangen. Daher wurde der 1. FC Kaiserslautern an diesem Pfingstwochenende nur von einer sehr überschaubaren Gruppe von Schlachtenbummlern zum Rückspiel nach Konstanz begleitet. In dieser zweiten Begegnung leistete die Mannschaft vom Bodensee den Lauterern heftigen Widerstand. Zum Erstaunen der 10.000 Zuschauer im Stadion von Konstanz spielte der VfL, der nichts zu verlieren hatte, befreit und engagiert auf und führte nach sechs Minuten bereits mit 2:0. Nur langsam fanden die Pfälzer ihren Rhythmus und dank Ottmar und zwei Mal Fritz Walter lag der 1. FCK zur Pause mit 3:2 vorne. Zum überragenden Spieler auf dem Feld wurde Fritz Walter, dem die Presse eine "ganz große Leistung" als Spielgestalter und als Vollstrecker in Personalunion bescheinigte. Zwei weitere Tore von Ottmar Walter sowie ein Treffer von Günther Grewenig brachten - nach zwei Gegentoren des VfL - den verdienten 8:4 Sieg und damit die Zonenmeisterschaft 1947 für den 1. FC Kaiserslautern.

Text: Hans Walter

 

Karl-Heinz Wettig und Karl Adam

Nach dem Krieg kamen auch Spieler wichtiger anderer rheinland-pfälzischer Vereine zum FCK. In der Saison 1950/51 beispielsweise Karl-Heinz Wettig von Mainz 05. Er machte 16 Spiele, vertrat einmal in einem Auswahlspiel des Südwestens gegen Süddeutschland sogar Fritz Walter. Nach einem Jahr ging er zu Phönix Ludwigshafen.

Viel erfolgreicher war Torwart Karl Adam, der 1949 von TuS Neuendorf gekommen war. In seiner Lauterer Zeit machte er drei Länderspiele, spielte zu null, und wurde 1951 mit dem FCK Deutscher Meister. 1951 ging er wieder nach Koblenz zurück. Der Karl sei ein Riesentyp gewesen, körperlich unheimlich stark und auch trinkfest haben sie in Kaiserslautern über ihn gesagt.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Testspiel: 1. FC Kaiserslautern - FC Bayern München 6:3

23. August 1947, Stadion Betzenberg, 15.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Mit einem Sprung über die amerikanisch-französische Zonengrenze gelangte im Sommer 1947 die Mannschaft des FC Bayern München, Deutscher Meister von 1932, zu einem Freundschaftsspiel nach Kaiserslautern. Im Stadion auf dem Betzenberg, das nach Kriegsende von der französischen Besatzungsmacht beschlagnahmt, inzwischen aber wieder an den 1. FCK zurückkgegeben worden war, hatten sich 15.000 Zuschauer eingefunden. Vor dieser stattlichen Kulisse entwickelte sich ein rassiges und torreiches Fußballspiel, das der 1. FCK dank der ausgezeichneten Leistungen seines von Fritz Walter geführten Sturmes mit 6:3 gewinnen konnte. Viel Lob erhielten, neben Mannschaftskapitän Fritz Walter, auch Außenstürmer Günther Grewenig und der dreifache Torschütze Werner Baßler. Der junge Außenläufer Heinz Klee bestritt in dieser Begegnung sein erstes Spiel für den 1. FCK. Fritz Walter traf auf der Seite der Münchner mit Jakob "Jakl" Streitle einen Kameraden aus der Nationalmannschaft.

Text: Hans Walter

Foto: Stadtarchiv Kaiserslautern/Herzog-Liebrich

Erstes Endspiel um die Deutsche Meisterschaft / Werner Liebrich

Der 1. FC Kaiserslautern steht am 8. August 1948 zum ersten Mal im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Es ist das erste Finale nach dem Zweiten Weltkrieg, entsprechend groß ist das Zuschauerinteresse. Vor über 70.000 Zuschauern trifft der FCK im Müngersdorfer Stadion in Köln auf den 1. FC Nürnberg um seinen Star Max Morlock. Der in Weiß gekleidete FCK spielt mit folgender Elf: Hölz, Huppert, Kohlmeyer, Ernst und Werner Liebrich, Klee, Grewening, Fritz und Ottmar Walter, Baßler und Christmann. Trainer der Roten Teufel ist Richard Schneider. Die Mannen um Fritz Walter erwischen den besseren Start in die Partie, in Führung gehen aber die Glubberer. Nach zehn Minuten erzielt Konrad Winterstein das 1:0, eine Viertelstunde darauf erhöht Hans Pöschl per Kopf auf 2:0 für den FCN. Die junge Walter-Elf aber gibt sich gegen die deutlich routiniertere Nürnberger Mannschaft nicht auf und kommt nach der Pause durch ein Eigentor von Hans Uebelein zurück ins Spiel. Trotz aller Bemühungen bleibt es am Ende im ersten Deutschen Nachkriegs-Endspiel beim 2:1 für den 1. FC Nürnberg.

Werner Liebrich, der beste Stopper der WM 1954, macht in diesem Finale eines von 355 Spielen für den FCK, für den er von 1945 bis 1962 spielt, zweimal Deutscher Meister wird und 16 Länderspiele absolviert. Der Weltmeistertitel 1954 ist natürlich auch sein größter Erfolg.

Text: Hans-Peter Schössler / 1. FC Kaiserslautern

 

Spiel des Tages

Testspiel: FC Bayern München - 1. FC Kaiserslautern 1:5

15. Mai 1948, München (Stadion Grünwalder Straße), 35.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern machte die Bemühungen des FC Bayern München, sich für die Niederlage in Kaiserslautern zu revanchieren, sehr schnell zunichte. Der von Fritz Walter hervorragend dirigierte Sturm der Roten Teufel sorgte bereits bis zur Pause für einen 4:0-Vorsprung der Pfälzer. Die Presse bescheinigte den Lauterern dank ihres flüssigen Kombinationsspiels eine "Glanzform" an diesem Tag und eine Schlagzeile bezeichnete den 1. FCK gar als "beste Mannschaft, die München je sah". Die Tore für Kaiserslautern waren in dieser Begegnung Sache der Familie Walter - Fritz traf drei Mal, sein Bruder Ottmar zwei Mal.

Text: Hans Walter

 

 

Spiele in Trier

Am liebsten waren Fritz Walter und den anderen vom FCK nach dem Krieg die Spiele in Trier: gegen Trier-Kürenz und die Trierer Eintracht. Der Beste bei der Eintracht war in diesen Jahren Klaus Müller. Er starb vor einigen Jahren. Aber nicht Klaus Müller, der ein guter Freund der Lauterer wurde, war es, der Trier so attraktiv machte. Das Zauberwort hieß Hermeskeil. Dort gab es einen Metzger mit Gastwirtschaft, der ein glühender FCK-Fan und von Fritz Walter war. Auf der Hinfahrt nach Trier wurde nach Hermeskeil abgebogen. Dort gab es ein deftiges Mittagessen. Und als Höhepunkt wurde nach den Spielen in Trier, die meist gewonnen wurden, noch einmal ein Halt in Hermeskeil gemacht, und es gab ein „Fresspaket“ für die Heimfahrt und die Tage danach. Horst Eckel schwärmt heute noch davon.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Meisterschaft der Französischen Zone - Hinspiel und Rückspiel

Hinspiel: SV 1904 Rastatt - 1. FC Kaiserslautern 0:3

20. Juni 1948, Rastatt (Stadion am Schwalbenrain), 10.000 Zuschauer

Als Sieger der Gruppe Süd musste sich der SV 1904 Rastatt mit dem Favoriten aus Kaiserslautern auseinander setzen. Im Hinspiel sorgten Hans Christmann, Werner Baßler und Ottmar Walter mit ihren Treffern für die Vorentscheidung im Kampf um die Zonenmeisterschaft 1948.

 

Rückspiel: 1. FC Kaiserslautern - SV 1904 Rastatt 6:1

26. Juni 1948, Kaiserslautern (Betzenberg), 9.000 Zuschauer

Eine Woche später trumpfte die von Fritz Walter dirigierte FCK -Mannschaft im Rückspiel auf dem Betzenberg groß auf und sicherte sich dank der Tore von je zweimal Werner Baßler und Fritz Walter sowie je einem Treffer von Ottmar Walter und Hans Christmann mit einem 6:1 Erfolg erneut die Zonenmeisterschaft. Die Presse bezeichnete das Kombinationsspiel der Lauterer als "unerreicht" und die Walter-Mannschaft als würdigen Meister.

Text: Hans Walter

Lieblingsessen

Was er am liebsten gegessen und getrunken hat? „Pfälzische Hausmacherkost“, Fleischpflänzle (Frikadellen), Saumagen. Aber natürlich auch Italienisches. Wenn er den Briegel in Verona besuchte, wo der spielte und italienischer Meister wurde, dann genossen sie die Küche des Landes. Und Italia war dann daheim.

Der Morgen begann bei den Walters in aller Regel mit einem Espresso. Gegen elf. Mittagessen war spät am frühen Nachmittag angesagt. Am Abend gab es nur noch wenig zu essen. Ein Glas Sekt und später, als das Herz nicht mehr mitmachte und ein Arzt sagte, Rotwein wäre verträglich, da kam ein solches Glas dazu. Sie lebten ziemlich normal in Alsenborn. Oft hatten sie Besuch, zumindest so lange sie gesundheitlich konnten. Später ließ das alles nach. Es wurde ruhig in dem großen Haus am Waldrand von Alsenborn.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1948 (Westzonen) - Viertelfinale:

TSV 1860 München - 1. FC Kaiserslautern 1:5

18. Juli 1948, Worms (Wormatia-Stadion), 30.000 Zuschauer

Große Freude löste bei den deutschen Fußballfreunden die Entscheidung aus, erstmals nach dem Krieg eine "interzonale" Meisterschaft auszutragen. Leider erwies sich die sowjetische Besatzungsbehörde als Spielverderber und gestattete Vereinen aus der Sowjetzone die Teilnahme an diesem Wettbewerb nicht. Folglich mussten die Vertreter der drei Westzonen die Meisterschaft unter sich ausspielen. Der 1. FCK hatte dabei am 18. Juli 1948 als Meister der Französischen Zone im Viertelfinalspiel den TSV 1860 München zum Gegner. Die Begegnung fand wenige Wochen nach der für die Entwicklung der deutschen Westzonen so bedeutsamen Währungsreform im überfüllten Stadion von Worms statt. Durch ein Tor von Hans Christmann konnte der FCK mit einer 1:0 Führung in die Pause gehen, doch dann steigerte sich die Walter-Mannschaft in einen wahren Spielrausch und konnte bei 15:3 Ecken das prominente Team aus München mit 5:1 bezwingen. Die Presse lobte den FCK als "Elf der Fußballvirtuosen" und "Meister des flachen und halbhohen Zuspiels". Besonders hervorgehoben wurde die Rolle Fritz Walters als Initiator des Lauterer Angriffsspiels. Rheinpfalz-Sportredakteur Edmund Kronenberger prägte in seinem Spielbericht vom 18.07.1948 die anschauliche Bezeichnung "Rote Teufel" für den 1. FCK - ein Begriff, der sich bis zum heutigen Tag gehalten hat.

Text: Hans Walter

Bildrechte Fritz-Walter-Stiftung

Werner Kohlmeyer

Das Leben von Werner Kohlmeyer spielte sich zwischen Triumph und Tragik ab. 1924 in Kaiserslautern geboren, war er nicht nur ein Talent im Fußball, sondern auch ein Klasse- Leichtathlet.1941 kam er zum FCK, für den er bis 1957 spielte. Mit dem Verein wurde er 1951 und 1953 Deutscher Meister und natürlich war er einer der Weltmeister 1954. „Der Werner konnte alles. Er war schnell, kampfstark und voller Dynamik“, erzählte Fritz Walter.

Und ein Kumpel war er. Der nichts ausschlug, auch kein Bier. Vieles zerbrach: die Ehe, das Haus verlor er , den Beruf. Auch den Halt. Vieleicht haben sich zu wenige um ihn gekümmert. Womöglich hatte in dieser Zeit des Aufbruchs auch jeder zu viel mit sich selbst zu tun. In Mainz-Mombach fand Werner Kohlmeyer einen guten Freund, der ihm auch einen Anzug kaufte als sich die Spieler von 1954 auf Einladung von Herberger trafen. Bei der Mainzer Verlagsanstalt fand er eine Tätigkeit als Portier. Der Weltmeister und 22fache Nationalspieler stand an der Pforte und war Stammgast in den Kneipen der Stadt.

Am 26. März 1974, wenige Monate bevor Deutschland zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister wurde, starb Werner Kohlmeyer in Mainz. Er war keine tragische Figur, eher war die Zeit ihm nicht zugetan. Seine Erfolge als großartiger Fußballer bleiben.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1948 (Westzonen) - Halbfinale:

SpVgg Neuendorf - 1. FC Kaiserslautern 1:5

25. Juli 1948, Wuppertal (Stadion am Zoo), 50.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Mit der SpVgg Neuendorf und dem 1. FCK trafen ausgerechnet die Vertreter der Französischen Zone in einem der Halbfinalspiele aufeinander. Die Begegnung, die im Stadion von Wuppertal ausgetragen wurde, lockte die stolze Zahl von 50.000 Zuschauern an. Die Pfälzer wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und konnten durch Tore von Fritz Walter und Günther Grewenig einen beruhigenden 2:0 Vorsprung in die Halbzeitpause mitnehmen. Der 1. FCK dominierte auch in der zweiten Spielhälfte das Geschehen und erzielte durch Werner Baßler und zwei Mal Ottmar Walter weitere Treffer zum 5:1 Endstand. Die Presse wusste die Mannschaftsleistung zu loben, sah aber vor allem den von Fritz Walter dirigierten Sturm in "bestechender Form". Mit dem Sieg in Wuppertal hatte sich der FCK erstmals in seiner Geschichte für ein Endspiel um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert.

Text: Hans Walter

Die bedeutendsten Rheinland-Pfälzer

Spätherbst 2007. Der SWR sucht die 100 bedeutendsten Rheinland-Pfälzer. Das Ergebnis verblüfft: Johannes Gutenberg vor Fritz Walter und Helmut Kohl. Der Erfinder des Buchdrucks, der Fußballer und der Politiker gewinnen die Medaillen. Was der Fritz wohl dazu gesagt hätte? Ihm wären sicher noch ganz andere eingefallen. Aber gefallen hätte es ihm doch.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1948 - Endspiel: 1. FC Nürnberg - 1. FCK 2:1

8. August 1948, Köln (Müngersdorfer Stadion), 75.000 Zuschauer

Am 8. August 1948 stand die Walter-Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern zum ersten Mal in einem Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft. Austragungsort war das Müngersdorfer Stadion in Köln, als Gegner präsentierte sich der 1. FC Nürnberg, der den Titel bereits sechs Mal gewonnen hatte. Der Altmeister aus Franken zeigte sich in der Anfangsphase als die routiniertere Mannschaft und konnte bereits nach acht Spielminuten durch Konrad Winterstein die Führung erzielen. Hans Pöschl erhöhte eine Viertelstunde später auf 2:0. Die von Fritz Walter trainierten Lauterer kamen nun besser ins Spiel, konnten aber die sich ihnen bietenden Chancen nicht nutzen. Hoffnung keimte bei den Anhängern des 1. FCK auf, als der Nürnberger Julius Übelein in der 57. Spielminute einen Schuss ins eigene Tor lenkte. Sogleich machte der Spruch "Diese Tat von Übelein soll für den Club von Übel sein" die Runde. Doch die "Clubberer" hielten dem Ansturm des FCK stand, brachten die knappe Führung über die Zeit und gewannen ihren siebten Meistertitel. Von der anfänglichen Nervosität im Spiel der Lauterer und einigen vergebenen Chancen abgesehen, konnte die junge Mannschaft des Vizemeisters aus der Pfalz durchaus überzeugen und den Zuschauern war bewusst, dass von diesem Team noch viel erwartet werden konnte. Fritz Walter und seine Kameraden wurden trotz der Niederlage in ihrer Heimatstadt herzlich empfangen.

Text: Hans Walter

Miriam Welte

Am 23. September 2019 erklärt die Bahnradsportlerin Miriam Welte ihren Rücktritt vom Leistungssport. Sie hat alles erreicht. Deutsche Meisterin, Weltmeisterin und 2012 in London der Olympiasieg mit der später tragisch verunglückten Kristina Vogel. Miriam Welte startet für den 1. FC Kaiserslautern. Das bringt auch Nähe zum Fußball. Und auch zu Fritz Walter. Sie darf ihn noch erleben. Jetzt ist sie die einzige Frau als Botschafterin der „Fritz-Walter-Stiftung“. Und das macht auch eine Olympiasiegerin stolz.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Meisterschaft Französische Zone (Hinspiel): 1. FCK - Fortuna 1897 Freiburg 4:0

14. Mai 1949, Kaiserslautern, 10.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Der 1. FC Kaiserslautern war auch in der Saison 1948/1949 klarer Spitzenreiter in der Gruppe Nord der Französischen Zone. In der Endrunde um die Meisterschaft mussten sich die Lauterer mit Fortuna Freiburg als dem Vertreter der Südgruppe auseinandersetzen. Der 1. FCK agierte von Beginn an als überlegene Mannschaft, ließ aber die Harmonie im Zusammenspiel vermissen und konnte seine spielerischen Vorteile erst kurz vor der Pause durch ein Tor von Fritz Walter zur Führung nutzen. Die Presse bescheinigte dem Lauterer Kapitän "Gewaltleistungen", die er mit zwei weiteren Treffern zur klaren Führung des FCK belegen konnte. Sein Bruder Ottmar markierte den Treffer zum 4:0 Endstand. Eine Schrecksekunde erlebten die FCK-Spieler und ihr Anhang, als Torhüter Willi Hölz mit einer Knieverletzung ausscheiden musste. Am deutlichen Sieg der Betzenberger änderte dies jedoch nichts mehr.

Text: Hans Walter 

Miriam Welt wird Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung. Foto Peter Seydel.
Miriam Welt wird Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung. Foto Peter Seydel.
Foto Peter Seydel
Foto Peter Seydel

Kirche und Alter

Ein großer Kirchgänger war Fritz Walter nicht. Er glaubte an Gott und daran, dass es die Kirche braucht. Noch wichtiger aber war ihm , dass es Menschen gibt, die sich um andere kümmern. Vor allem im sozialen Bereich bei kranken und behinderten Menschen und bei älteren generell. Eines Tages einmal in einem Altersheim zu sein, das hat ihm Angst gemacht. Darüber hat er auch öfter gesprochen. Natürlich wusste er, dass es Altersheime geben muss. Noch etwas machte ihn bange. Lange im Krankenhaus sein zu müssen. In diesen Fragen war Fritz Walter natürlich nicht anders wie alle anderen Menschen auch, die älter werden. 

Text: Hans-Peter Schössler 

 

Spiel des Tages

Meisterschaft Französische Zone (Rückspiel):

Fortuna 1897 Freiburg - 1. FC Kaiserslautern 3:6

22. Mai 1949, Freiburg, 12.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Im Rückspiel hütete Karl Adam für den verletzten Willi Hölz das Tor des 1. FCK. Wie schon im Hinspiel konnte die Lauterer Mannschaft ihre spielerische Überlegenheit vorerst nicht in Tore ummünzen. Erst in der 26. Minute gelang Ottmar Walter der Führungstreffer für die Pfälzer, vier Minuten später ließ er das 2:0 folgen. In der zweiten Halbzeit verkürzte der Freiburger Lichty auf 1:2, doch nun folgte die stärkste Phase der Lauterer, die durch Fritz und Ottmar Walter sowie Werner Baßler und Georg Toll vier weitere Tore vorlegen konnten. Auf Freiburger Seite war Lichty drei Mal erfolgreich. Der Reporter der Rheinpfalz lobte die Steigerung der Walter-Mannschaft nach der Pause, "die nun ein gutes Stellungsspiel, tadellose Eckbälle, rasante Einzelgänge und gefährliche Durchbrüche" zelebrierte. Fritz Walters Tor bezeichnete der Reporter als "genial", denn Fritz "umspielte ruhig und gelassen die gesamte Freiburger Hintermannschaft einschließlich dem Tormann." Bei der Gesamtwertung der Begegnung machte dieser Reporter jedoch Abstriche und befand lediglich den Innensturm des 1. FCK mit Fritz und Ottmar Walter sowie Werner Baßler als "erstklassig". Georg Toll konnte in seinem ersten und einzigen Punktspiel in der ersten Mannschaft des FCK immerhin ein Tor erzielen.

Text: Hans Walter

 

Hermann Neuberger

Fritz Walter ist 1979 zu Gast in Saarbrücken. Hermann Neuberger hat eingeladen. Neuberger, der mächtige Saarländer, ist von 1975 bis 1992 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Fritz Walter trifft viele Gegner aus einer Zeit, als der FCK und der 1 .FC Saarbrücken erbitterte Gegner in der Oberliga Südwest waren. Und erinnert wurde vor allem auch daran, dass sich Deutschland 1953 und 1954 neben Norwegen auch in zwei Spielen gegen das Saarland für die WM 1954 in der Schweiz qualifizieren musste. Ohne das Saarland wäre Deutschland nie Weltmeister geworden, feixte Hermann Neuberger damals in der Sportschule, die längst seinen Namen trägt.

Text: Hans-Peter Schössler

Weitere Infos zu Hermann Neuberger finden Sie unter: https://www.dfb.de/historie/praesidenten/hermann-neuberger/

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1949- Spiel um Platz 3: Kickers Offenbach - 1. FC Kaiserslautern 1:2 n.V.

9. Juli 1949, Koblenz (Stadion Oberwerth), ca. 33.000 Zuschauer

Die Endrunde um die deutsche Fußballmeisterschaft 1949 geriet für den FCK zu einer kraftraubenden Tortur. Bereits die erste Begegnung gegen den FC St. Pauli endete nach Verlängerung 1:1. Das Wiederholungsspiel eine Woche später konnte der 1. FCK mit 4:1 für sich entscheiden. Auch die nächste Partie des 1. FCK gegen Borussia Dortmund endete trotz Verlängerung 0:0 unentschieden und die beiden Teams mussten noch einmal gegeneinander antreten. In diesem Wiederholungsspiel machte sich die Überbeanspruchung der Walter-Mannschaft bemerkbar - der Kräfteverschleiß führte zu einer Niederlage mit 1:4 Toren. Statt um die deutsche Meisterschaft zu spielen, konnte der FCK am 9. Juli in Koblenz lediglich das Entscheidungsspiel um Platz 3 gegen die Kickers aus Offenbach bestreiten.

Die Lauterer mussten in diesem Spiel im überfüllten Stadion von Koblenz auf Verteidiger Rudolf "Stampes" Huppert verzichten, dessen Abwehrrolle Innenstürmer Werner Baßler ausgezeichnet erfüllte. Den stärksten Rückhalt hatte der FCK in seinem überragenden Mittelläufer Werner Liebrich. Allerdings besaßen auch die Offenbacher eine zuverlässige Abwehr, so dass sich der FCK-Sturm nicht wie gewohnt entfalten konnte. Die Offenbacher wirkten über weite Strecken der Begegnung mit ihrem zügigen Spiel frischer, doch die stabile Defensive des FCK ließ keinen Torerfolg der Kickers zu. Mit 0:0 ging es in die Verlängerung, nachdem der Vorschlag des 1. FCK, das Spiel zu wiederholen, vom Schiedsrichter und der Spielaufsicht abgelehnt worden war. Zum Erstaunen der Zuschauer präsentierten sich die Roten Teufel in dieser Verlängerung als die Mannschaft mit dem größeren Siegeswillen, die nun endlich zu ihrem Spiel fand. Fritz Walter, der ideenreiche Spielgestalter, bereitete in der 97. Minute das erlösende erste Tor durch Günther Grewenig vor, dem Bruder Ottmar Walter zwölf Minuten später das 2:0 folgen ließ. In der Schlussminute verkürzte Offenbach auf 1:2, doch der Erfolg war den Betzenbergern in diesem dramatischen Spiel nicht mehr zu nehmen. Der dritte Platz war indes nur ein schwaches Trostpflaster für die entgangene Teilnahme am Endspiel um die Meisterschaft.

Text: Hans Walter

17 Jahre lang an der Spitze des DFB: Präsident Hermann Neuberger. Foto: imago sportfotodienst

Michael Ballack

Als Michael Ballack am 26. September 1976 geboren wurde, da war Fritz Walter 56 Jahre. Und als der junge Ballack von 1997 bis 1999 für den FCK spielte (mit Miro Klose und Marco Reich), da war es oft so, dass der Fritz mit der Zunge schnalzte. Das werde mal einer, meinte er. Recht sollte er haben: Ballack wurde ein Großer. 98 Länderspiele machte er von 1999 bis 2010. Deutscher Meister und Pokalsieger wurde er mit den Bayern, englischer Meister, Pokalsieger und Weltpokalsieger mit dem FC Chelsea. Und Vizeweltmeister 2002 und Dritter der Weltmeisterschaft 2006. In Kaiserslautern nahm das seinen Anfang.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Meisterschaft Französische Zone - Endspiel:

SSV Reutlingen - 1. FCK 1:6 (1:1 n.V.)

7. Mai 1950, Ludwigshafen, 15.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Das Endspiel zwischen dem Ersten der Südgruppe, dem SSV 1905 Reutlingen, und dem Nordgruppenmeister aus Kaiserslautern, lockte 15.000 Zuschauer in das neue Ludwigshafener Stadion, das damals als "Rheinstadion" bezeichnet wurde. Der 1. FCK musste in dieser Partie auf Werner Baßler verzichten, der - wie sein Sturmpartner Ottmar Walter - in der abgelaufenen Saison 45 Tore für seine Mannschaft erzielt hatte. Reutlingen trat mit einer starken, konsequent deckenden Abwehr auf, die es dem Lauterer Sturm schwer machte, sein gewohntes Spiel aufzuziehen. Fritz Walter konnte seine Roten Teufel in der 23. Spielminute zwar in Führung bringen, doch ein Foulelfmeter bedeutete in der 77. Minute den Ausgleich und nachfolgend die Verlängerung. Der zuvor im Mittelfeld agierende Fritz Walter orientierte sich nun stärker in die Offensive und prompt hatte Reutlingen in der Verlängerung nichts mehr zu bestellen. Wie reife Früchte fielen fünf Tore, von Ottmar Walter, zwei Mal Günther Grewenig, Fritz Walter und Werner Liebrich erzielt. Die Presse hob Fritz Walters Treffer zum 4:1 Zwischenstand als besonders "prachtvollen Treffer" hervor. Die FCK-Gala in der Verlängerung versöhnte die zuvor enttäuschten Zuschauer voll und ganz. Zum vierten Mal kehrten die Männer vom Betzenberg als Zonenmeister nach Kaiserslautern zurück.

Text: Hans Walter

Der Kontakt ist nie abgerissen. Ausschnitt aus dem Buch FRITZ WALTER - Kapitän für Deutschland.

Fritz Walter Keller

Am 27. September 2019 wird der Freiburger Fritz Walter Keller zum 13. Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewählt. Es muss eine gute Wahl gewesen sein, denn Fritz Walter und er tragen nicht nur den gleichen Vornamen, und es verbindet sie auch nicht allein die Liebe zum Wein, der große Fritz war auch der Taufpate des neuen DFB-Präsidenten. Wenn das kein gutes Omen ist.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Freundschaftsspiel 50. FCK-Vereinsjubiläum: 1. FCK - Wacker Wien 8:2

19. August 1950, Kaiserslautern (Stadion Betzenberg), 8.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Die Feierlichkeiten zum 50. Vereinsjubiläum des 1. FC 1900 Kaiserslautern fanden am 19. August 1950 mit dem Freundschaftsspiel gegen eine prominente Mannschaft aus Österreich, Wacker Wien, ihren Höhepunkt. Wacker Wien, das vier Nationalspieler aufbieten konnte, war zu diesem Zeitpunkt Tabellendritter in der ersten österreichischen Liga. Für Fritz Walter brachte dieses Spiel ein Wiedersehen mit einem Kameraden aus der Nationalmannschaft - mit Wilhelm Hahnemann, der 1940 beim ersten Länderspieleinsatz von Fritz gegen Rumänien ein präzises Zuspiel des damaligen Debütanten zur 1:0 Führung verwerten konnte und dies mit den Worten kommentierte: "Stift, das hast Du großartig gemacht!"

Die FCK-Mannschaft, in deren Reihen ein 18-jähriges Talent namens Horst Eckel stürmte, bot eine glänzende Vorstellung, die dem Anlass des Spieles zur Freude der 8.000 Zuschauer voll und ganz gerecht wurde. Ein Reporter stellte fest, der FCK habe den Standard der europäischen Spitzenklasse erreicht. Vor allem agierte Fritz Walter in "technischer Glanzform" und entfachte mit seinen Kameraden einen "roten Sturmwirbel", dem die ebenfalls gut spielenden Wiener kaum etwas entgegenzusetzen wussten. Die Walter-Mannschaft zeichnete sich durch "sprühende technische Eleganz" und durch "strahlende Spiellaune" aus. Ottmar Walter war an diesem Nachmittag nicht zu stoppen und erzielte alleine fünf Tore. Aber auch Fritz Walter steuerte einen Treffer zum 8:2 Sieg seines Jubiläumsvereins bei: nach einem Dribbling brachte er das Leder aus "unmöglichem Winkel" im Tor der Wiener unter. Kurz vor Spielende erzielte der Wiener Hahnemann das zweite Tor für seine Elf - sein Freund Fritz Walter wird ihm diesen Treffer von Herzen gegönnt haben.

Text: Hans Walter

Klara Bühl vom FC Bayern München erhält die Fritz-Walter-Medaille in Gold im Jahr 2019 von DFB-Präsident Fritz Walter Keller und dem Vorstandsvorsitzenden der FWS Roger Lewentz. (Foto: Fritz-Walter-Stiftung)

Fritz-Walter-Gottesdienst 

Anlässlich des nahenden 100. Geburtstages von Fritz Walter feierte die Protestantische Kirchengemeinde Schopp-Linden-Krickenbach an Erntedank (27. September 2020) diesem großartigen Sportler zu Ehren einen Gottesdienst in Kombination mit Erntedank in Linden. Gastprediger Hans Walter rief lebhaft und mit kleinen Anekdoten gewürzt das Leben von Fritz Walter ins Bewusstsein. Er beschrieb Fritz Walters sportlichen Werdegang als einmalig und immer wieder von Wundern durchzogen. Dem Fußball hat es Fritz Walter zu verdanken, dass er die Wirren des 2. Weltkrieges überlebte und nach dem Krieg Kaiserslautern in aller Welt bekanntmachte.

Text: Pfarrer W. Hust

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Schweiz - Deutschland 2:3

15. April 1951, Zürich (Hardturmstadion), 35.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Das Rückspiel der Begegnung gegen die Schweiz war für die deutsche Nationalmannschaft das erste Auswärtsspiel nach dem Zweiten Weltkrieg und den Jahren der Isolation. Fritz Walter, der im Hinspiel wegen einer Verletzung gefehlt hatte, fieberte dem Auftritt in Zürich besonders entgegen: Nach einer unfassbar langen Pause von annähernd neun Jahren konnte er endlich sein 25. Länderspiel mit der deutschen Mannschaft bestreiten.

Bundestrainer Sepp Herberger stellte in einem Interview vor dem Spiel klar, weshalb der neue Mannschaftskapitän Fritz Walter für ihn ein besonders wichtiger Spieler ist: "Fritz vertritt dieselbe Spielauffassung wie ich". Ferner begründete er die Zusammenstellung seiner Mannschaft, in der sich neben älteren, erfahrenen Spielern auch einige junge Talente befanden. Die Zuschauer im ausverkauften Hardturmstadion sahen zunächst eine nervös und unsicher agierende deutsche Mannschaft, die prompt gegen die konditionsstarken Eidgenossen in Rückstand geriet. Ottmar Walter konnte per Kopfball vor der Pause den Ausgleich erzielen und in der zweiten Halbzeit kam das deutsche Team endlich besser ins Spiel. Felix Gerritzen gelang der Führungstreffer, ehe in der 54. Minute Fritz Walter aus mehr als zwanzig Metern mit einem kraftvollen, platzierten Schuss ein selten schönes Tor erzielte. "So ein Tor gelingt einem nur alle Jubeljahre einmal", meinte Fritz später zu seinem Treffer. Nach einem Elfmeter kamen die Schweizer auf 3:2 heran und - angefeuert von den "Hopp Schwyz"-Rufen ihrer Anhänger, drängten sie auf den Ausgleich. Doch mit etwas Glück und einem tüchtigen Torhüter Toni Turek blieb es bei dem knappen Sieg der DFB-Elf in ihrem 200. Länderspiel. Die Presse wusste vor allem Toni Turek sowie die Abwehrleute Baumann und Streitle zu loben, die Gebrüder Walter wurden als "famoses Tandem" bezeichnet.

Text: Hans Walter

Werner Liebrich

Keiner vom FCK hat mehr Spiele in der Oberliga Südwest gemacht wie der Werner Liebrich. Der Stopper schlechthin, der Beste der WM 1954. Deutscher Meister 1951 und 1953, Weltmeister 1954, 16 Länderspiele von 1951 bis 1956 und sage und schreibe 355 Spiele mit 28 Toren in den Jahren 1945 bis 1962 für den FCK. Hitzig konnte der Rotschopf auf dem Platz sein, aber wer ihn als Freund hatte, der konnte keinen Verlässlicheren finden: „Der Werner war wie ein Bollwerk in der Mannschaft. Ohne ihn hätten wir nicht so viele Spiele gewinnen können“, hat Fritz Walter über ihn gesagt. Werner war der mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Auch das zeichnete ihn aus. Er starb am 20. März 1995.

Seine Frau Annemarie ist bei fast jedem Heimspiel des FCK dabei, sitzt an einem Tisch mit Horst Eckel und solange es bei ihr geht auch mit Anneliese Walter, der Frau von Ottmar.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1951 - Endspiel: SC Preußen Münster - 1. FCK 1:2

30. Juni 1951, Berlin (Olympiastadion), 90.000 Zuschauer

Die Endrundenspiele des Südwestmeisters bedeuteten für die Spieler und Verantwortlichen des 1. FCK jede Menge an Aufregung. Der bisherige Stammtorhüter Karl Adam wurde im ersten Spiel gegen Fürth (2:2) durch den jungen Dieter Schaack ersetzt, obwohl dieser noch keine Spielberechtigung besaß. Fürth legte Protest ein, Schaack wurde gesperrt und Trainer Richard Schneider musste nach Koblenz fahren, um Karl Adam, der fortan für Neuendorf spielen wollte, für die Endrunde zum FCK zurückzuholen. Ein weiterer Schlag für den 1. FCK war die Rückenverletzung Ottmar Walters - ein Bandscheibenvorfall setzte ihn für die restlichen Endrundenspiele außer Gefecht. Zum Glück für die Lauterer steigerte sich der 19-jährige Horst Eckel als Rechtsaußen hervorragend und erzielte in den sechs Begegnungen sechs Tore. Ebenso erfolgreich war der routinierte Werner Baßler, dessen sechs Treffer in den Hin- und Rückspielen gegen die SpVgg Fürth, den FC St. Pauli und den FC Schalke 04 dem FCK ebenso halfen, das Endspiel zu erreichen.

Rechtzeitig zum Finalspiel im Olympiastadion von Berlin war Ottmar Walter wieder einsatzfähig. Trainer Richard Schneider und Kapitän Fritz Walter nahmen als besondere Maßnahme Linksaußen Karl Wanger aus der Mannschaft und ersetzten ihn durch den eher defensiven Bernhard Fuchs - damit sollte eine zusätzliche Sicherung gegen den gefährlichen "100.000-Mark-Sturm" von Preußen Münster geschaffen werden. Die erste Halbzeit zeigte den erwarteten Ansturm der Münsteraner, der dank der soliden Defensivleistungen der FCK-Abwehr ohne Folgen blieb. Fritz Walter fand erst nach einer gewissen Zeit zu seinem Spiel. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit konnte Felix "Fiffi" Gerritzen den FCK-Schlussmann Adam zum 1:0 überwinden. Doch vierzehn Minuten später war es Fritz Walter, der nach einem Solo seinem Bruder Ottmar den Ball so maßgerecht servierte, dass dieser mit einem Flachschuss den Ausgleich erzielen konnte. Preußen Münster warf nun alles in die Offensive, der FCK jedoch spielte weiterhin ruhig aus der verstärkten Deckung heraus. In der 74. Minute zirkelte Fritz Walter einen Eckball über den Strafraum hinweg zu Ottmar, der mit einem Kopfball die vielumjubelte Führung für die Roten Teufel markierte. Die FCK-Abwehr um Karl Adam und Werner Liebrich entschärften die letzten Versuche der Münsteraner, dem Spiel noch einmal eine Wende zu geben. Die Lauterer hingegen konnten zum ersten Mal die Meisterschale mit in ihre Heimatstadt nehmen.

Text: Hans Walter

Erste Lotto-Annahmestelle in Rheinland-Pfalz

Als 1948 Fußball-Toto eingeführt wurde und ein Jahr später mit dem Spielen begonnen werden konnte, da bekam Fritz Walter von Toto in Koblenz die Annahmestelle mit der Nummer 1 im Lande. Auch Ottmar Walter, Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer erhielten eine Annahmestelle, die in aller Regel von den Frauen betrieben wurde. Anneliese Walter und Annemarie Liebrich haben die Annahmestelle lange geführt, und die von den Kohlmeyers gibt es heute noch in der dritten Generation. Nur der Horst Eckel hatte keine, weil er vermutlich damals noch zu jung war. Die Annahmestellen begründen auch das enge Verhältnis, das alle Spieler zu Lotto hatten und haben. Horst Eckel ist immer noch dabei, wenn die Lotto-Elf spielt.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Frankreich - Deutschland 3:1

5. Oktober 1952, Paris, 50.000 Zuschauer

Fritz Walter bezeichnete den 5. Oktober 1952 Zeit Lebens als schwarzen Tag, als Unglückstag. An diesem Tag verlor die deutsche Nationalmannschaft ein Länderspiel gegen Frankreich mit 1:3 Toren. Bundestrainer Sepp Herberger musste in dieser Begegnung auf einige Stammspieler verzichten und Kapitän Fritz Walter ging mit einer Bandscheibenverletzung, die er sich im vorangegangenen FCK-Spiel zugezogen hatte, in diese Partie. Das französische Spiel war flüssig, leichtfüßig und individualistisch, während die deutschen Spieler an diesem Tag ideenlos und schwerfällig wirkten. Zwar konnte Ottmar Walter die frühe Führung der Franzosen ausgleichen, doch in der 30. Spielminute musste er mit einer Muskelverletzung den Platz verlassen. Ihn ersetzte der mehr defensiv orientierte Georg "Schorsch" Stollenwerk. In der zweiten Halbzeit gelang dem deutschen Angriff kaum mehr etwas Positives, zumal auch Fritz Walter indisponiert wirkte und seiner Mannschaft keine brauchbaren Impulse vermitteln konnte. Dies war für Fritz besonders bitter, denn der französische Altinternationale Gabriel Hanot hatte ihn vor der Begegnung als den wohl besten Spieler Europas in jener Zeit hervorgehoben. Im deutschen Team erreichten lediglich Toni Turek und Werner Liebrich Normalform; mit ihren Leistungen verhinderten sie eine noch deutlichere Niederlage als das 1:3.

Der sensible Fritz Walter wollte nach diesem - wie er es nannte - "Trauerspiel" seine Karriere in der Nationalmannschaft beenden. Trainer Herberger widersprach ihm entschieden und richtete ihn wieder auf. Auch Fritz Walters Ehefrau Italia hatte ihren Anteil daran, dass Fritz der Nationalmannschaft erhalten blieb: Sie sorgte dafür, dass ihrem Mann nach der Rückkehr aus Paris keine Zeitungen oder Sportmagazine mit negativen Kommentaren in die Hände fiel. Und ihrem Zuspruch konnte sich Fritz letztlich nicht entziehen.

Text: Hans Walter

 

Sonderbriefmarke FRITZ WALTER und Sonderausgabe "3:2 - Deutschland ist Weltmeister"

Sonderpostwertzeichen FRITZ WALTER

Anlässlich des 100. Geburtstags Fritz Walters haben das Land Rheinland-Pfalz, der Deutsche Fußball-Bund und der 1. FC Kaiserslautern die Herausgabe des Sonderpostwertzeichens Fritz Walter vorgeschlagen. Wir schätzen uns glücklich, dass diese Anregung aufgegriffen wurde.

Dass Herr Bundesfinanzminister Olaf Scholz gemeinsam mit Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer uns diese ganz besondere Briefmarke persönlich heute präsentieren werden, ist zudem eine besondere Würdigung unseres Stifters.

Die Briefmarke, die Fritz Walter dabei zeigt, wie er nach dem Endspiel-Sieg im WM-Finale 1954 in Bern mit dem Pokal auf den Händen seiner Mitspieler getragen wird, wurde von Professor Heribert Birnbach aus Bonn gestaltet und hat einen Wert von 95 Cent. Ab heute  wird das Postwertzeichen in allen Postfilialen sowie telefonisch im Shop der Deutschen Post zu erhalten sein.

 

3:2 - Deutschland ist Weltmeister

Fritz Walters „3:2 - Deutschland ist Weltmeister“ ist das er- folgreichste deutsche Sportbuch aller Zeiten. Wir freuen uns, Ihnen die in diesem Jahr erscheinende Neuauflage ebenfalls vorstellen zu können. Dankenswerter Weise beteiligt der Stiebner-Verlag die Fritz-Walter-Stiftung an den Einnahmen.

Hier können Sie das Buch erwerben: https://www.stiebner.com/copress/fussball/32-deutschland-ist-weltmeister.html

 

 

Hier geht es zu weiteren Meldung:

https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Pressemitteilungen/Briefmarken/2020/2020-09-29-PMsonderpostwertzeichen-serie-historische-fritz-walter.html

https://www.rheinpfalz.de/sport_artikel,-die-ewige-marke-fritz-walter-nun-auch-auf-briefmarke-_arid,5117314.html

https://www.bild.de/sport/fussball/fussball/zum-100-geburtstag-fritz-walter-kriegt-eine-briefmarke-73201602.bild.html

https://www.rtl.de/cms/fussball-legende-fritz-walter-erhaelt-eigene-briefmarke-4623733.html

https://fck.de/de/100-jahre-fritz-walter-sonderbriefmarke-ab-sofort-erhaeltlich/

https://www.sportschau.de/regional/swr/swr-eine-briefmarke-fuer-fritz-walter-story100.html

https://www.der-betze-brennt.de/news/12549-zum-100-geburtstag-briefmarke-fuer-fritz-walter.php

https://www.dfb.de/news/detail/zum-100-geburtstag-post-ehrt-fritz-walter-mit-briefmarke-219685/?no_cache=1&cHash=13d86a33627e7d82506868369c916a0e

 

Bilder zur Veranstaltung können hier heruntergeladen werden:

https://www.picdrop.com/fotoseydel/bhgrJYgEEE

 

Spiel der Tages

Länderspiel: Deutschland - Jugoslawien 3:2

21. Dezember 1952, Ludwigshafen, 80.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

In Augsburg konnte sich die deutsche Nationalmannschaft für die schwache Vorstellung in Paris rehabilitieren und mit 5:1 gegen die Schweiz gewinnen. Der nach dem Frankreich-Spiel deprimierte Fritz Walter hatte seine Krise überwunden, zeigte eine starke Leistung und gehörte auch zu den Torschützen.

Kurz vor Weihnachten 1952 empfing die deutsche Mannschaft in Ludwigshafen mit Jugoslawien ein  europäisches Spitzenteam zu einem Freundschaftsspiel. Trotz heftiger Regenfälle war das neue Stadion in Ludwigshafen mit etwa 80.000 Besuchern zum Bersten gefüllt. Große Regenpfützen überzogen das Spielfeld, so dass die Ludwigshafener Feuerwehr anrücken und das Wasser abpumpen musste. Der tiefe, rutschige Boden stellte an alle Spieler und an Schiedsrichter Ellis aus England besondere Anforderungen. Die deutsche Elf startete glänzend in die Begegnung: Horst Eckel bediente in der dritten Spielminute nach einem Alleingang Fritz Walter, der an einem Verteidiger und Torhüter Vladimir Beara vorbei das 1:0 für seine Mannschaft erzielen konnte. In einem rassigen Spiel gingen zwischenzeitlich die Jugoslawen, die sich als wahre Ballartisten präsentierten, durch ihre besten Spieler, Zlatko "Čik" Cajkovski und Stjepan Bobek, mit 2:1 in Führung, ehe Maxl Morlock und Helmut Rahn den deutschen Erfolg mit ihren Toren sicherstellen konnten. In der Presse wurde Fritz Walter für seine "meisterhafte Regie" besonders hervorgehoben. Lob erhielten auch die Organisatoren der Begegnung: Ludwigshafen habe sich als geeigneter Austragungsort für solche Großveranstaltungen erwiesen.

Text: Hans Walter

 

 

Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Bundesfinanzminister Olaf Scholz, Sportminister Roger Lewentz und die Botschafter der Stiftung Horst Eckel, Dr. Markus Merk, Hans-Peter Briegel und Miriam Welte sowie DFB-Präsident Fritz Walter Keller bei der Präsentation der Sonderbriefmarke Fritz Walter und der Sonderausgabe 3:2. Foto FWS/Seydel.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bundesfinanzminister Olaf Scholz bei der Präsentation der Sonderbriefmarke Fritz Walter und der Sonderausgabe 3:2. Foto: FWS/Seydel
Holder Wienpahl und Sportminister Roger Lewentz schalten Botschafter Miro Klose per Handy zur Präsentation der Sonderbriefmarke und der Sonderausgabe 3:2 zu. Foto: FWS/Seydel
Präsentation der Sonderbriefmarke Fritz Walter und Sonderausgabe 3:2. Foto FWS/Seydel.
Gestaltung des Postwertzeichens: Professor Heribert Birnbach, Bonn Foto: © akg-images / picture alliance / Pressefoto B; Zur Missbrauchsvermeidung muss das Postwertzeichen entweder verkleinert (< 90 %) oder vergrößert (> 125 %) abgebildet werden. Ein hochauflösendes Foto finden Sie unter diesem Link: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Bilderstrecken/Sondermarken/Programm_2020/Briefmarken_Programm_2020/2020_fritz-walter.jpg?__blob=poster&v=3

DFB-Gala - Eröffnung Fritz Walter Ausstellung

Am 2. Oktober 1996 gibt es im Golf-Hotel in Stromberg eine Gala des Deutschen Fußball-Bundes. Organisator ist Karl Schmidt, damals Schatzmeister des DFB, aber vor allem neunfacher Nationalspieler für den FCK und von Beginn der 1970er Jahre Sportreferent der rheinland-pfälzischen Landesregierung unter Ministern wie Heiner Geißler und Rudi Geil. Karl Schmidt arrangiert den Abend im Geiste der Ehrenspielführer. Und alle Drei (von damals) sind da: Fritz Walter, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer. Und der Kaiser bekennt an diesem Abend, dass er oft bei bestimmten Handlungen denke, wie es wohl Fritz Walter machen würde.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Das Wunder von Kaiserslautern

Sonderausstellung im Theodor-Zink-Museum, Wadgasserhof, Kaiserslautern

Am 31. Oktober 2020 jährt sich Fritz Walters Geburtstag zum 100. Mal. Aus Anlass dieses Jubiläums zeigt das Stadtmuseum Kaiserslautern (Theodor-Zink-Museum | Wadgasserhof) in Kooperation mit dem FCK-Museum (Fritz-Walter-Stadion) eine Sonderausstellung. Unter dem Titel „Das Wunder von Kaiserslautern. Fritz Walter zum 100. Geburtstag“ werden originale Dokumente und zahlreiche noch nie öffentlich gezeigte Fotografien aus dem Leben des weltberühmten Fußballers und Bürgers der Stadt Kaiserslautern präsentiert.

Die Ausstellung im Stadtmuseum wird ab dem kommenden Sonntag, 4. Oktober, bis Sonntag, 20. Dezember, zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums öffentlich zugänglich sein. Diese sind Mittwoch bis Freitag von 10:00 bis 17:00 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11:00 bis 18:00 Uhr.

Der Eintritt kostet 5,00 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Am Samstag, 31. Oktober 2020, wird zum 100. Geburtstag zusätzlich der Ausstellungssteil 2 im FCK-Museum eröffnet.

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1953 - Endspiel: VfB Stuttgart - 1. FCK 1:4

21. Juni 1953, Berlin (Olympiastadion), 80.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Mit 51:9 Punkten und einem Torverhältnis von 127:21 zog der 1. FCK souverän als Südwestmeister in die Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft 1953. Mit 38 Treffern war Kapitän Fritz Walter deutscher Torschützenkönig geworden. In der Endrunde setzte sich der 1. FCK gegen die Eintracht aus Frankfurt, den 1. FC Köln sowie Holstein Kiel durch und sicherte sich somit die Teilnahme am Endspiel gegen den VfB Stuttgart. Austragungsort war erneut das Olympiastadion in Berlin, was von vielen pfälzischen FCK-Anhängern wegen des Anreiseweges von 700 km lebhaft bedauert wurde.

Ein politisches Ereignis stellte das Endspiel vorübergehend in Frage: Vier Tage vor dem Finale hatten Arbeiter im sowjetischen Sektor von Berlin sowie in anderen Städten der DDR gegen das SED-Regime rebelliert; der Aufstand vom 17. Juni war blutig niedergeschlagen worden. Zwei Tage später stand fest, dass das Spiel trotzdem stattfinden würde.

Vor etwa 80.000 Zuschauern begann das Endspiel mit einem Paukenschlag: Ottmar war in der ersten Spielminute kurz vor der Strafraumgrenze gefoult worden und in den Strafraum gestürzt. Schiedsrichter Günther Ternieden entschied auf Strafstoß, doch den von Fritz Walter geschossenen Ball konnte Stuttgarts Torhüter Karl Bögelein abwehren. Kurze Zeit später verpasste Fritz Walter in aussichtsreicher Position den Ball - der sensible FCK-Kapitän drohte an seinen Nerven zu scheitern. Doch acht Minuten vor der Halbzeit vermochte er eine Flanke von Erwin Scheffler mit dem Kopf in das Stuttgarter Tor zu befördern. Der FCK führte und Fritz Walter fand nun richtig in das Spiel. Nach der Pause war es Karl Wanger, der für die Roten Teufel auf Vorarbeit von Fritz das 2:0 erzielte. Für den VfB verkürzte Kronenbitter zwar auf 1:2, doch die an diesem Tag glänzend disponierten FCK-Stürmer Erwin Scheffler und Willi Wenzel besorgten mit ihren Toren die 4:1 Führung. Der 1. FC Kaiserslautern hatte zum zweiten Mal in seiner Geschichte dank einer überzeugenden Mannschaftsleistung, an der auch Ottmar Walter, die beiden Liebrich-Brüder, Werner Kohlmeyer, Horst Eckel, Otto Render und Willi Hölz hohen Anteil hatten, die deutsche Meisterschaft gewonnen.

Text: Hans Walter

DFB-Gala. Hans-Peter Schössler interviewt Franz Beckenbauer, Uwe Seeler und Fritz Walter. Foto: Schössler

Deutsche Wiedervereinigung

Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten ist für Fritz Walter der wichtigste politische Moment seines Lebens. Seine Mutter war Berlinerin. In den Ferien durfte er oft nach Berlin. Wenn er mit dem Zug durch die DDR fuhr und ihn die Schaffner erkannten, sorgten sie für seine Ruhe im Schlafabteil. „Hier schläft Fritz Walter“, war der üblich Satz. Ihm galt es, eine Ruhe zu bewahren.

Viele Autogrammwünsche erreichten ihn aus der DDR, und nach der Vereinigung brachen alle Dämme. Hunderte wollten aus Jena , Rostock oder Chemnitz Autogramme von Fritz Walter. Und natürlich erfüllte er jeden Wunsch. Fritz Walter liebte es, dass Deutschland wieder zusammengewachsen war. Das hat er auch Helmut Kohl gesagt, dem er sehr verbunden war.

Text: Hans-Peter Schössler

 

 

Die Fritz-Walter-Stiftung bedankt sich für die Zusendung einer Geschichte von Gerhard Walther (71 Jahre, wohnhaft im brandenburgischen Eberswalde). 

Eine Geschichte, die der Fußball schreibt

Es war Juni 2006, die Fußball-WM in Deutschland stand kurz vor der Eröffnung. Meine Schwiegertochter war schwanger, und die Eltern machten sich Gedanken über den Vornamen. Es stand fest, es wird ein Junge. Da erinnerte sich mein Sohn, dass ich die DVD zum Spielfilm „Das Wunder von Bern“ habe. In Großfamilie haben wir uns den Film angeschaut. Und dann begann auch schon das berühmte „Sommermärchen“ und mit ihm sehr schnell die Entscheidung zum Vornamen. Wenn der Familienname schon Walther ist, dann muss es ein Fritz werden. In ehrendem Gedenken an die Legende Fritz Walter und den ersten Ehrenspielführer unserer Nationalmannschaft. Da stört doch das „h“ im Familiennamen überhaupt nicht.

Kurz vor der Achtelfinalpaarung gegen Schweden, meine Frau und ich waren in Salem am Bodensee in Urlaub, sah ich in einem Sporthaus die WM-Bälle liegen. Und dann fiel im besagten Spiel das frühe und umjubelte 2:0. Da schossen mir wie ein Blitz die Bälle in den Kopf. So ein Ball muss her. Und diesen sollen die Unterschriften der beiden nach Fritz Walter kommenden Ehrenspielführer zieren. Meine Frau meinte zwar, das sei wieder einmal eine „Schnapsidee“ à la Gerhard Walther, drängte aber bereits am nächsten Tag auf den Kauf des Balles.

Wieder zu Hause angekommen, habe ich einen Brief an Uwe Seeler geschrieben, den Ball eingepackt, und ab ging die Post nach Hamburg zum HSV. Bereits drei Wochen später war das Paket mit dem signierten Ball wieder da. Das ist eben „Uns Uwe“.

Nun war am 15. September Fritz geboren worden. Ich packte wieder das Paket in Richtung FC Bayern zum „Kaiser“. Nach bereits vier Monaten hatte nun auch Franz Beckenbauer unterschrieben, und ich hatte mein Vorhaben von Salem quasi erreicht.

Nun folgt ein Sprung in den Frühsommer 2008. Die Fußball-EM stand unmittelbar bevor. Meine Frau und ich waren mit Fritz eine Woche in Baabe in Urlaub. In einer Zeitschrift, die voller Informationen zur EM war, las ich einen sehr ausführlichen Beitrag zum „Wunder von Bern“. Und dort stand auch, dass die Herren Ottmar Walter und Horst Eckel in Kaiserslautern bzw. Bruchmühlbach leben. Und schon war die nächste Blitzidee da. Natürlich, auf den Ball gehört die Verbindung zu eben diesem Wunder.

Also habe ich mich an den 1. FC Kaiserslautern mit der Frage und Bitte gewandt, ob man mir bei der Organisation einer Audienz bei den Herren behilflich sein kann. Den Ball wollte ich nun nicht mehr per Post verschicken. Und wie man mir half. Am Freitag, den 13. September (!!!) starteten wir beiden Opas von Eberswalde nach Kaiserslautern. Ich hatte noch zwei Karten für den „Betze“ gesichert. Das 4:1 gegen St. Pauli war ein gelungener Einstieg in ein unvergessenes Wochenende. Am Sonnabend zu 10.00 h waren wir mit dem Ehepaar Walter verabredet. Na ja, so ein Viertelstündchen dürfen wir mal stören. So hatten wir uns das gedacht. Zwei Stunden sind es geworden. Zwei Stunden Herzlichkeit, zwei Stunden, die für immer tief in uns verwurzelt bleiben werden. Herr Walter, an den Gehstock gebunden, verabschiedete uns nicht an der Wohnungstür, sondern an der Haustür.

Analog verlief der nächste Tag in Bruchmühlbach beim Ehepaar Eckel. Wieder diese Herzlichkeit, wieder das Gefühl willkommen zu sein. Nach knapp zwei Stunden sind wir aufgebrochen, wir hatten ja fast 800 km Autobahn vor uns. Horst Eckel berichtete dabei viel über die Freundschaft zu den noch lebenden Ungarn. Und wir merkten ihm an, was ihm diese Freundschaft bedeutet.

In dem Ende 2010 erschienenen Buch zum 90. Geburtstag von Fritz Walter wurde die so genannte Ungarnfreundschaft ausführlich dargestellt. Und nun folgte Blitzidee Nummer drei. Der Ball ist doch erst richtig komplett, wenn auch Vize-Weltmeister unterschrieben haben.

Also rief ich den im Buch benannten Fußball-Verband Rheinland an. Ich wurde mit einem Herrn Frank Jellinek verbunden. Er hat gewissermaßen den Ball aufgenommen und meinen Wunsch in den Verband hineingetragen. Dort fand man die Geschichte so bemerkenswert, dass wir beiden Opas eine Einladung zur Fritz-Walter-Gala am 31.10.2011 nach Bad Ems erhielten. Und dort trafen wir den ungarischen Rechtsverteidiger Jenö Buzansky, der leider  verstorben ist. Neben Horst Eckel,  Dr. Theo Zwanziger, Hans Tilkowski, Hans-Peter Briegel.

Es ist ja überall bekannt, dass wir mit Angela Merkel eine fußballbegeisterte Kanzlerin haben.  Ihre Unterschrift auf den Ball wäre eine Bereicherung sowie ein  kleiner Beitrag zur Frauenquote. Das dachte ich mir und schrieb ihr einen Brief, der bereits gut eine Woche später für mich und meine Frau mit einer Einladung in das Kanzleramt einschließlich Besichtigung beantwortet wurde.

Nun ist der Ball voller unwiederbringlicher Unterschriften und es war Zeit, einen Abschluss zu finden. Was aber konnte ein besserer sein, als eine Brücke vom Fußball vergangener Tage zum modernen Fußball von heute zu bauen? Und wer kann die junge Generation besser repräsentieren als die Spieler der „Sommermärchen“ von 2006 und 2014. Ich hab`s probiert, es hat geklappt: Philipp Lahm hat den Ball als erster signiert.

Und dann war doch noch Jogi Löw, der Macher des Vierten Sterns. Mein Brief an ihn wurde mit einer Einladung für Fritz und mich nach Köln zum Länderspiel gegen Frankreich am 14.11.2018 beantwortet. Am Tag zuvor waren wir Gäste im Mannschaftshotel einschließlich Teilnahme an der obligatorischen Pressekonferenz. Außerdem kam es zu herzlichen Begegnungen mit Miro Klose, Mario Götze und vor allem Toni Kroos. Über das Treffen mit Toni berichteten RTL und die Fußball-Bild.

Meinen Enkel Fritz werde ich diesen einmaligen Ball sowie all die Aufzeichnungen und Bilder zu den einzelnen Etappen übergeben.

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1953 - Endspiel: VfB Stuttgart - 1. FCK 1:4

21. Juni 1953, Berlin (Olympiastadion), 80.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Mit 51:9 Punkten und einem Torverhältnis von 127:21 zog der 1. FCK souverän als Südwestmeister in die Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft 1953. Mit 38 Treffern war Kapitän Fritz Walter deutscher Torschützenkönig geworden. In der Endrunde setzte sich der 1. FCK gegen die Eintracht aus Frankfurt, den 1. FC Köln sowie Holstein Kiel durch und sicherte sich somit die Teilnahme am Endspiel gegen den VfB Stuttgart. Austragungsort war erneut das Olympiastadion in Berlin, was von vielen pfälzischen FCK-Anhängern wegen des Anreiseweges von 700 km lebhaft bedauert wurde.

Ein politisches Ereignis stellte das Endspiel vorübergehend in Frage: Vier Tage vor dem Finale hatten Arbeiter im sowjetischen Sektor von Berlin sowie in anderen Städten der DDR gegen das SED-Regime rebelliert; der Aufstand vom 17. Juni war blutig niedergeschlagen worden. Zwei Tage später stand fest, dass das Spiel trotzdem stattfinden würde.

Vor etwa 80.000 Zuschauern begann das Endspiel mit einem Paukenschlag: Ottmar war in der ersten Spielminute kurz vor der Strafraumgrenze gefoult worden und in den Strafraum gestürzt. Schiedsrichter Günther Ternieden entschied auf Strafstoß, doch den von Fritz Walter geschossenen Ball konnte Stuttgarts Torhüter Karl Bögelein abwehren. Kurze Zeit später verpasste Fritz Walter in aussichtsreicher Position den Ball - der sensible FCK-Kapitän drohte an seinen Nerven zu scheitern. Doch acht Minuten vor der Halbzeit vermochte er eine Flanke von Erwin Scheffler mit dem Kopf in das Stuttgarter Tor zu befördern. Der FCK führte und Fritz Walter fand nun richtig in das Spiel. Nach der Pause war es Karl Wanger, der für die Roten Teufel auf Vorarbeit von Fritz das 2:0 erzielte. Für den VfB verkürzte Kronenbitter zwar auf 1:2, doch die an diesem Tag glänzend disponierten FCK-Stürmer Erwin Scheffler und Willi Wenzel besorgten mit ihren Toren die 4:1 Führung. Der 1. FC Kaiserslautern hatte zum zweiten Mal in seiner Geschichte dank einer überzeugenden Mannschaftsleistung, an der auch Ottmar Walter, die beiden Liebrich-Brüder, Werner Kohlmeyer, Horst Eckel, Otto Render und Willi Hölz hohen Anteil hatten, die deutsche Meisterschaft gewonnen.

Text: Hans Walter

Foto: Gerhard Walther
Foto: Gerhard Walther
Foto: Gerhard Walther
Foto: Gerhard Walther

Karl Mildenberger

Karl Mildenberger stirbt an diesem Tag des Jahres 2018 im Alter von 80 Jahren. Boxer beim FCK war er. 1946 hatte er mit dem Boxen begonnen, und nach dem Krieg trainierte er auf dem Rasen des Betze-Stadions, weil alles andere kaputt war. Der Karl boxte gegen die Goßen, wurde Europameister. Sein großer Tag war der 10.September 1966. Da kämpfte er gegen den Größten, gegen Muhammad Ali, 45.000 Zuschauer waren ins Frankfurter Waldstadion gekommen. Darunter Fritz Walter, der ein Freund von Karl war.

Mildenberger machte den Kampf seines Lebens und verlor in Runde 12. Der Kampf blieb unvergessen, weil kaum je ein anderer Boxer so mutig gegen Muhammad Ali geboxt hatte.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Oberliga Südwest - Meisterschaftsspiel: 1. FCK - FK 03 Pirmasens 4:0

11. April 1954, Kaiserslautern (Stadion Betzenberg), 30.000 Zuschauer

Der letzte Spieltag der Saison 1953/1954 bescherte der Oberliga Südwest mit der Begegnung des 1. FCK gegen den FK Pirmasens ein an Spannung und Dramatik nicht zu überbietendes Finale. Nur ein Punkt trennte den Tabellenersten vom Tabellenzweiten - und beiden Mannschaften wurden gleich gute Chancen auf die Südwestmeisterschaft eingeräumt. Der Betzenberg erlebte den stärksten Zuschaueransturm vor Einführung der Bundesliga. Dank einer Zusatztribüne konnten annähernd 30.000 Fußballfreunde Platz im Stadion finden - manche Zuschauer begehrten jedoch vergeblich Einlass in das überfüllte Sportgelände.

Die Anfangsphase brachte dem 1. FCK die beruhigende Führung. Ottmar Walter köpfte in der vierten Spielminute eine Freistoßflanke seines Bruders Fritz unhaltbar für Nationaltorhüter Heinz Kubsch in das Pirmasenser Tor. Der FKP ließ sich jedoch nicht entmutigen und bot den Roten Teufel über weite Strecken einen Kampf auf Augenhöhe, ohne jedoch die von Werner Liebrich gut organisierte Abwehr der Betzenberger entscheidend überwinden zu können. Die Entscheidung fiel erst in der Schlussviertelstunde. Zunächst erzielte Willi Wenzel den zweiten FCK-Treffer, ehe der quirlige Rechtsaußen Erwin Scheffler mit einem Doppelpack den 4:0 Sieg und damit die Südwestmeisterschaft für seinen 1. FCK besiegeln konnte.

Mit 52 Punkten und einem traumhaften Torverhältnis von 139:33 Treffern ging der 1. FCK erneut in die Endrunde um die deutsche Fußballmeisterschaft. Ottmar Walter war mit 28 Toren vor Erwin Scheffler und Willi Wenzel mit je 23 Treffern der erfolgreichste FCK-Schütze in dieser Saison.

Text: Hans Walter

Gründung Fritz-Walter-Stiftung

1998. Die Fußball-WM in Frankreich ist vorbei. Der Gastgeber ist Weltmeister. Und am 5. Oktober gibt es in Alsenborn ein Gespräch mit Fritz Walter. Ministerpräsident Kurt Beck ist dabei. Er spricht mit Fritz über die Schaffung einer „Fritz-Walter-Stiftung“. Das ist zwischen dem Land, dem DFB und dem FCK so abgestimmt. Für den DFB ist der damalige Schatzmeister Dr. Theo Zwanziger ein glühender Befürworter und für den FCK Norbert Thines, aber auch Sparkassen-Vorstand Karl-Heinz Dielmann (bei der Sparkasse Kaiserslautern hatte Fritz eine Lehre gemacht.) Fritz zaudert, Dinge die überraschend auf ihn einbrechen, mag er überhaupt nicht. „Was wird denn der Chef (Herberger) dazu sagen, für dessen Stiftung ich doch arbeite“, meint er. Er müsse sich das überlegen. Womit er meinte, er müsse das mit Italia abstimmen. Wenn die sagt, mach das, dann ist es in Ordnung. Italia sagt Ja. Ein Jahr später, im Juni, wird die Stiftung gegründet. Kurt Beck wird erster Vorsitzender.

Fritz Walter erlebt die Anfänge: auch das Turnier im Schulfußball. Er genießt es. Auch sein Bruder Ottmar und Horst Eckel werden eingebunden. Die Stiftung würdigt einen Großen.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Weitere Informationen zur Fritz-Walter-Stiftung finden sich unter: https://www.fritz-walter-stiftung.de/startseite.html

 

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1954 - Endspiel: SV 96 Hannover - 1. FCK 5:1

23. Mai 1954, Hamburg (Volksparkstadion), 76.000 Zuschauer

Der Endspurt um die Südwestmeisterschaft sowie die hart umkämpften Endrundenbegegnungen mit Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln hatten die Spieler des 1. FCK viel Kraft gekostet. Hinzu kamen für die fünf Nationalspieler aus Kaiserslautern die zusätzlichen Belastungen durch Länderspiele und Sepp Herbergers Vorbereitungen auf das bevorstehende Weltmeisterschaftsturnier in der Schweiz. Mit der Wahl Hamburgs als Austragungsort für das Endspiel hatte man den Hannoveranern quasi ein Heimspiel beschert, während nur drei- bis viertausend Pfälzer Fans den weiten Weg in die Hansestadt anzutreten in der Lage waren. Der 1. FCK ging dennoch als Favorit in das Spiel und konnte in der Anfangsphase dieser Rolle durchaus gerecht werden. Gelungene Spielzüge und ein prächtiges Tor von Horst Eckel schienen die dritte Meisterschaft für die Roten Teufel anzudeuten. Die Walter-Mannschaft verpasste allerdings das zweite Tor und musste stattdessen kurz vor dem Halbzeitpfiff den Ausgleich hinnehmen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit brachten ein Eigentor von Werner Kohlmeyer und eine Verletzung von Horst Eckel die Wende in diesem Spiel. Die konditionsstarken Hannoveraner trumpften mächtig auf, während die Lauterer Spieler ausgebrannt wirkten und kräftemäßig nichts mehr zuzusetzen hatten. Lediglich Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer sowie - bis zu seiner Verletzung - Horst Eckel konnten den Sechsundneunzigern noch Paroli bieten. Die starke Hitze im Hamburger Stadion machte vor allem auch Fritz Walter zu schaffen - der Lauterer Kapitän, an dem sich in der Vergangenheit seine Mannschaft so oft hat aufrichten können, vermochte diesmal dem Spiel keinen Umschwung zu geben. In den letzten dreizehn Spielminuten erzielten die Hannoveraner drei weitere Tore zum sensationellen 5:1 Sieg.

Die fünf "ausgebrannten" Lauterer Nationalspieler wurden von Bundestrainer Sepp Herberger trotz heftiger Pressekritik dennoch für die Weltmeisterschaft in der Schweiz nominiert. Herberger wusste, warum die Internationalen des FCK in Hamburg weit unter Wert gespielt hatten...

Text: Hans Walter

Gründung der Fritz-Walter-Stiftung im Jahr 1999 in Kobern-Gondorf im Beisein der Freunde aus Ungarn.
20 Jahre Fritz-Walter-Stiftung mit den Botschaftern Ronnie Hellström und Hans Tilkowski im Jahr 2019 auf Schloss Liebieg in Kobern-Gondorf.

Jahrhunderttor

Zentralstadion Leipzig. 120 000 Zuschauer erleben am 6. Oktober 1956 das Spiel von DDR-Meister Wismut Aue gegen den 1.FC Kaiserslautern. Kaiserslautern gewinnt 5:3. Unvergessen, und ein Stück Fußballgeschichte wird das Tor von Fritz Walter bleiben, als er waagerecht in de Luft liegend den Ball mit der Hacke ins Tor befördert. Ein Jahrhunderttor. Bruder Ottmar stichelte gerne, in Wirklichkeit sei der Fritz ins Stolpern gekommen und hätte gar nicht anders gekonnt.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages 

Weltmeisterschaft 1954 - Halbfinale: Deutschland - Österreich 6:1

30. Juni 1954, Basel (St. Jakobsstadion), 58.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Bei der WM 1954 folgte dem deutschen Auftaktsieg gegen die Türkei eine deftige 8:3 Niederlage einer bewusst mit fünf Ersatzspielern bestückten deutschen Mannschaft gegen den großen Favoriten Ungarn. Ein zweites Spiel gegen die Türkei ebnete Sepp Herbergers Team mit einem 7:2 Erfolg den Weg ins Viertelfinale. Gegen die Ballzauberer aus Jugoslawien konnte sich die deutsche Mannschaft dank einer hervorragenden Abwehrleistung mit 2:0 behaupten und in das Halbfinale der Weltmeisterschaft in Basel einziehen.

Österreich konnte für diese Begegnung eine spielerisch starke Mannschaft aufbieten, doch die deutsche Elf legte unter der glänzenden Regie Fritz Walters bis zur Halbzeit eine 2:1 Führung vor. Nach der Pause lieferte die deutsche Mannschaft in Abwehr und Angriff eines ihrer besten Länderspiele überhaupt und die Walter-Brüder sicherten mit je zwei Toren den 6:1 Endstand. Deutschland hatte sich für das WM-Endspiel qualifiziert.

Text: Hans Walter

Fritz Walter und der 1. FC Kaiserslautern  

Fritz Walter und die Trainer des FCK

Die Geschichten über Fritz Walter und den FCK können nicht losgelöst werden von so großen Trainern wie Otto Rehhagel oder Kalli Feldkamp, die in ihrer Zeit aus dem Verein das Besondere gemacht haben. Natürlich spielte auch Herberger eine große Rolle, weil er die Lauterer zu Weltmeistern machte. Ein Trainer aber prägte die Anfänge des FCK: Richard Schneider, am 16. Dezember 1919 in Kaiserslautern geboren. Er war nur ein Jahr älter als der Fritz. Und doch sein Trainer. Richard Schneider war von 1950 bis 1961 für den FCK tätig. Mit ihm wurde der Verein 1951 und 1953 Deutscher Meister. „Der Richard war ein Kumpel und ein überaus guter Trainer“, hat Ottmar Walter ihn skizziert. Nach Kaiserslautern, mit dem er sechsmal Meister der Oberliga Südwest wurde, der damals höchsten Spielklasse, ging Schneider zu Preußen Münster. Er starb am 28. April 1982 und ist wie alle großen Lauterer Fußballer auf dem Waldfriedhof beigesetzt.

 

Fritz Walter und die FCK-Führungsebene

Es sind viele im FCK, die ihn begleitet haben, vor allem auf der Führungseben des Vereins: Dr. Helmut Milz, Willi Müller, Norbert Thines, „Atze“ Friedrich, Udo Sopp und Gerhard Herzog.

Die großen Journalisten wie Karl-Heinz Heimann vom „Kicker“ oder Hans Blickensdörfer von der „Süddeutschen“ waren ihm journalistische Gönner. Oder die von der Rheinpfalz, Heiner Breyer, Peter Lenk und Horst Konzock. Das eine, Vereinsmanager, und das andere, Journalist, wollte Fritz nicht sein. Aber er brauchte sie und er hat es geschätzt, dass sie für ihn da waren.

Texte: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Weltmeisterschaft 1954 - Endspiel: Ungarn - Deutschland 2:3

4. Juli 1954, Bern (Wankdorf-Stadion), 62.400 Zuschauer

Die ungarische Mannschaft war der klare Favorit in diesem Endspiel. Seit vier Jahren hatten die Magyaren kein Spiel mehr verloren, 1952 olympisches Gold gewonnen und 1953 England im Wembley-Stadion die erste Niederlage auf heimischem Boden zugefügt. Doch Sepp Herbergers Mannschaft war konditionell bestens vorbereitet und taktisch sehr gut eingestellt - und der am Nachmittag des Spieltages einsetzende Regen kam überdies den deutschen Spielern und vor allem dem Techniker Fritz Walter sehr entgegen. Überdies befand sich der deutsche Kapitän in einer, physisch wie psychisch, ausgezeichneten Verfassung. Selbst Trainer Herberger staunte über das Selbstvertrauen, die Unbeschwertheit und Zuversicht, die sein sonst oft so sensibler Spielführer vor dem Endspiel ausstrahlte.

Den Schock der raschen ungarischen 2:0 Führung verkraftete die deutsche Mannschaft bemerkenswert schnell und nach dem 2:2 Ausgleich durch Tore von Max Morlock und Helmut Rahn entwickelte sich ein gutes und ausgeglichenes Finalspiel. Die Entscheidung fiel in der 84. Minute durch einen Linksschuss von Rechtsaußen Helmut Rahn - mit 3:2 Toren wurde Deutschland zum ersten Mal in seiner Geschichte Fußball-Weltmeister. Mannschaftskapitän Fritz Walter konnte aus den Händen des FIFA-Präsidenten Jules Rimet den goldenen WM-Pokal entgegen nehmen; nach 15 Jahren Krieg, Leid, Not und Isolation löste dieser sportliche Erfolg in ganz Deutschland dankbare Freude und Erleichterung aus, stärkte er das Selbstbewusstsein der Deutschen.

Die Heimkehr der siegreichen Mannschaft geriet zu einem einzigartigen Triumphzug; Fritz Walter und seine vier Kameraden vom 1. FCK wurden in Kaiserslautern von annähernd 100.000 fußballbegeisterten Pfälzern gefeiert.

Text: Hans Walter

Foto: FCK
Udo Sopp mit Elton John (Bild stammt aus den FCK-Archiv).
Fritz Walter mit Norbert Thines (Bild aus dem FCK-Archiv).

Fritz Walter schreibt im Kicker über Sepp Herberger

So etwas hat es vorher nicht gegeben und so etwas wird es wohl auch nie wieder geben. Ein Spieler veröffentlicht Erzählungen zu seinem Trainer.

Fritz Walter mit der Serie "Der Chef" im Kicker stellt somit ein absolutes Novum dar und dokumentiert die einzigartige Beziehung zwischen Trainer und Mannschaftskapitän. 

Die Auszüge wurden dankenswerter Weise vom Kicker-Sportmagazin zur Verfügung gestellt. Aber lesen Sie selbst ...


Spiel des Tages
Freundschaftsspiel: Racing Paris - 1. FC Kaiserslautern 1:1
3. Mai 1955, Paris (Prinzenparkstadion), 35.000 Zuschauer

Das Ansehen, das der 1. FC Kaiserslautern in der ersten Hälfte der Fünfziger Jahre auch außerhalb der deutschen Grenzen gewonnen hat, zeigt sich überzeugend in der Einladung zu einem Freundschaftsspiel bei Racing Paris.
Zu diesem "Nachtspiel", wie man damals Begegnungen unter Flutlicht nannte, pilgerten mehr als 35.000 Zuschauer in das Stadion im Prinzenpark, die eine spielerisch ansprechende Partie zu sehen bekamen. Über weite Strecken des Spiels war der 1. FCK die überlegene Mannschaft, aber außer einem Tor von Willi Wenzel in der neunten Minute konnten keine weiteren Treffer der Roten Teufel mehr verzeichnet werden. Paris hingegen gelang kurz nach der Pause der Ausgleich. Fritz Walter, Willi Wenzel und Erwin Scheffler vergaben gute Chancen zur erneuten Führung, dennoch traten die Pfälzer dank ihres überzeugenden Auftrittes mit einem Gefühl der Zufriedenheit die Rückreise an. Für einige seiner Kabinettstückchen erhielt Fritz Walter, der während des Zweiten Weltkrieges mit der "Pariser Soldatenelf" in der damals deutsch besetzten französischen Hauptstadt gespielt hatte, Sonderapplaus vom französischen Publikum. Gibt es einen besseren Beleg für die versöhnende und völkerverbindende Wirkung des Fußballsports?

Text: Hans Walter

Fritz-Walter-Gala

Die „Fritz-Walter-Gala“, die immer am Geburtstag von Fritz, also am 31. Oktober, stattfindet, ist längst zu einer wichtigen Veranstaltung geworden. Über die Stiftung hinaus ist sie ein Treffen von Sport, Politik und Wirtschaft. Das erste Geburtstagsfest für den Fritz fand am 31. Oktober 2005 im „Leinsweiler Hof“ In Leinsweiler statt. Da war Fitz Walter des Öfteren zu Gast gewesen. Die Galas fanden danach im ganzen Lande statt. Und sie waren immer ein besonderer Erfolg. Der Erlös kam natürlich der Fritz- Walter-Stiftung und ihrer Arbeit zugute. Michael Desch, der Geschäftsführer der Stiftung, war und ist für das Organisatorische verantwortlich. Dabei hat er vor allem in Lotto einen starken Partner. 2019 war das Fest in Alsenborn. 2020 zum 100. sollte Gala im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern sein.

Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie hat die Fritz-Walter-Stiftung die Fritz-Walter-Gala 2020 verschoben.

Text: Hans-Peter Schössler, Michael Desch

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1955 - Endspiel: Rot-Weiß Essen - 1. FCK 4:3

26. Juni 1955, Hannover (Niedersachsenstadion), 76.000 Zuschauer

Mit neun Punkten Vorsprung beendete der 1. FCK auch die Saison 1954/55 als Südwestmeister. In der Endrunde um den Einzug in das Finale musste sich die Walter-Mannschaft in Hin- und Rückspielen mit dem Hamburger SV, dem SV 1912 Solingen sowie dem FV Viktoria 1889 Berlin auseinandersetzen. Die Begegnungen mit Solingen endeten jeweils 2:2 unentschieden, aus dem Rahmen fiel hingegen der 10:0 Erfolg im Rückspiel gegen Viktoria Berlin. Die Partien gegen den HSV endeten mit einem Unentschieden und einem Sieg (2:1) in Hamburg.

Gegner des 1. FCK im Endspiel, das in Hannover stattfand, war die Mannschaft von Rot-Weiß Essen, die mit Helmut Rahn einen gefährlichen Stürmer und prominenten Weltmeister in ihren Reihen hatte. Der 1. FCK hingegen musste in diesem Spiel auf seinen Mittelstürmer Ottmar Walter verzichten - für ihn rückte der junge Werner Mangold als Läufer in die Mannschaft. Horst Eckel orientierte sich in die Offensive. Das Spiel brachte in der elften Spielminute die Führung für die Lauterer durch Willi Wenzel, doch Rot-Weiß Essen konnte sieben Minuten später durch Franz "Penny" Islacker ausgleichen. Die Essener dominierten nun die Begegnung und konnten bis zur Halbzeit ihren Vorsprung auf 3:1 erhöhen. In der zweiten Spielhälfte verstärkte der FCK sein Offensivspiel und erneut war es Wenzel, der mit seinem zweiten Treffer seiner Mannschaft wieder Mut und Selbstvertrauen einflößte. Ein weiteres Tor von Willi Wenzel wurde wegen angeblicher Abseitsstellung von Schiedsrichter Meißner nicht anerkannt. Mit einem Elfmetertor stellte Werner Baßler in der 72. Spielminute den Ausgleich her, aber "Penny" Islacker konnte kurz vor Spielende aus klarer Abseitsposition das vierte Tor für Essen erzielen. Alles Reklamieren und Protestieren half nichts - Schiedsrichter Meißner berief sich auf seinen Linienrichter Burmeister und erkannte den Treffer an. Vier Minuten später war Rot-Weiß Essen Deutscher Meister 1955 und Fritz Walter gratulierte seinen Gegenspielern Helmut Rahn und August Gottschalk zum Titelgewinn. Ein offizieller Protest des 1. FCK wurde vom DFB abgelehnt. Die FCK-Mannschaft erlebte in Kaiserslautern bei ihrer Rückkehr dennoch als "moralischer Meister" in einem Korso durch die Stadt einen begeisterten Empfang.

In der Pfalz wurde im Sommer 1955 bei einem Kreisklassenspiel ein Spieler wegen Schiedsrichterbeleidigung des Feldes verwiesen. Er hatte nach einer Entscheidung des Unparteiischen zu diesem gesagt: "Du Meißner...!" Das war menschlich vielleicht verständlich, aber gewiss nicht im Sinne von Fritz Walter.

Text: Hans Walter

Kinder führen der Fritz-Walter-Tanz im Rahmen der Gala auf.
Kinder führen der Fritz-Walter-Tanz im Rahmen der Gala auf.
Fritz-Walter-Gala 2010 - 90 Jahre Fritz Walter. Minister Lewentz, Stefan Kuntz, Hans Tilkowski, Uwe Seeler und Steffi Jones.
Fritz-Walter-Gala 2010 anlässlich 90 Jahre Fritz Walter. Liedermacher Oliver Mager und 90 Kinder führen den Fritz-Walter-Bewegungssong auf.

Fritz und der Binder

Fritz Walter wäre nie ohne Krawatte, „Binder“ sagte er, ausgegangen. Und immer im dunklen Anzug, zumindest wenn es um etwas Festliches ging. Er mochte es nicht, wenn er am Tisch saß, wenn man sich von hinten „über ihn legte“ um ihm womöglich etwas ins Ohr zu flüstern. Vor allem befürchtete er, der Binder könne verrutschen. Italia sorgte für sein Aussehen und legte alle Klamotten raus.

Ohne Anzugsjacke wäre er nie aus dem Haus gegangen. Wenn er von Alsenborn aus zu einer Veranstaltung gefahren wurde, dann ließ er den Fahrer kurz hinter dem Haus anhalten, um die Jacke auszuziehen. Italia musste das ja nicht sehen. Auf der Rückfahrt wieder das Prozedere. Kurz vor dem Haus zog er die Jacke an.

Vermutlich hat er das mit der Jacke und dem Binder schon gelernt, als er bei der Stadtsparkasse Kaiserslautern eine Lehre machte.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: UdSSR - Deutschland 3:2

21. August 1955, Moskau, 80.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Auf Einladung Sowjetrusslands kam am 21. August in Moskau das erste Länderspiel zwischen der sowjetischen Nationalmannschaft und dem amtierenden Weltmeister aus der Bundesrepublik zustande. Mit welchen Gefühlen mag Kapitän Fritz Walter diese Reise angetreten haben? Genau zehn Jahre zuvor sah er in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager einer düsteren Zukunft entgegen. Es waren aber Fußballkameraden aus der Wachmannschaft sowie der sowjetische Lagerkommandant, die Fritz Walter und seinen Bruder Ludwig vor dem Abtransport ins Innere des Sowjetreiches bewahrten und ihnen die vorzeitige Rückkehr in die Heimat ermöglichten.

Das sowjetisch-deutsche Länderspiel sorgte 1955 jedenfalls weltweit für Aufsehen. Moskau meldete damals einen Touristenrekord, denn 1.500 Deutsche wollten das "Spiel des Jahres" miterleben. Erstaunlicherweise war die Bundesrepublik Deutschland durch keinen Staatsmann vertreten, wohl aber die DDR durch ihren Staatspräsidenten Wilhelm Pieck, der auf der Ehrentribüne Platz genommen hatte. Schiedsrichter der Begegnung war der WM-Final-Referee von 1954, William Ling aus England. Das konditionsstarke Kollektiv der Sowjetunion konnte gegen das deutsche Team in diesem kämpferischen, aber fairen Spiel in Führung gehen, doch Fritz Walter glich mit einem sehenswerten Treffer aus. Deutschland erzielte durch Hans Schäfer sogar die Führung; die Sowjets drängten fortan mit aller Macht auf den Ausgleich. Torhüter Fritz Herkenrath glänzte wiederholt mit schneidigen Paraden und Werner Liebrich war für den Kicker-Reporter der "Fels in der Brandung" und für den Rheinpfalz-Berichterstatter der "Eckpfeiler der deutschen Abwehr". In der Endphase der Begegnung vermochten die Sowjets ihre Chancen zu nutzen und zwei Tore zum 3:2 Sieg vorzulegen. Die deutsche Mannschaft, die auf ihre Weltmeister Toni Turek, Ottmar Walter und Werner Kohlmeyer verzichten musste, erhielt von der internationalen Presse für ihre Leistung hohe Anerkennung.

Nach dem Spiel lobten Fritz Walter und seine Kameraden den freundlich-korrekten Empfang in Moskau sowie die großzügige Gastfreundschaft. Wenige Tage nach dem Länderspiel traf der deutsche Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer mit seiner Delegation in Moskau ein, um über die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und die Rückführung der noch in sowjetischen Lagern lebenden deutschen Kriegsgefangenen (mit Erfolg) zu verhandeln.

Text: Hans Walter

Hans-Peter Briegel

Heute würde Fritz dem Peter gratulieren. Hans-Peter Briegel wird 65. Ein Urpfälzer, erst Leichtathlet, dann Fußballer. Von 1975 bis 1984 beim FCK. Zweimal Vizeweltmeister, Europameister, 72 Länderspiele, italienischer Meister mit Verona. Da haben ihn Italia und Fritz Walter mehrfach besucht. Das war vor allem für Italia eine große Freude. Später ist Briegel Trainer geworden, aber er wirkte auch in den Gremien des FCK. Briegel, das ist einer mit einem eigenen Kopf. Aber mit einem noch größeren Herzen. Fritz Walter ist für Peter Briegel einer zum Aufschauen. Einer der heute fehlt. Ohne Briegel würde auch etwas fehlen.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Italien - Deutschland 2:1

18. Dezember 1955, Rom, 100.000 Zuschauer

Kurz vor Weihnachten 1955 traf die deutsche Nationalmannschaft im ausverkauften Stadion von Rom auf einen hochkarätigen Gegner, auf Italien. Fritz Walter feierte mit dieser Begegnung ein Jubiläum: sein 50. Länderspiel für Deutschland. Neben ihm standen mit Karl Schmidt, Horst Eckel und Werner Liebrich drei weitere FCK-Spieler auf dem Rasen. Bundestrainer Sepp Herberger hatte seine Mannschaft gut auf die Spielweise der Italiener eingestellt. Leider geriet das deutsche Team ausgerechnet durch ein Eigentor von Weltmeister Mai ins Hintertreffen und musste trotz seines couragierten Auftritts auch noch den zweiten Gegentreffer hinnehmen. Röhrigs Anschlusstreffer zum Endstand von 2:1 kam in der 87. Minute zu spät. Pech für die deutsche Elf war überdies, dass Jupp Posipal frühzeitig verletzt ausscheiden und durch Juskowiak ersetzt werden musste. Fritz Walter begann in seinem Jubiläumsspiel verhalten, steigerte sich aber nach der Halbzeitpause und erhielt für seine "unnachahmlichen Tricks" (Rheinpfalz) wiederholt Applaus vom italienischen Publikum. Der Kicker und die Rheinpfalz waren sich einig, dass aus der deutschen Mannschaft neben Torhüter Herkenrath vor allem Abwehrchef Werner Liebrich und Verteidiger Karl Schmitt sowie in der zweiten Halbzeit Fritz Walter herausragten.

Die Rheinpfalz zitierte in ihrer Berichterstattung Trainer Herberger, der seine Mannschaft "für ihr bestes Spiel seit der Weltmeisterschaft 1954" lobte. Ein Unentschieden wäre nach der in Rom gezeigten Leistung durchaus möglich und verdient gewesen.

Text: Hans Walter

Das von Fritz Walter signierte Bild zeigt ihn bei einem seiner vielen Besuche von Hans-Peter Briegel in Verona. Foto aus dem Buch FRITZ WALTER - KAPITÄN FÜR DEUTSCHLAND.
Hans-Peter Briegel gut gelaunt bei der Fritz-Walter-Gala in Mayen. Foto: Peter Seydel.
Foto Peter Seydel
Hans-Peter Briegel mit Gattin bei der Fritz-Walter-Gala 2010. Foto Peter Seydel.
Bildrechte Frit-Walter-Stiftung
Hans-Peter Briegel beim Anstoss des Kanälchers-Turniers in Rheinzabern. Foto: Fritz-Walter-Stiftung.
Hans-Peter Briegel eröffnet Kanälchers-Turnier in Rheinzabern, Bildrechte F-W-S

Fritz-Walter-Medaille

Am 12. Oktober 2005 verleiht der Deutsche Fußball-Bund erstmals die „Fritz-Walter-Medaille“. Sie soll junge Fußballerinnen und Fußballer würdigen. Ein einzigartiges Proejkt, das das Portfolio der Fritz-Walter-Stiftung mit zahlreichen Turnieren an Schulen und sozialen Einrichtungen im Sinne Fritz Walters ergänzt. Dabei geht es nicht nur um sportliche Höchstleistungen, sondern auch um das Auftreten. Die Auswahl der siegreichen Talente treffen die Nachwuchstrainer des DFB, die Stiftung ist bei der Verleihung immer dabei.

2005 wird die Medaille im Hamburger Volksparkstadion u.a. an Manuel Neuer, Kevin-Prince Boateng und die Koblenzerin Celia Sasic verliehen. 2020 wird die Fritz-Walter-Medaille zum 16. Mal vergeben und es ist eine tolle Ansammlung erfolgreicher Fußballerinnen und Fußballer entstanden, die in Fritz Walters Fußstapfen treten. Eine Übersciht aller Medaillenpreisträger findet man unter:

https://www.dfb.de/fritz-walter-medaille/

https://www.kicker.de/alle_gewinner_der_fritz_walter_medaille-572545/slideshow

Text: Hans-Peter Schössler / Michael Desch

 

Spiel des Tages

Freundschaftsspiel: West Ham United - 1. FC Kaiserslautern 2:4

11. April 1956, London (West Ham Stadion), 22.500 Zuschauer

Ein Freundschaftsspiel gegen den englischen Zweitligisten West Ham United führte die FCK-Mannschaft im April 1956 nach London. Der 1. FCK wurde als Vizemeister wegen seiner Nationalspieler und Weltmeister als europäisches Spitzenteam angekündigt - und während des Flutlichtspiels konnte die Walter-Mannschaft diesem guten Ruf durchaus gerecht werden. Der Reporter der Rheinpfalz hob besonders die "schnellen Kombinationszüge" und die "verwirrenden Positionswechsel" der Pfälzer hervor. Ottmar und Fritz Walter haben das Sturmspiel gekonnt dirigiert und Horst Eckel sei der überragende Akteur auf dem Platz gewesen. Für Werner Liebrich, der wegen einer Verletzung nicht auflaufen konnte, übernahm Werner Kohlmeyer die Position des Mittelläufers. Die Tore für den 1. FCK erzielten zwei Mal Ottmar Walter, Horst Eckel sowie Karl Schmidt.

Von den FCK-Akteuren, die in London zum Einsatz kamen, lebt außer Horst Eckel nur noch Auswechselspieler Gerhard Ahrens - heute ein geschätzter Mitarbeiter im FCK-Museum.

Text: Hans Walter

 

Laura Freigang (TSV Schott Mainz) präsentiert mit Walter Desch (stellvertretender Vorsitzender der Fritz-Walter-Stiftung) ihre Fritz-Walter-Medaille in Bronze bei der Fritz-Walter-Gala 2016 in Ramstein-Miesenbach (Foto: Peter Seydel).

Hubert Kessler

Am 13. Oktober 1934 wurde Hubert Kessler geboren. Der Pirmasenser liebte den FCK, wurde 1964 Mitglied im Verein. 1996 wurde er Präsident und Nachfolger von Norbert Thines. In seiner Zeit stieg der Verein wieder in die Bundesliga auf und wurde Deutscher Meister. 1998 wechselte er in den Aufsichtsrat und durfte die Vergabe der WM 2006 nach Kaiserslautern erleben. Am 16.Juli 2008 verstarb er im Alter von 73 Jahren. „Er war einer der ganz Anständigen“, hat Fritz Walter über seinen Freund Hubert gesagt.

Heute ist Kesslers Sohn Rainer im Aufsichtsrat des FCK und auch Vorsitzender des Fördervereins der „Fritz-Walter-Stiftung“.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Deutschland - England 1:3

26. Mai 1956, Berlin (Olympiastadion), 95.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Verletzungen und Absagen wichtiger Spieler bedingten, dass Bundestrainer Sepp Herberger bis zum Spieltag um die bestmögliche Aufstellung seiner Mannschaft knobeln musste. Zu den Verletzten gehörten auch die FCK-Akteure Werner Liebrich und Horst Eckel. In der deutschen Presse wurden vor der Begegnung die englischen Spieler mit deutlicher Akzentuierung als "Profis" vorgestellt. Und der Spielverlauf hat die Überlegenheit der unter professionellen Bedingungen vorbereiteten Mannschaft aus England deutlich bestätigt. Die deutschen Medien hoben jedenfalls "das Tempo und die taktische Überlegenheit" sowie die "ausgewogene Mannschaftsleistung" des englischen Teams hervor.

Phasenweise, vor allem in den Schlussminuten, konnte auch Herbergers Mannschaft den Zuschauern guten Fußball bieten, insgesamt war die 3:0 Führung der Engländer jedoch verdient. Fritz Walter, der als "bester Stürmer" der deutschen Elf bezeichnet wurde, konnte fünf Minuten vor Spielende nach "meisterlicher Leistung" die Niederlage mit dem Ehrentreffer etwas mildern. Als Konsequenz aus diesem "Lehrstück" verstärkte die Presse die Forderung nach einer deutschen Bundesliga. Und ein Journalist stellte die bange Frage, was ohne Fritz Walter gewesen wäre - und was sein wird, wenn der 35-jährige Fritz seine Laufbahn einmal beendet.

Text: Hans Walter 

Ottmar  

Ottmar Kurt Hermann Walter, den sie nur Ottmar nennen, wird am 6. März 1924 geboren, vier Jahre nach dem Fritz. Er ist anders als der Bruder: robuster, er muss mehr aushalten und einstecken. So ist er auch auf dem Platz: begabt und durchsetzungsstark. Und manchmal reißt er den Bruder, diesen sensiblen, genialen Spielgestalter mit. „Ich musste ihm oft einen sprichwörtlich in den Allerwertesten treten“, erzählt Ottmar.

Ottmar wird einer, von dem man spricht. Deutscher Meister mit dem FCK 1951 und 1953 und Weltmeister 1954 wird er. Sein größtes Spiel macht er im Halbfinale der WM beim 6:1 gegen Österreich. Von 1946 bis 1959 macht er für den FCK 275 Spiele. Und er schießt 295 Tore.

Als er in den Krieg eingezogen wird, da spielt er für Holstein Kiel, hier sogar um die Deutsche Meisterschaft, und für den Cuxhavener SV. Ottmar Walter kommt schwer verwundet aus dem Krieg zurück. Dass er danach so gut und erfolgreich Fußballspielen kann, spricht für seine Klasse und seine Befähigung zu kämpfen. Er wird viele schwere Steine auf seinem Lebensweg überwinden müssen. Seine Frau Anneliese und sein Sohn Ottmar sind die Stützen seines Lebens.

Das Verhältnis der Brüder Fritz und Ottmar basiert auf einer tiefen Liebe zueinander. Aber es hat auch Brüche. Ottmar ist eigentlich der größte Fan des großen Bruders. In den Jahren, in denen es im Privatleben des Ottmar Walter viele Probleme gibt, da erlebt Bruder Fritz eine Hochzeit. Es geht ihm über alle Maßen gut.

Ottmar Walters größter Sieg ist der, aus den Tiefen in seinem Leben herausgekommen zu sein. Er starb am 16. Juni 2013.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Jubiläumsspiel - 50. Jahre VfR Kaiserslautern: VfR/1. FCK - Fortuna Geelen 4:2

8. August 1956, Kaiserslautern (Waldstadion Erbsenberg), 3.000 Zuschauer

Als Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des VfR Kaiserslautern wurde aus Spielern der beiden Oberliga-Lokalrivalen 1. FC Kaiserslautern und VfR Kaiserslautern eine Mannschaft gebildet, die am 8. August auf dem Erbsenberg das niederländische Team von Fortuna Geelen zum Gegner hatte. Geelen gehörte zur niederländischen Spitzenklasse und hatte vier prominente Nationalspieler aufzubieten. Vom 1. FCK waren mit Erwin Scheffler, Ottmar und Fritz Walter sowie Willi Wenzel vor allem Offensivkräfte im Einsatz, während Werner Baßler die VfR-Abwehr verstärkte. Die Zuschauer bekamen ein abwechslungsreiches, begeisterndes Fußballspiel zu sehen, wobei sich nach der Führung der Niederländer ein verteiltes Feldspiel entwickelte, in dem die Lauterer Mannschaft bis zur Pause den Ausgleich und das 2:1 erzielen konnten. In der zweiten Halbzeit spielte die gut harmonierende Elf vom Erbsen- und Betzenberg groß auf, so dass am Ende ein 4:2 Sieg stand. Die Tore hatten Erwin Scheffler, zwei Mal Ottmar Walter und Willi Wenzel erzielt. Viele Beobachter waren sich einig, dass dieses Spiel mehr als 3.000 Zuschauer verdient gehabt hätte.

Text: Hans Walter

Foto: FCK

Moin Oba, Fritz Walter un isch

Fritz Walter ist für mich nicht nur einer der größten Sportler aller Zeiten sondern auch ein Synonym für Respekt, Weltoffenheit und Empathie. Ich habe ihn leider, sowie meinen Opa eigentlich nie kennengelernt.

Aber mit jedem Lied, das man schreibt, erfüllt man sich selbst auch einen kleinen Traum. Und diesen Traum kann mir niemand nehmen. Vielleicht geht er ja doch irgendwann in Erfüllung.

Dann hocke mer uns zamme an än Disch, moin Oba, Fritz Walter und isch….

Ein Link: https://youtu.be/PxqtPtgTNk8 (Youtube, Willi Brasuch, 100 Jahre Betze)

Ich bin auf Spotify, iTunes und Co gelistet. Wenn mich jemand suchen möchte findet er mich auch. Falls jemand an einer CD interessiert ist, schicke ich ihm diese gerne zu. Einfach Mail an: bundehunde@fn.de

Text: Willi Brausch

 

Spiel des Tages

Testspiel: Deutsche Nationalmannschaft - 1. FC Kaiserslautern 1:2

15. August 1956, Ludwigshafen (Südweststadion), 45.000 Zuschauer

Schon im Jahr 1954 sollte die deutsche Nationalmannschaft, zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in der Schweiz, unter anderem ein Testspiel gegen eine kombinierte Mannschaft des FK Pirmasens und des 1. FC Kaiserslautern austragen. Diese Begegnung war seinerzeit jedoch nicht zustande gekommen. Mit zwei Jahren Verspätung hat der FCK das Spiel dann im August 1956 ohne FKP-Beteiligung durchgeführt. Die ohne Werner Liebrich angetretenen Lauterer verloren schon früh ihren Mittelstürmer Ottmar Walter durch Verletzung, für den Mittelläufer Horst Eckel in die Offensive wechselte, während Werner Kohlmeyer die Rolle des Stoppers übernahm. Der 1. FCK erspielte sich ein Übergewicht und konnte in der 16. Minute durch einen Kopfballtreffer von Willi Wenzel verdient in Führung gehen. Ulrich Biesinger gelang kurz vor der Halbzeit der Ausgleich. In der zweiten Halbzeit wurde der kurzzeitig verletzte Horst Eckel zum auffälligsten Spieler auf dem Feld. Der Kicker lobte in seinem Bericht Eckels Vielseitigkeit, seine Kondition und hervorragende Technik und bezeichnete ihn als den "großen Regisseur des FCK-Angriffes". Seine Leistung in Ludwigshafen krönte Horst Eckel mit dem Siegestor für den FCK nach sehenswertem Alleingang. Fritz Walter ist an diesem Tag nicht alles gelungen, dennoch konnte er dank seiner Einfälle seine Sturmkameraden immer wieder gut in Szene setzen und die Abwehr der Nationalmannschaft in Verlegenheit bringen. Gute Kritiken beim 1. FCK erhielten ferner die Außenläufer Werner Mangold und Heini Bauer sowie Torhüter Willi Hölz, der unter anderem einen Gewaltschuss von Helmut Rahn bravourös parierte. In der Nachbetrachtung des Spieles betonte der Kicker, wie wertvoll ein Fritz Walter auch für die Nationalmannschaft gewesen wäre.

Text: Hans Walter

Beziehung zu anderen großen Sportlern

Fritz Walter hatte immer den Blick über den Fußball hinaus. Und er hatte eine enge Beziehung zu anderen großen Sportlern: Nicht nur zu Max Schmeling oder Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler, den Eiskunstläufern, und zum Reiter Hans-Günther Winkler. Georg Thoma, den Schwarzwälder Olympiasieger von 1960 in der Nordischen Kombination, schätzte er sehr. So wie auch später Skispringer Martin Schmitt. Beim FCK besuchte er die Boxer. Karl Mildenberger und der spätere Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 1964 in Tokio im Mittelgewicht, Emil Schulz, bewunderte er für ihre Leistungen.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Länderspiel: Deutschland - UdSSR 1:2

15. September 1956, Hannover (Niedersachsenstadion), 85.000 Zuschauer

Welche Bedeutung dem Rückspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Sowjetunion zukam, zeigt die Tatsache, dass 85.000 Zuschauer das Stadion in Hannover bis zum letzten Quadratmillimeter füllten.

Die Fußballfreunde bekamen ein spannendes und streckenweise gutes Länderspiel von beiden Mannschaften geboten, wobei die konditionsstarke und technisch versierte Sowjetmannschaft keine Schwächen zu erkennen gab. Ihre auffälligsten Spieler hatten die Gäste in dem unermüdlichen und mit Sicherheit und Präzision agierenden Mittelfeldakteur Igor Netto sowie in ihrem Sturmdirigenten Sergei Salnikow. Der Berichterstatter des Kickers sah hingegen in der deutschen Mannschaft einige Schwachstellen. Lobend hob er hervor, dass lediglich die drei Lauterer - Karl Schmidt, Horst Eckel und Fritz Walter - das "schnelle Spiel ohne Ballstoppen" erfolgreich praktiziert hätten. Karl Schmidt habe eine sehr solide Verteidiger-Partie geliefert und ihm vor allem sei es zu verdanken, dass der Sieg der Sowjetmannschaft nicht höher ausgefallen ist. Auch Eckel habe "gleichbleibend sicher" gespielt, obwohl er es mit dem starken Sergei Salnikow zu tun hatte. Fritz Walters Auftritt wurde vom Kicker mit Superlativen bedacht, er sei "der überragende Stürmer" und "unvergleichliche Spielregisseur" im deutschen Team gewesen - mit einem Wort: "unerreicht".

Das Endergebnis stand bereits zur Halbzeitpause fest - 2:1 für die Sowjets. Das Tor für die deutsche Mannschaft hatte Willi Schröder erzielt. In einer starken Schlussphase verpasste es die deutsche Elf, den durchaus möglichen Ausgleichstreffer zu erzielen.

Text: Hans Walter

Foto Peter Seydel
Foto Peter Seydel
Bild vom Stadtarchiv Kaiserslautern/Leppla.
Gewichtheber Ronny Weller, Roswitha Beck und Fritz Walter (Bild von Ronny Weller).

Zeitlos genialer Antistar

Einen zeitlos genialen Antistar hat man ihn genannt. Man könnte ihn auch als Begründer des realen Pessimismus in Deutschland taufen. Daueroptimist war Fritz Walter sicher nicht. Als der FCK drei Minuten vor Spielschluss haushoch überlegen in Anwesenheit von Fritz Walter, der natürlich einen festen Platz auf dem „Betze“ hatte, mit 3:0 führte, da meint sein Platznachbar, jetzt habe man das Spiel im Sack. Aber der Fritz holt ihn wieder runter: „Was denkst Du, was da noch alles passieren kann“, meint er. Der FCK hat 4:0 gewonnen.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Freundschaftsspiel: Wismut Karl-Marx-Stadt (Aue) - 1. FC Kaiserslautern 3:5

6. Oktober 1956, Leipzig (Zentralstadion), ca. 110.000 Zuschauer, zwei Tore von Fritz Walter

Kaum ein Spiel des 1. FC Kaiserslautern ist derart im kollektiven Gedächtnis verankert, wie die Begegnung gegen Wismut Aue (das sich aus politisch-propagandistischen Gründen "Karl-Marx-Stadt" nennen musste) im damals neuen Zentralstadion von Leipzig. In Zeiten des 'Kalten Krieges' wurde die Einladung des 1. FCK als westdeutsche Mannschaft in die DDR als Sensation empfunden. Das Interesse an diesem Spiel war jedenfalls weit über die Grenzen Leipzigs hinaus riesengroß. Die Rheinpfalz berichtete, dass mehr als 300.000 Kartenwünsche eingegangen seien. Das Zentralstadion in Leipzig fasste 100.000 Personen, tatsächlich seien aber mehr als 110.000 Fußballfans im Stadion gewesen.

Außergewöhnlich war bereits der Empfang der Lauterer Spieler vor dem Hotel in Leipzig durch Tausende von Fußballbegeisterten, die vor allem den Weltmeisterspielern der Roten Teufel Ovationen entgegen brachten. Auch die Begrüßung der Walter-Mannschaft im Stadion geriet außerordentlich herzlich. Über das Spiel wusste der Kicker unter anderem zu berichten, dass mit Fritz Walter der "Großmeister des Weltklassefußballs" höchste Fußballkunst demonstriert habe, zum Beispiel bei seinem Tor mit der Hacke über den Kopf hinweg zum 3:1 für Lautern, das Bewunderung und Begeisterung ausgelöst habe. Noch heute gilt dieser Treffer als das schönste und spektakulärste Tor, das Fritz Walter je erzielt hat. Auch das "Aufbauvermögen" eines Horst Eckel wurde lobend erwähnt während von der Gegenseite der glänzende Techniker Manfred Kaiser und Mittelstürmer Willy Tröger besonders hervorgehoben wurden. Die Pfälzische Volkszeitung zeigte sich beim FCK von der "Kombinationsfolge, die keine Abwehrmöglichkeit zuließ" beeindruckt. Fritz Walter und sein Bruder Ottmar seien in "Bestform" gewesen und die Rheinpfalz beschrieb den "Sturmwirbel", den die Lauterer Spieler auf den Rasen gezaubert haben. Für die Tore des 1. FCK sorgten je zwei Mal Fritz und Ottmar Walter sowie Karl Schmidt.

Als einzigen Schwachpunkt der Partie sahen die Pressevertreter den Schiedsrichter, der eine zu harte Gangart einiger Wismut-Spieler zugelassen hat, was Verletzungen von Friedel Späth und Ottmar Walter zur Folge hatte. SED-Funktionäre hingegen übten Kritik an ihren Landsleuten, weil diese zu sehr die Walter-Mannschaft bejubelten, statt ihr eigenes Kollektiv anzufeuern.

Wie gesagt, es war die Zeit des Kalten Krieges. Da nimmt es sich versöhnlich aus, dass die Auer Spieler der FCK - Mannschaft ein lebendes Glücksschwein als Geschenk überreichten.

Text: Hans Walter 

Glück bei Verletzungen

Gesundheitlich hatte Fritz Walter viel Glück. Von schweren Verletzungen blieb er während seiner aktiven Zeit weitgehend verschont. Ottmar, der jüngere Bruder, mit seinen vielen Operationen, die er meist in Köln machen ließ, wo ihn Hans Schäfer täglich besuchte, war da zu bedauern. Das hätte Fritz nicht geschafft. Insgeheim hat er den Ottmar dafür bewundert.

Eitel war Fritz auch. Ottmar machte es nichts aus, mit einem Stock in der Öffentlichkeit aufzutreten. Fritz hätte später auch einen Stock gebrauchen können, aber er hätte das nie öffentlich gezeigt. Lieber ging er nicht mehr aus dem Haus. Die Brüder waren in Vielem grundverschieden.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Freundschaftsspiel: 1. FC Kaiserslautern - Roter Stern Belgrad 3:2

22. Dezember 1956, Kaiserslautern (Stadion Betzenberg), 4.000 Zuschauer

Kurz vor Weihnachten 1956 gastierte der Spitzenreiter der jugoslawischen ersten Liga, Roter Stern Belgrad, zu einem Freundschaftsspiel auf dem Betzenberg. Die Spieler aus Belgrad waren als "jugoslawische Ballkünstler" angekündigt worden und bestätigten diesen Ruf vor allem in der ersten Halbzeit, in der sie sich von ihrer besten spielerischen Seite zeigten, voll und ganz. Zum Glück wirkte beim 1. FCK Fritz Walter nach überstandener Verletzung mit, denn seine Maßvorlagen konnten die Belgrader Abwehr immer wieder aufreißen.

Nach der 1:0 Führung für den FCK durch Norbert Wodarczik hatten die Jugoslawen Glück, dass Pfosten und Latte weitere FCK-Tore verhinderten. Das 2:0 erzielte Karl Wanger per Strafstoß. In der zweiten Halbzeit konnte Roter Stern ausgleichen. Leider wurde das Spiel nun ruppiger und der Mittelläufer aus Belgrad wurde des Feldes verwiesen. In der Schlussminute gab es noch einen Platzverweis für Belgrads Torhüter Vladimir Beara und einen von Norbert Wodarczik verwandelten Elfmeter zum 3:2 für den 1. FCK.

Leider besuchten nur etwa 4 000 Zuschauer diese internationale Begegnung auf dem Betzenberg, so dass die Kosten für das Gastspiel der Jugoslawen nicht eingespielt werden konnten.

Text: Hans Walter

 

Hans Schäfer

„Heut müssen wir Hans Schäfer anrufen und ihm zum Geburtstag gratulieren“, hat Fritz zu Renate Kehl gesagt, die 36 Jahre lang für ihn die Post machte, seine Termine und das Büro. „Die zweite Frau in meinem Leben“, hat er gesagt. Hans Schäfer, der Kölner, Weltmeister mit Fritz 1954, am 19.Oktober 1927 in Köln geboren, sieben Jahre jünger wie Fritz, hatte sich stark zurückgezogen.. Dabei war er neben Max Morlock und Helmut Rahn der Dritte, der den Start der Bundesliga 1963 erlebte. Und Schäfer wurde sogar mit dem 1.FC Köln erster Bundesligameister. Hans Schäfer und Fritz Walter mochten sich sehr. Der „Geißbock“ und der Pfälzer waren verlässliche Freunde.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Freundschaftsspiel: 1. FC Kaiserlautern - Wismut Karl-Marx-Stadt (Aue) 4:1

20. April 1957, Kaiserslautern (Stadion Betzenberg), 12.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Am Ostersamstag 1957 ging auf dem Betzenberg das Rückspiel des 1. FCK gegen Wismut Aue über die Bühne. Die Lauterer waren dabei bemüht, sich für die bemerkenswerte Gastfreundschaft beim Hinspiel in Leipzig zu revanchieren. So wurde die Mannschaft aus der DDR zu einer Vorführung in Fritz Walters neues Kino "Universum" eingeladen, nach dem Spiel gab es im Hotel Brenner ein Bankett für beide Teams und am Ostersonntag stand ein Ausflug an die Weinstraße mit einem Abstecher zum Sportheim Edenkoben auf dem Programm.

Das Spiel selbst konnte der 1. FCK mit 4:1 gewinnen, an der Leistung von Wismut Aue gemessen, um ein Tor zu hoch. Die Führung für die Lauterer resultierte aus einem Eckball von Fritz Walter, den Willi Wenzel verwerten konnte. Bei den Gästen aus Sachsen fielen - wie schon in Leipzig - insbesondere der ausgezeichnete Techniker Manfred Kaiser sowie der zielstrebige Mittelstürmer Willy Tröger auf. Beim 1. FCK war der 36-jährige Fritz Walter wieder einmal der überragende Spieler. Ein Journalist schrieb, Fritz Walters Leistung würde an seine besten Tage erinnern. Bruder Ottmar Walter und Horst Eckel erzielten je ein Tor, ehe in der Schlussphase Fritz Walter einen Alleingang mit einem raffinierten Drehschuss zum 4:1 Endstand abschließen konnte.

Am Ostermontag gastierte die Elf von Wismut Aue noch in Mainz und konnte dort das Spiel mit 2:1 gewinnen.

Text: Hans Walter

 

7:4-Sieg gegen Bayern

1973. Der 20. Oktober. Es wird ein Feiertag für den FCK: Der „Betze“ ist voll. Auch Fritz Walter ist dabei. Die Bayern kommen. Mit allen Stars, mit Maier, Beckenbauer, Hoeneß und Müller. Und sie führen nach etwas mehr als der Hälfte des Spiels mit 4:1. Standesgemäß. Doch dann bricht der FCK wie ein Orkan über die Bayern herein. Pirrung, Laumen und Toppmöller machen das Wunder möglich. Der FCK gewinnt am Ende mit 7:4.

Ein Spiel für die Geschichte.

Später sollen die Bayern gesagt haben, man fahre besser nicht mehr in die Pfalz, sondern überweise die Punkte. In den Jahren danach hat Fritz Walter oft mit Beckenbauer gefrozzelt und ihn gefragt, wie das damals am 20. Oktober in Kaiserslautern war.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages 

USA-Reise des 1. FCK: DAFB-All-Stars - 1. FC Kaiserslautern 1:0

5. Mai 1957, New York (Victoria Stadium), 25.000 Zuschauer

Rund 55 Millionen Menschen wanderten zwischen 1840 und 1935 in die USA aus, darunter auch Millionen Deutsche, deren Nachfahren bis heute bemüht sind, ihre kulturelle Identität und ihre traditionsreichen Wurzeln zu erhalten und zu pflegen. Dazu gehörte in den 1920er Jahren auch der Fußball. Mehrere deutschsprachige Vereine gründeten 1923 die Deutsch-Amerikanische Fußballliga, die sich 1927 in DAFB (Deutsch Amerikanischer Fußball Bund) umbenannte. Nach dem 2. Weltkrieg bemühte sich der Verband rege um die Vertiefung der Beziehungen zwischen den USA und der BRD auf sportlicher Ebene. Der Hamburger SV war 1950 der erste deutsche Verein, der auf Einladung des DAFB in die USA gereist war. Anfang Mai 1957 machte sich dann der 1. FC Kaiserslautern auf den Weg über den großen Teich, um bei einem fast dreiwöchigen Aufenthalt sechs Spiele zu absolvieren. Fritz Walter reiste per Schiff voraus, da er wohl Flugangst hatte. Mit an Bord der "United States" war Sepp Herberger, der die Lauterer als Gast begleitete. Der restliche FCK-Tross folgte per Flug an Bord einer Lufthansa-Super-Constellation und landete in den Morgenstunden des 3. Mai in New York "Idle-Wide". Mannschaft, Begleiter und Offizielle erwartete ein minutiös getaktetes Programm mit Empfängen, Veranstaltungen und diversen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Das in deutscher Sprache erscheinende Blatt "New Yorker Staats-Zeitung & Herold" widmete mehr als die Hälfte seiner 16-seitigen Ausgabe vom 3. Mai dem Reise-Auftakt des 1. FCK. Zahlreiche Zeitdokumente erzählen davon, wie beeindruckt sich die Lauterer nach ihrer Ankunft von der Millionenmetropole zeigten.

Der erste sportliche FCK-Auftritt folgte am 5. Mai. Im Rahmen eines jährlich stattfindenden mehrstündigen Sportfestes auf Randalls Island trat der FCK gegen eine DAFB-Auswahl an. "Wir freuen uns ganz besonders, mit dem 1. FC Kaiserslautern einen der prominentesten Vereine bei uns zu haben…", betonte DAFB-Präsident August Steuer in seiner Begrüßungsansprache. Die All-Stars des DAFB hatten sich gut vorbereitet und vorab vier Testspiele absolviert, die sie alle gewonnen und dabei 22:4 Tore erzielt hatten. Nach Meinung der Presse eine Auswahl bei jeder der 15 Akteure durchaus in einer deutschen Oberliga-Mannschaft hätte spielen können. Betreut wurden die All-Stars übrigens von Johann Herberger, dem Neffen von Bundestrainer Sepp Herberger. Bei seiner sportlichen Premiere auf amerikanischem Boden musste sich der FCK überraschend mit 0:1 geschlagen geben. Dem FCK merkte man die Strapazen der Reise und die klimatische und zeitliche Umstellung deutlich an. Dem 36-jährigen Fritz Walter hatte man ein 18-jähriges Nachwuchstalent namens Herink auf die Füße gestellt, der seine Aufgabe mit Bravour erledigte und den routinierten Denker und Lenker der Lauterer nie richtig zur Entfaltung kommen ließ. Das Tor des Tages fiel in der 80. Minute durch Mittelstürmer Walter Schmid. Es war der erste Sieg einer DAFB-Auswahl gegen ein deutsches Team.

Text: Matthias Gehring

 

Heldenstatus

Prof. Walter Jens, Altphilologe, Literaturhistoriker und Schriftsteller wurde 1923 in Hamburg geboren, 2013 starb er in Tübingen. Er liebte Fußball, besuchte die Heimspiele des Hamburger Stadtteilvereins Eimsbütteler TV. Über den WM-Sieg 1954 und die Folgen für Deutschland hat Jens viel geschrieben. Deutschland habe drei Nachkriegsväter gehabt, schrieb er einmal: Adenauer im politischen Sinne, Erhard für die wirtschaftliche Entwicklung und Fritz Walter (und die Mannschaft von Bern), die den Deutschen Mut und Selbstbewusstsein gegeben hätten. Prof. Jens und Fritz Walter sind sich einmal (1975 beim 75jährigen Jubiläum des DFB in Frankfurt am Main) begegnet, bei der Prof. Jens die Festrede hielt.

„Es gibt drei Grün­dungs­väter der Bun­des­re­pu­blik: poli­tisch ist es Ade­nauer, wirt­schaft­lich Erhard und mental Fritz Walter.“ Der His­to­riker Joa­chim Fest ver­legte das Grün­dungs­datum der Bonner Repu­blik vom 23. Mai 1949 kur­zer­hand auf den 4. Juli 1954 – den Tag des WM-End­spiels von Bern. Ab diesem Tag war Deutsch­land wieder wer. Laut Fest: vor allem dank Fritz Walter. Hier ein Link zu einem Sportschau-Interview:

https://www.sportschau.de/regional/swr/swr-historiker-joachim-fest-ueber-fritz-walter-video100.html

Das mit den Fußballhelden, das mochte Fritz Walter nicht. Er wollte kein Held sein, nur weil er Fußball-Weltmeister war. „Die wirklichen Helden sind alle im Krieg gefallen“, hat er dann gesagt. Das war nicht nur so dahin gesagt, er wollte das Thema mit dem Heldenstatus immer gern umschiffen. Dass der Sieg 1954, weil er so unerwartet war, etwas Außergewöhnliches war, das war den Spielern schnell klar. Und dem Trainer. Wie außergewöhnlich der Sieg war, spürten sie auf der umjubelten Heimfahrt. Und bei dem Empfang für die Fünf in Kaiserslautern. Nie mehr haben sie so etwas erlebt. „Bei Bundespräsident Heuss, der uns empfangen hat, da haben wir auch gespürt, dass es auch für das Land und seine Menschen enorm wichtig war“; sagte Fritz Walter Jahre später.

Text: Hans-Peter Schössler / Michael Desch

 

Spiel des Tages

USA-Reise des 1. FCK: St. Louis Kutis S.C. - 1. FC Kaiserslautern 2:5

8. Mai 1957, St. Louis, 7.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Das zweite Lauterer USA-Gastspiel führte den FCK in das rund 1.500 km entfernte St. Louis. Gegner im zweiten Spiel war der St. Louis Kutis Soccer Club, der 1947 unter dem Namen St. Louis Raiders gegründet wurde und der 1957 übrigens auch amtierender amerikanischer Fußball-Champion war. Der FCK trat in diesem zweiten Spiel bedeutend engagierter und ehrgeiziger auf, als wenige Tage zuvor in New York. Mit 5:2 besiegte der Südwestmeister den Gastgeber in einer vor allem durch den FCK technisch anspruchsvollen Darbietung. Dabei hatten sich die St. Louis Kutis im Vorjahr durch einen 3:0 Sieg gegen Schwaben Augsburg sowie durch frühere Siege über Eintracht Frankfurt und den 1. FC Nürnberg gegen deutsche Clubs durchaus einen Namen gemacht. Drei Tore durch den an diesem Tag überragenden Willi Wenzel und ein Treffer durch Fritz Walter sorgten bereits im ersten Durchgang für einen deutlichen 4:1 Halbzeitstand. Den fünften Lauterer Treffer markierte Ottmar Walter im zweiten Durchgang. Flüssiges Spiel der Läuferreihen mit schnellen Passfolgen und energische Aktionen der Stürmer kennzeichneten das Lauterer Spiel, die einen verdienten Sieg einfuhren. Ein Zeichen, dass der FCK die Strapazen der Reise und die kräftezehrenden vielen Empfänge und Veranstaltungen bis zu diesem Punkt der Reise mittlerweile glänzend weggesteckt hatte. Auch in St. Louis nahm das Rahmenprogramm nach dem Spiel wieder Fahrt auf. Unter anderem mit einer Besichtigung der Budweiser-Brauerei, was bei den FCK-Spielern staunende Eindrücke hinterließ. Ein Spieler im FCK-Tross stand übrigens von Anfang an besonders im Mittelpunkt. Verteidiger Karl Schmidt, der in der abgelaufenen Saison als sportlicher Nachfolger von Werner Kohlmeyer gehandelt wurde, war der einzige, der die englische Sprache beherrschte. Seine zahlreichen Briefe an das "Sport-Magazin" sind wertvolle zeitgenössische Berichte, in denen er ausführlich die gesellschaftlichen und sportlichen Eindrücke der Mission schilderte. Mit dem dabei gezeichneten Bild lieferte Karl Schmidt zahlreiche Eindrücke, die nicht immer nur Begeisterung dokumentieren. "Uns aber strengen diese Empfänge und das lange Herumsitzen dabei mehr an als alle Fußballspiele es könnten", beklagt der Lauterer Verteidiger vor allem die Flut an Verpflichtungen zu offiziellen Terminen. Auch den abendlichen Empfang im St. Louis House ließ er nicht unkommentiert. "Reden, Ansprachen, Trinksprüche und noch einmal Reden mussten wir über uns ergehen lassen." Ziemlich regelmäßig richtete während der Reise wohl auch Fritz Walter wohlklingende Worte an die jeweils versammelten Gastgeber und Gäste. "Das Redetalent unseres Kapitäns Fritz Walter wird immer wieder von uns bewundert. In humorvollen und geistreichen Worten versteht er es, überall, wohin wir auch kommen, unsere Gastgeber zu erfreuen und ihnen unseren Dank abzustatten - wenn er so weitermacht wählen wir ihn noch in den Bundestag", kommentiere Karl Schmidt die Rolle seines Kapitäns abseits des grünen Rasens.

Text: Matthias Gehring 

 

Fritz Walter Statue im Legoland.
Eingang zum Anwesen Fritz Walters in Alsenborn.
Statue der fünf 54er Lauterer Weltmeister vor dem Fritz-Walter-Stadion.
Grab von Italia und Fritz Walter auf dem Ehrenfriedhof in Kaiserslautern.

Lew Jaschin

Am 22. Oktober 1929 wird in Moskau Lew Iwanowitsch Jaschin geboren. Er wird der „Übertorwart“ der 1950er- und 1960er-Jahre.. Fritz Walter begegnet ihm 1956 beim Länderspiel der Sowjetunion gegen Deutschland in Moskau. Jaschin gilt als eine Legende. Er macht 326 Spiele für Dynamo Moskau und 78 Länderspiele für die Sowjetunion. Seine Faustabwehr landete regelmäßig am Mittelkreis. „Als ich ihm damals in Moskau begegnete, da kam ich mir ganz klein vor in Anbetracht der Länge und Wucht von Jaschin“, hat Fritz Walter erzählt. Später trafen sie sich noch einige Male, der Torwart und der Spielgestalter.

Zum Spiel nach Moskau war Fritz Walter geflogen. Das mit seiner Flugangst war etwas Besonderes und eine Geschichte für sich. Am 5. Oktober 1941 gab es ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft in Schweden. Reichstrainer Herberger und sein Team nutzten dafür ein Flugzeug. Und trotz einiger Bedenken überstand Fritz Walter seinen ersten Flug in der Ju 52 gut. Er konnte das Überfliegen der in der Sonne liegenden Ostsee sogar genießen. Doch kurz vor der Landung verspürte er heftige Schmerzen im rechten Ohr. Der Luftdruckwechsel hatte eine Entzündung verursacht. Ein Arzt wurde konsultiert, und Herberger verbrachte die Nacht am Bett seines Schützlings, um ihm alle zwei Stunden Tabletten zu verabreichen. Die Medizin half, und der Fritz konnte am nächsten Tag im Stadion von Stockholm bei der deutschen 2:4-Niederlage auflaufen.

Ein anderes Flugerlebnis hat Fritz Walter dann aber nachhaltig traumatisiert. Nach der Alliierten Invasion im Frühsommer 1944 wurde das Jagdgeschwader, dem Fritz angehörte, von Rotenburg nach Rennes verlegt. Zwölf Ju52-Maschinen transportierten die Einheit nach Frankreich. Auf dem Weg dahin griffen englische Jäger die Transportmaschinen an und schossen sieben von ihnen ab. Der Pilot der Maschine von Fritz Walter entschloss sich in höchster Gefahr, bereits in Orlean zu landen. Beim Landeanflug erhielt auch diese Maschine einen Treffer, ein Motor begann zu brennen, und die Einstiegstür wurde weggerissen. In letzter Sekunde bewahrte ein energischer Griff eines Kameraden an Fritz Walters Koppel dessen Sturz aus dem Flugzeug und wohl seinen sicheren Tod. So wundert es wenig, dass der große Fußballer in späteren Jahren nur noch äußerst selten in ein Flugzeug eingestiegen ist.

Siehe auch: https://www.kicker.de/1955_ein_freundschaftsspiel_als_erfolgreiches_politikum-768527/artikel

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

USA-Reise des 1. FCK: Chicago-All-Stars - 1. FC Kaiserslautern 2:6

12. Mai 1957, Chicago, Zuschauerzahl unbekannt, ein Tor von Fritz Walter

Die dritte Station des 1. FCK bei seiner Reise führte die Pfälzer Kicker vom brütend heißen St. Louis ins nördlicher gelegene und deutlich kühlere rund 480 Kilometer entfernte Chicago. Auch hierüber wusste Karl Schmidt aufregende Erlebnisse zu berichten. Der Flug von St. Louis nach Chicago muss nämlich alles andere als angenehm verlaufen sein. Beim Durchfliegen einer Schlechtwetterfront trieb es manchem der Ballkünstler den Angstschweiß auf die Stirn. "Das Flugzeug schwankte und schlitterte hin und her, dass es uns angst und bange wurde", beschreibt der Lauterer die unangenehmen Momente an Bord der Maschine. Bei der vor Chicago aufgrund schlechter Sichtverhältnisse angeordneten Instrumentenlandung hatten die Passagiere beim Landeanflug dann noch einmal bange Minuten zu überstehen, die Karl Schmidt ebenso eindrucksvoll beschrieb. "Mit eingezogenen Köpfen kauerten wir auf unseren Plätzen als die Maschine durch das dichte Grau der Wolken nach unten stieß. Plötzlich, etwa hundert Meter über der Erde waren wir durch und die Maschine landete ruhig und sicher. Ein hörbares Aufatmen ging durch unsere Reihen." Fritz Walter zog es auch in den USA vor die Entfernungen zwischen den einzelnen Gastspiel-Orten mit erdgebundenen Fortbewegungsmitteln zu meistern. Er war schon von New York aus am Abend vor dem Abflug der Mannschaft per Zug gereist. Die Erlebnisse seiner Kameraden auf dem Flug nach Chicago werden ihn in seiner Haltung bestärkt haben.

Auf dem Fußballplatz hingegen agierten die Lauterer, die am 12. Mai nicht in Bestbesetzung antraten, alles andere als ängstlich. Mit 6:2 besiegte der FCK die Auswahlmannschaft aus Chicago. Wobei zunächst die Gastgeber jubeln durften. In der 8. Minute sorgte eine Unaufmerksamkeit in der Lauterer Deckung für die 1:0 Führung der Hausherren. Dennoch hatte die Lauterer Mannschaft die deutlich größere spielerische und technische Reife aufzubieten und kam wenig später durch Heinrich Bauer zum 1:1 Ausgleich. Noch vor der Pause erzielte Friedel Späth die Führung der Lauterer. Mit 1:2 ging es in die Pause. Nach dem Wechsel erhöhte Ottmar Walter auf 1:3, doch die Gäste verkürzten noch einmal. Fritz Walter markierte mit einem trickreichen Solo das 1:4. Werner Liebrich erhöhte per Elfmeter auf 1:5 und den Schlusspunkt zum 2:6 markierte Ottmar Walter per Kopf. Ein verdienter Sieg gegen eine engagierte aber spielerisch unterlegene Auswahl, die dem FCK auf sportlicher Ebene weitere Sympathiepunkte bescherte.

Text: Matthias Gehring

Gyula Grosics

Am 23. Oktober 1956 beginnt der Volksaufstand in Ungarn. Er wird durch die Sowjetische Armee niedergewalzt. Einer der sich gegen die russischen Panzer stellt, ist der Torwart der ungarischen Fußball-Nationalmannschaft, die 1954 im Finale von Bern Deutschland unterliegt. Gyula Grosics wird zeit seines Lebens für die Freiheit von Menschen kämpfen. Dafür geht er ins Gefängnis. Der große Torwart ist ein noch viel größerer Mensch. In den 1980 er- und 1990er-Jahren gibt es viele Begegnungen mit ihm in Rheinland-Pfalz. Er trifft Fritz und Ottmar Walter und Horst Eckel. Und immer wieder erzählt er von seinem Traum, am Morgen wach zu werden und Ungarn hat das Finale vom 4. Juli 1954 in Bern gewonnen. 2014 stirbt Gyula Grosics.

Hier ein Link zum Film des NDR in der ARD-Mediathek:

https://www.ardmediathek.de/ndr/video/sportclub/das-schicksal-des-ungarischen-torwarts-gyula-grosics/ndr-fernsehen/Y3JpZDovL25kci5kZS85MTk0MjNhMC1hZmQzLTRkNzItYTJhMi1iYjBmNzNmN2Q5ZGQ/

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

USA-Reise des 1. FCK: Michigan-All-Stars - 1. FC Kaiserslautern 3:10

17. Mai 1957, Detroit, 6.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

Für die bereits vierte Station der USA-Reise ging es von Chicago in die 450 Kilometer entfernte Industriemetropole Detroit im Bundesstaat Michigan. Auch dort wartete ein Rahmenprogramm mit Begleitung von Vertretern dort ansässiger deutscher Clubs. Empfang im Rathaus, wo Delegationsleiter Dr. Helmut Milz den silbernen Schlüssel der Stadt überreicht bekam. Umtrunk bei Konsul Dr. Tiedensburg in dessen Haus, Busfahrt am Eriesee und abends ein Bankett im Ballsaal. Zu Ehren des FCK und des 25-jährigen Jubiläums des "FC Bavarian Inc. Detroit". Dabei hörten die Lauterer Gäste "die 125. Rede seit unserer Ankunft in den USA", kommentierte auch hier wieder Karl Schmidt die stets zahlreichen Pflichtübungen neben dem Fußballplatz. Am Tag drauf dann eine umfangreiche Besichtigung der Ford-Werke, dessen Dimension bei den meisten FCK-Kickern nachhaltig Eindruck hinterlassen hatte.

Beim sportlichen Kräftemessen trat am 16. Mai eine Auswahlmannschaft gegen die Gäste aus der Pfalz an. Das Detroiter All-Star-Team, das sich durch einige kanadische Spieler verstärkt hatte, zeigte sich zwar sehr einsatzfreudig, war jedoch taktisch nie in der Lage die auch spielerisch überlegene FCK-Mannschaft ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Mit 10:3 besiegten die Lauterer die Gastgeber aus dem Zentrum der amerikanischen Automobilindustrie nahe der kanadischen Grenze. Treffsicherster Lauterer war auch in dieser Begegnung einmal mehr Willi Wenzel, der allein viermal ins gegnerische Tor traf. Die restlichen sechs Treffer teilten sich Ottmar und Fritz Walter brüderlich mit jeweils drei Toren. Bob Philipps, Werner Dorband und Charles Bayer trafen für die Gastgeber. Eine Viertelstunde vor dem Ende verließ übrigens Fritz Walter den Platz, weil er noch in derselben Nacht mit dem Zug nach Philadelphia abreisen wollte, der vorletzten Station der Reise. Für ihn kam Erwin Scheffler.

Damit waren zwei Drittel der USA-Reise beendet. Der FCK war stets bemüht auf vielfältige Weise in die Heimat zu berichten und zu grüßen. So sandte Dr. Helmut Milz aus Detroit eine Luftpostkarte an die Redaktion der Pfälzischen Volkszeitung, auf der alle FCK-Spieler unterzeichnet hatten. "Der 1. FCK sendet der Redaktion und allen Lesern aus Amerika recht herzliche Grüße!"

Text: Matthias Gehring

 

 

 

Egidius Braun

24. Oktober 1992: Egidius Braun aus Aachen wird neuer DFB-Präsident. Er bleibt es bis 2001. Er vermittelt dem DFB das Soziale im Denken. Braun, der auch ein sehr guter Pianist ist, ist ein Fan von Fritz Walter. Mit ihm fährt er am 2.April 1997 zum 70.Geburtsatg von Ferenc Puskás nach Budapest. Dort treffen sie viele der Großen des Fußballs: Di Stefano, Gento, Platini und Masopust. Und sie arbeiten für die Freundschaft der Ungarn und Deutschen. Zwei Jahre später wird Ungarn mit der Grenzöffnung zu Österreich einen wichtigen Beitrag zur deutsch-deutschen Vereinigung leisten. Egidius Braun hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Fritz Walter für den größten Fußballer seiner Zeit hält.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

USA-Reise des 1. FCK: Philadelphia-All-Stars - 1. FC Kaiserslautern 1:10

19. Mai 1957, Philadelphia (La Salle Stadion), 6.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Nach dem Gastspiel in der Automobilmetropole im Norden der USA stand die vorletzte Station an der 1.000 Kilometer entfernten Ostküste an. Das fünfte Gastspiel fand in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania statt. Wobei die Mannschaft am Samstag, den 18. Mai zunächst per Flugzeug nach New York reiste. Fritz Walter war per Zug bereits am Abend vorher losgefahren. Von New York ging es dann am Sonntagmorgen per Bus ins knapp 150 Kilometer entfernte Philadelphia. Dort trafen die Kicker aus der Pfalz am Nachmittag erneut auf eine Auswahlmannschaft. Die Philadelphia-All-Stars gingen in diesem Spiel chancenlos unter. Mit 10:1 siegte der FCK in der einseitigen Partie. Der FCK begann eher verhalten und es dauerte bis zur 20. Minute ehe Willi Wenzel die Lauterer Führung erzielte. Nicht einmal zwei Minuten später allerdings glichen die US-Amerikaner durch Bob Casey aus. Doch wenig später konnte erneut Willi Wenzel die erneute Führung erzielen. Nun fielen die Tore wie reife Früchte. Wiederum Willi Wenzel sowie Fritz und Ottmar Walter erhöhten auf 1:5, was gleichzeitig der Halbzeitstand war. Nach dem Wechsel sorgte Friedel Späth für das 1:6 und Erwin Scheffler erzielte mit seinem ersten Lauterer Tor das 1:7. Willi Wenzel und noch einmal  Erwin Scheffler erhöhten auf 1:9 und Fritz Walter markierte eine Viertelstunde vor dem Ende mit dem 1:10 den Schlusspunkt der Partie. Die drückende FCK-Überlegenheit ließ sich auch daran ablesen, dass die Gastgeber manchmal minutenlang nicht in Ballbesitz kamen. "Einmal fragte der Mann am Mikrofon, ob niemand der 6.000 Zuschauer einen Mantel für unseren Torwart habe", kommentierte Karl Schmidt süffisant in einem seiner Berichte in die Heimat und frotzelte weiter, "Baßler wollte in der Halbzeit Spielkarten mitnehmen, um mit Hölz und mir eine Skatpartie zu dreschen".

Die Busrückfahrt nach dem Spiel erfolgte erst spät in der Nacht, denn auch an jenem Samstagabend luden die überaus gastfreundlichen US-Amerikaner zum gemeinsamen Essen in einem lokalen Festsaal ein. "Am Abend das unvermeidlich Festbankett im Festsaal des schwäbischen Volksfestvereins! … Die 150. Rede wird gehalten!!!", ließ auch Karl Schmidt durchblicken, dass die zahllosen offiziellen Termine doch sehr anstrengend zu sein schienen. "Wenn wir mit jedem, der uns zum Drink einlädt, trinken wollten, wären wir schon drei Wochen lang blau", war auch nach diesem langen Abend die Erkenntnis des Sportlers, dessen Meinung seine Kameraden durchaus geteilt haben dürften.

Text: Matthias Gehring

Bild: Pressebilderdienst Horstmüller.
Bild: Pressebilderdienst Horstmüller.

Italia

Vor dem alt werden und dem krank sein hatte Fritz Walter Angst. Mehr noch litt er unter dem zunehmenden Verfall seiner geliebten Italia. Als Italia nicht mehr so für ihn da sein konnte, wie das für Jahrzehnte galt, da wurde auch dieses gewisse Unselbstständigsein von Fritz Walter deutlich. Er war auf Italia angewiesen. Es waren gute Freunde vor Ort, die aushalfen, ihn auch ein Stück beschützten. Italias Tod Ende 2001 brach ihn. Allein ohne sie wollte er nicht sein. Bei allem, was er tat, auch im Geschäftlichen, war sie an seiner Seite gewesen. Nur Fußballspielen konnte er ohne sie.

Text: Hans-Peter Schössler

Fritz Walter spricht über Italia. Hier geht es zum einem Mitschnitt des SWR: https://www.swr.de/sport/fussball/fritzwalter/artikel-liebe-zu-italia-100.html

 

 

Spiel des Tages

USA-Reise des 1. FCK: New York Hungarians - 1. FC Kaiserslautern 1:4

21. Mai 1957, New York, Zuschauerzahl unbekannt

Die letzte Spielstation der USA-Reise des 1. FC Kaiserslautern war - wie beim Auftakt zweieinhalb Wochen zuvor - New York. Dort hatte die Mannschaft bereits vor dem Gastspiel in Philadelphia Quartier bezogen. Am 21. Mai schnürten die Männer vom Betzenberg ein letztes Mal ihre Fußballschuhe auf amerikanischem Boden. Gegner an jenem Dienstag, die New York Hungarians, einem Verein in dem vorwiegend Spieler ungarischer Abstammung ihre Heimat gefunden hatten. Auch die letzte Partie der Reise konnte der FCK für sich entscheiden. Allerdings sah sich der FCK in diesem letzten Spiel einer Mannschaft gegenüber, die im Vergleich zu den anderen Gegnern deutlich robuster zu Werke ging. Vielleicht auch weil im Lauterer Tross immerhin vier der fünf Weltmeister dabei waren, die 1954 die Ungarn bei der WM gedemütigt hatten? Im ersten Durchgang sahen die Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel in dem der FCK durch ein Tor von Willi Wenzel zur Pause mit 0:1 führte. Im zweiten Durchgang bauten die Lauterer durch Tore von Herbert Schroer, Werner Liebrich und erneut Willi Wenzel das Ergebnis aus. Den Gegentreffer markierte Ferenc Doby. Vor allem in der Schlussphase wurde die Partie allerdings ziemlich ruppig und auf beiden Seiten erlitten Spieler leichte Verletzungen. Dennoch wertete Trainer Richard Schneider nach der Reise die Partie gegen die Hungarians als "das spielerisch weitaus interessanteste und das sportlich beste".

Am Tag nach dem letzten Spiel trat der FCK die Rückreise an. Kurios dabei, auch Fritz Walter bestieg das Flugzeug. Allerdings musste Trainer Richard Schneider viele Überredungskünste aufbieten, um den sensiblen Stürmer zu diesem Schritt zu bewegen. Aber in Deutschland stand man in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Eine Schiffsüberfahrt hätte viel Zeit gekostet und Fritz Walter sollte bei der Vorbereitung unbedingt mit dabei sein. Nach einem fast siebzehnstündigen Flug landete die Maschine am 23. Mai in Frankfurt. Den Spielern sah man die Strapazen der letzten Wochen deutlich an, die schon vor dem Abflug per Telegramm darum gebeten hatten von irgendwelchen Empfangsfeierlichkeiten abzusehen. Denn nach den anstrengenden Spielen und den zahllosen noch wesentlich anstrengenderen offiziellen Terminen wollten die meisten Spieler nach ihrer Rückkehr eigentlich erst einmal nur noch eines - schlafen, schlafen und nochmals schlafen!

Text: Matthias Gehring 

Das Bild wurde dankenswerter Weise vom LSB zur Verfügung gestellt.
Das Bild wurde dankenswerter Weise vom LSB zur Verfügung gestellt.

Kurt Beck

Am 26. Oktober 1994 wird Kurt Beck zum ersten Mal zum Ministerpräsidenten des Landes Rheinland- Pfalz gewählt. Fritz Walter kennt er da schon länger. Beck hat selbst Fußball gespielt in Steinfeld, unweit der französischen Grenze, aber ein Fritz Walter war er nicht. Kurt Beck und seine Frau Roswitha sind enge Freunde von Italia und Fritz. Der Ministerpräsident wird Fritz Walter auch in offizieller Funktion begegnen: Er verleiht ihm das Bundesverdienstkreuz und ernennt ihn anlässlich des 80. Geburtstages zum Ehrenbürger des Landes. Bis heute ist Fritz Walter der einzige Ehrenbürger

von Rheinland-Pfalz. Und später, 1999, wird Kurt Beck der erste Vorsitzende der Fritz-Walter - Stiftung. Vor allem aber sind sie enge Freunde, die sich nicht nur auf dem Betzenberg treffen.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Deutsche Meisterschaft 1957 - Gruppenphase: Hertha BSC - 1. FCK 1:14

2. Juni 1957, Wuppertal (Stadion am Zoo), 40.000 Zuschauer, drei Tore von Fritz Walter

In der Saison 1956/1957 wurde der 1. FC Kaiserslautern Meister der Oberliga Südwest. Mit neun Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten 1. FC Saarbrücken. Sagenhafte 129 Tore schoss der FCK dabei, bei 40 Gegentoren. Es wartete nun also die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft auf die Roten Teufel. Der erste Gegner war Hertha BSC, gegen die der FCK in Wuppertal antrat. Im Vorfeld gab es Zweifel, ob der FCK nach seiner anstrengenden Amerika-Reise überhaupt fit genug war für die heiße Phase in der Endrunde. Immerhin ging es um nicht weniger als um den Deutschen Meistertitel! Doch zumindest mit dem Spiel gegen die Hertha widerlegten die Lauterer alle Kritiker. Mit 14:1 schlugen die Roten Teufel die alte Dame von der Spree! Allerdings enttäuschten auch die Berliner auf ganzer Linie. Sie waren Meister in der Oberliga Berlin geworden und es war nach dem zweiten Weltkrieg ihre erste Endrunden-Teilnahme. Da hatte mancher Fußballkenner mehr erwartet! Kurioserweise war es die Hertha, die nach 10 Minuten die Führung erzielte. Doch Herbert Schroer, Ottmar Walter, Willi Wenzel und Friedel Späth hatten noch vor der Pause fünffach zugeschlagen und so stand es zur Halbzeit 1:5! Nach dem Wechsel ergaben sich die Berliner endgültig ihrem Schicksal und kassierten noch neun weitere Tore. Fritz Walter und Willi Wenzel trafen je dreimal und die restlichen drei Tore erzielten jeweils Ottmar Walter, Herbert Schroer und Horst Eckel. Es war nicht nur der höchste Sieg, den der FCK je in einer Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erzielte, es war auch sonst nie einer Mannschaft in einer Endrunde ein so hoher Sieg gelungen! Doch trotz der Torlawine machten Fußballkenner auch im Lauterer Spiel diverse Defizite aus. Vor allem in der Defensive, die mehrfach nachlässig und schlampig agierte. Jene Kritiker sollten Recht behalten. In den beiden anderen Endrundenspielen zog der FCK den Kürzeren und unterlag sowohl gegen Borussia Dortmund in Hannover mit 2:3 als auch gegen Kickers Offenbach in Augsburg mit 1:4! Das Finale bestritten Borussia Dortmund und der Hamburger SV im Niedersachsenstadion in Hannover. Die Westfalen siegten mit 4:1 und holten sich den Titel. Der einzige Lauterer der hier aktiv mitwirkte, war übrigens Albert Dusch, der als Schiedsrichter die Finalpartie leiten durfte.

Text: Matthias Gehring

Albert Dusch

An diesem Tag starb 2002 Albert Dusch. 89 Jahre war er geworden, einer der ersten deutschen Fußball-Schiedsrichter von internationalem Ruf. Lauterer war er und FCKler. Bis 1935 stand er im Tor des FCK. Dann wurde er Schiedsrichter. Er hatte sich über die Entscheidung eines Schiedsrichters so geärgert, dass er sich entschied, es als Schiri besser zu machen. Er schaffte das, wurde einer der Besten, pfiff bei den Fußball-Weltmeisterschaften 1958 in Schweden (es war die letzte von Fritz Walter) und 1962 in Chile.

„Albert war so neutral und korrekt, er hätte auch Spiele des FCK oder der deutschen Nationalmannschaft pfeifen können“, hat Fritz Walter über ihn gesagt. Bis zuletzt war der Albert bei jedem Heimspiel auf dem „Betze“.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Weltmeisterschaft 1958 - Viertelfinale: Deutschland - Jugoslawien 1:0

19. Juni 1958, Malmö (Malmö-Stadion), 20.055 Zuschauer

Bei der WM in Schweden 1958 hatte sich Deutschland in der Vorrunde durch einen 3:1 Sieg gegen Argentinien und durch zwei Unentschieden gegen die Tschechoslowakei und Nordirland (jeweils 2:2) den Gruppensieg gesichert und war so in die Finalrunde eingezogen. Durchaus eine Bestätigung dafür, dass man vier Jahre zuvor eben doch nicht nur "Zufalls-Weltmeister" war, wie manches Presseorgan kolportiert hatte. Im WM-Viertelfinale in Malmö hieß der Gegner Jugoslawien. Eine Wiederholung der Viertelfinalpaarung von 1954, die gleichzeitig Fritz Walters 60. Länderspiel werden sollte. Die Stimmung im deutschen Lager war ausgezeichnet, die Physis der Akteure trotz einiger vorausgegangener Blessuren hervorragend. "Wir haben Respekt vor den Jugoslawen, aber keine Angst", zeigte sich auch Bundestrainer Sepp Herberger vor der Begegnung berechtigterweise optimistisch.

Die DFB-Elf trat von Anfang an mannschaftlich geschlossen auf und ging durch Helmut Rahn bereits nach 12 Minuten in Führung. Mit einem Tor aus einer unmöglichen Position! Die Jugoslawen indessen spielten nicht so stark wie man sie vielleicht erwartet hätte. Die Deutschen hatten bis zur Pause jedenfalls mehr Chancen als der Gegner. Mit der knappen Führung ging es in die Kabine. Natürlich bemühten sich die Jugoslawen nach dem Wechsel um den Ausgleich, aber die deutschen Abwehr agierte an diesem Tag so kaltschnäuzig und selbstbewusst, dass man das Gefühl haben musste, hier könne gar nichts mehr anbrennen. In den letzten 20 Minuten wurden die deutschen Bemühungen nach vorne etwas nachlässiger und fehlerhafter. Es war vor allem der Ruhe Fritz Walters zu verdankten, der mit seiner ganzen Routine auch seine Mitspieler mitnahm. In der 62. Minute hatte er nach Vorarbeit selbst das zweite Tor auf dem Fuß, agierte in aussichtsreicher Position aber zu zögerlich und verlor so den Ball. Helmut Rahn zimmerte in der 88. Minute einen Schuss derart satt an den jugoslawischen Pfosten, dass das Leder gut 20 Meter weit zurück ins Feld flog. Kurz darauf war Schluss, Deutschland stand zum zweiten Mal in Folge in einem WM-Halbfinale!

Während schon nach dem Finalrunden-Einzug in der Heimat Euphorie ausgebrochen war, knüppelte die schwedische Presse auf die Deutschen ein. Anlass, das unflätige Benehmen einiger weniger Schlachtenbummler, die mit Alkoholexzessen und Prügeleien dem deutschen Ansehen schwer schadeten. Solches Fehlverhalten jedoch auf die Spielweise der Akteure im DFB-Dress zu projizieren und mit Begriffen wie "Panzer" und "Knochenbrecher" aufzuwarten war journalistisch unterste Boulevard-Schublade. Aber diese giftige Gazetten-Atmosphäre sollte Fritz Walter und seine Kameraden auch mit ins Halbfinale begleiten. Grade weil es hier nun gegen den Gastgeber Schweden ging.

Text: Matthias Gehring

Fritz Walter und Russland

Der Kracher in Moskau

Fritz Walter war mit Moskau und mit Russland (Soviet Union) eng verbunden. Natürlich erinnert man sich direkt an das Spiel “Der Kracher in Moskau” vor 65 Jahren am 21. August 1955. Fritz Walter war damals die zentrale Figur. Er war nicht nur der Mittelpunkt in der deutschen Mannschaft, sondern auch der Mittelpunkt der ganzen deutschen Delegation. Nach der WM 1954 war Fritz Walters Popularität in Russland grandios.

Hinzu kam, dass der Vorname Fritz in Russland nach dem Krieg sehr bekannt war. Die Russen nannten alle Deutschen während des Krieges “Fritzen”. Der Nachnahme ‘’Walter” verursacht zudem eine andere Assoziation. Die Assoziation mit der Schusswaffe, der Pistole “Walther’’. Der berühmte russische Dichter Evgeny Evtuschenko, der auch beim Spiel auch am 21. August 1955 im Stadium Dynamo in Moskau dabei war, hat das Gedicht ‘’Reportage aus der Vergangenheit’’ (Fußballspiel UdSSR - BRD. 1955 Jahr) geschrieben:

…Так счет был открыт,
и в неистовом гвалте
прошло озаренье по тысячам лиц,
когда Колю Паршина поднял Фриц Вальтер,
реабилитировав имя Фриц.
Фриц  дружбой -
не злостью за гол отплатил ему!
Он руку пожал с уваженьем ему,
и -
инвалиды зааплодировали
бывшему пленному своему!

Но все мы вдруг сгорбились, постарели,
когда вездесущий тот самый Фриц
носящий фамилию пистолета
нам гол запулил, завершая свой «блиц…..

 

‘’…Erleuchtung ging über Tausende von Gesichtern,
als Fritz Walter Kolya Parschin hochhob,
und somit den Namen Fritz rehabilitierte.

Freundschaftlich revanchierte Fritz sich ganz ohne Rache

für das geschossene Tor

Er gab ihm respektvoll die Hand
und - behinderte Menschen applaudierten
seinem ehemaligen Gefangenen! 

Aber wir alle haben uns plötzlich zusammengekauert, sind alt geworden,
wenn der allgegenwärtige Fritz
mit dem Namen einer Pistole, hat ein Tor erzielt und seinen "Blitz" vollendet…”

 

Fritz Walter hat sich sicher sehr oft an diesen warmen und herzlichen Empfang in Moskau erinnert. Fritz Walter bleibt aber auch bei vielen Russen in positiver Erinnerung. Und dies nicht nur als Weltmeister der WM 1954 und Idol des Deutschen Fußballs, sondern auch als bescheidener Mensch, genauso bescheiden, wie Lew Jaschin und Igor Netto (beide Europameister EM 1960), die auch an diesem Spiel damals in Moskau teilnahmen.

Ein weiteres wichtiges Ereignis im Leben Fritz Walters beschreibt er in dem Buch über sein Leben. Er war kurz in Gefangenschaft und dank Hauptmann Schukov (großer Fußball-Fan) wurde er mit Bruder Ludwig als Franzosen entlassen.

Text: Alexander Kosyakov (freier Korrespondent des Kicker in Moskau)

 

 

Fritz Walter in russischer Gefangenschaft

Fritz Walter wird an diesem Tag 1945 aus russischer Gefangenschaft entlassen. Am 8. Mai 1945 wurde er in Böhmen von der US -Armee gefangen genommen und an die „Rote Armee“ übergeben worden. Er kommt in das Lager Maramarossziget in Rumänien, nahe der ukrainischen Grenze. Dort spielt er Fußball gegen die russischen Wachsoldaten. Und einer von ihnen erkennt ihn. Er wird dem Lagerkommandanten Schukow vorgestellt. Und der bewahrt ihn vor dem sibirischen Gulag. Wieder hat ihm der Fußball geholfen.

Fritz Walter war im Dezember 1940 zur Infanterie eingezogen worden und in Lothringen stationiert gewesen. In dieser Zeit bestritt er auch einige Spiele mit der Mannschaft von Diedenhofen (Thionville). 1943 wurde er nach Sardinien versetzt, wo er sich eine Malaria-Erkrankung zuzog. Reichstrainer Herberger sorgte sich um Fritz. Er war nach der Invasion der Alliierten auf Sizilien nun in der Gefahr, in das Kriegsgeschehen gestürzt zu werden. Herberger fand Unterstützung bei Major Hermann Graf, einem wegen seiner mehr als 200 Abschüsse berühmten Jagdflieger. Graf, ein begeisterter Fußballer, setzte sich dafür ein, Fritz Walter zu seinem Jagdgeschwader nach Jever versetzen zu lassen. Dafür wurde Graf sogar beim Befehlshaber des Ersatzheeres in Berlin, Generaloberst Fromm, vorstellig.

So kam Fritz Walter im Herbst 1943 zurück nach Deutschland. Und er konnte wieder Fußball spielen. Um Geschwaderkommodore Graf, der ein talentierter Torwart war, entstanden die legendären „Roten Jäger“. Mit Herberger und Graf hatte Fritz Walter gleich zwei Schutzengel. Und auch als er 1945 in russische Gefangenschaft geriet, spielte der Fußball wieder eine wundersame Rolle im Leben des Fritz Walter.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Weltmeisterschaft 1958 - Halbfinale: Deutschland - Schweden 1:3

24. Juni 1958, Göteborg (Nya-Ullevi-Stadion), 49.471 Zuschauer

Halbfinale der WM 1958! Hier wartete also Gastgeber Schweden, vorab eher als Turnier-Außenseiter gehandelt. Qualität hatten sie, die Männer aus Nordeuropa. Einige der Schweden spielten seit Jahren in der italienischen Serie A, was damals eher ungewöhnlich war. Die Halbfinalpartie, die am 24. Juni 1958 in Göteborg angepfiffen wurde, ging dann als "Schlacht von Göteborg" in die Geschichte ein und erhitzt Fußballgemüter bis heute. Sie wurde auch für Fritz Walter eines seiner bittersten Spiele überhaupt. In mehrfacher Hinsicht. Projektionsfläche bis heute, der ungarische Schiedsrichter István Zsolt, einige Akteure im schwedischen Dress und die schwedischen Fans im Stadion.

Die Schweden machten vom Anpfiff weg Druck. Doch mitten in die schwedische Drangphase markierte Hans Schäfer in der 23. Minute das 1:0 für Deutschland. Die deutsche Mannschaft beherrschte das Spiel zwar nun zunehmend, doch bald sollte das Drama seinen Lauf nehmen. Zunächst verweigerte der Referee den Deutschen einen klaren Foulelfmeter und wenig später blieb ein eindeutiges Handspiel von Nils Liedholm ungeahndet. Eine späte Rache für die Schmach von 1954? Kurz darauf kamen die Schweden durch Lennart Skoglund zum 1:1 Ausgleich, was gleichzeitig das Halbzeitergebnis war. In Halbzeit zwei schien der Hexenkessel zu bersten, in dem schon eine Stunde vor Anpfiff sechs mit Mikrofonen bewaffnete Einpeitscher auf den Tartanbahnen immer wieder das stampfende Stakkato "Heja, heja, heja, heja!" aus 50.000 schwedischen Kehlen anheizten. In der 58. Minute ein Tritt des schwedischen Angreifers Kurt Hamrin gegen den deutschen Verteidiger Erich Juskowiak. Der Getretene revanchierte sich ebenfalls mit einem Tritt und flog vom Platz, während der Schwede unbestraft blieb! Nur 15 Minuten später ein rüdes Foul von Sigvard Parling an Fritz Walter, der schwer am Knöchel verletzt wurde. Auswechslungen gab es damals noch nicht und so biss Fritz Walter die Zähne zusammen, kehrte humpelnd zurück, agierte aber fortan eher als passiver Statist auf der rechten Außenbahn. Der seit 1954 legendäre Rundfunkreporter Herbert Zimmermann soll in seiner Reportage konstatiert haben: "Das wird ja ein Cannae hier!" Nach dieser doppelten Schwächung konnte die deutsche Mannschaft nicht mehr verhindern, dass die Schweden durch Gunnar Gren und Kurt Hamrin in den Schlussminuten noch zwei Tore erzielten. Am Ende blieb es bei einer 1:3 Niederlage für Deutschland. Im Finale unterlag Schweden gegen Brasilien mit 2:5, womit gleichzeitig der Stern des erst 17-jährigen Pelé aufgegangen war. Deutschland verlor das Spiel um Platz drei gegen Frankreich mit 3:6, wobei Sepp Herberger mit einer auf mehreren Positionen veränderten Startelf beginnen musste. Auch Fritz Walter fehlte verletzungsbedingt. Er erholte sich auch nie mehr von seiner Knöchelverletzung aus dem Halbfinale. Das Spiel gegen Schweden war  gleichzeitig sein letztes Spiel im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.

Text: Matthias Gehring

Alexander Kosyakov (freier Korrespondent des Kicker in Moskau) vor dem Bolschoi-Theater (russisch Большо́й теа́тр „Großes Theater“) in Moskau. Das Bolschoi-Theater ist das bekannteste und wichtigste Theater für Oper und Ballett in Russland. Es bildet ein Paar mit dem in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Maly-Theater („Kleines Theater“).
Fritz Walter und Igor Netto (Bild Alexander Kosyakov)
Jew Jaschin, Fritz Herkenrath, Fritz Walter (Bild Alexander Kosyakov).

Ronnie Hellström

Zwei Tage vor dem Geburtstag von Fritz kam Ronnie Hellström zu Besuch. Das muss 1982 oder 1983 gewesen sein. Der Schwede spielte von 1974 bis 1984 beim FCK, machte 260 Spiele, wurde Dritter der Deutschen Meisterschaft, spielte mit dem Club im Europapokal. Mit Schweden spielte einer der weltbesten Torhüter dieser Jahre 1974 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland und wurde Fünfter.

Schweden verlor gegen Deutschland im Viertelfinale mit 2:4. „Das hat mir richtig leidgetan“, sagte Fritz Walter, der Hellström sehr mochte. Seine herrlich erfrischende Art, sein bis heute währendes Bekenntnis zum FCK.

Fritz Walter würde sich sehr darüber freuen, wenn er wüsste, dass Ronnie Hellström heute Botschafter der „Fritz-Walter-Stiftung“ ist. Aber er weiß es sicher. Hellström spricht heute noch davon, wie sehr er Fritz Walter verehrt hat.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiele des Tages

Testspiele nach Fritz Walters offiziellem Karriereende

Dieser Bericht gehört von der zeitlichen Abfolge eigentlich auf Platz 100! Denn Fritz Walter hatte sein Abschiedsspiel am Betzenberg bereits absolviert, als er für die Roten Teufel dann wenige Tage später doch noch zwei Mal für je ein Testspiel das rot-weiße Trikot überstreifte. Da ein Bericht zu seinem offiziellen Abschiedsspiel jedoch einen würdigeren und passenderen Schlusspunkt zu unserer 100-Tage-Serie darstellt, haben wir uns die Freiheit genommen, den Bericht zu den beiden zeitlich nach dem Abschiedsspiel absolvierten Testspielen vorzuziehen.

 

Testspiel: Stadtauswahl Velbert - 1. FC Kaiserslautern 2:2

26. Juni 1959, Velbert (Von-Böttinger-Platz), 9.000 Zuschauer

Die Meisterschaft in der Oberliga Südwest war gespielt. Der FCK landete auf Tabellenplatz drei und war damit bei der Endrunde um die Deutsche Fußballmeisterschaft nur Zuschauer. Während die Republik dem Endspiel am 28. Juni in Berlin entgegenfieberte, absolvierten die Roten Teufel am 26. und am 27. Juni zwei Testspiele in Nordrhein Westfalen. Mit im Mannschaftsbus, die Weltmeister Werner Liebrich sowie Ottmar und Fritz Walter. Der erste Auftritt führte den FCK zum SSVg Velbert wo man gegen eine Velberter Stadtauswahl antrat. Ähnlich wie beim DFB-Pokalwettbewerb legte sich auch hier der David gegen den Goliath mächtig ins Zeug und führte zur Pause vor 6.000 begeisterten Zuschauern bereits mit 2:0! Im zweiten Durchgang konnte der FCK zulegen und durch zwei Tore von Werner Liebrich und Winfried Richter zum 2:2 Endstand ausgleichen.

 

Testspiel: VfB Lohberg - 1. FC Kaiserslautern 3:3

27. Juni 1959, Lohberg (Dorotheen-Kampfbahn), 6.000 Zuschauer, ein Tor von Fritz Walter

Das zweite Testspiel führte den FCK in die Dorotheen-Kampfbahn nach Lohberg, wo begeisterte 6.000 Zuschauer einen kämpferischen Auftritt ihrer Mannschaft gegen die "Stars" aus der Pfalz erlebten. Trotz seiner bereits 38 Jahre, glänzte auch hier einmal mehr Fritz Walter. "Die technische Überlegenheit der Gäste, bei denen besonders Fritz Walter gefiel, glichen die Amateure durch ihren Kampfgeist aus", kommentierte die PVZ (29.06.1959). Winfried Richter und Willi Wenzel hatten den FCK zur 2:0 Pausenführung geschossen, doch im zweiten Durchgang glichen die aufopferungsvoll agierenden Hausherren aus. Zwar markierte Fritz Walter 20 Minuten vor dem Ende die erneute Lauterer Führung, doch kurz vor dem Abpfiff gelang den Lohberger Amateuren dann doch noch der verdiente Ausgleich.

Text: Matthias Gehring 

Foto Peter Seydel
RONNIE - DER FLIEGENDE WIKINGER. Das in Schweden sehr erfolgreiche Buch ist nun auch in deutscher Sprache erhältlich. Bald ist Weihnachten. Wenn Sie das Buch von Ronnie Hellström schenken wollen, haben wir einen besonderen Tip für Sie: Beim Hotel Barth (Mühlstraße 31 in Kaiserslautern, info@hotelbarth.de) erhalten Sie (solange der Vorrat reicht!) noch handsignierte Bücher zum Preis von 24,95 €.
Foto Seydel
Ronni Hellström wird mit Markus Merk zum Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung ernannt. Foto Seydel.
Hans Tilkowski mit Ronnie Hellström beim 20jährigen Jubiläum der Fritz-Walter-Stiftung 2019 auf Schloss Liebieg in Kobern-Gondorf.
Foto Peter Seydel
Der Song "Ronnie, fliegender Wikinger" von Willi Brausch und der FWS war ein ganz besonderes Geschenk zum 70. Geburtstag von Ronnie Hellström. Auch diese CD ist noch beim Hotel Barth (siehe Buch) erhältlich. Foto Peter Seydel.

Stefan Kuntz

Einen Tag vor Fritz Walter, aber 42 Jahre später, ist Stefan Kuntz in Neunkirchen geboren worden. Da spielte schon Vater Günther in der Bundesliga für Borussia.Neunkirchen. Und Fritz Walter erinnert sich an manches harte Spiel in der Oberliga Südwest gegen Neunkirchen.

Stefan Kuntz spielt von 1989 bis 1995 für den FCK. Er macht er 170 Spiele, schießt 75 Tore und wird mit dem Verein 1991 Deutscher Meister. 1996 wird er mit der Nationalmannschaft Europameister.

Kuntz kehrt zum FCK zurück, wird Vorsitzender des Vorstandes. Es werden gute und dann auch schwierige Jahre mit ihm. Als er zum DFB wechselt, um Trainer zu werden, da bleiben viele Fragen im Zusammenhang mit seinem Wirken in Kaiserslautern offen. Stefan Kuntz gehört zu denen, die Fritz Walter immer bewundert und verehrt haben.

Text: Hans-Peter Schössler

 

Spiel des Tages

Fritz Walters Abschiedsspiel: 1. FC Kaiserslautern - Racing Club Paris 4:2

21. Juni 1959, Kaiserslautern (Betzenberg), 20.000 Zuschauer, Fritz Walter mit zwei Torvorlagen

Am 21.Juni 1959 wurde auf dem Betzenberg ein denkwürdiges Fußballspiel angepfiffen, zu dem rund 20.000 Zuschauer hinauf zum Stadion pilgerten. Es war Fritz Walters Abschiedsspiel! Racing Club (RC) Paris hieß der Gegner in jener denkwürdigen Partie. "Meine aktive Tätigkeit im 1. FC Kaiserslautern muss ich jetzt beenden, weil man mit 38 Jahren einfach nicht mehr Sonntag für Sonntag Höchstleistungen vollbringen kann, die das Publikum in Erinnerungen an frühere Zeiten vielleicht von mir erwarten könnte. Außerdem ist es Zeit im Verein auch der Jugend Platz zu machen", erklärte Fritz Walter in einer Ansprache seine Beweggründe im Alter von fast 39 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.

Ein letztes Mal eine FCK-Startformation, die das Prädikat Walter-Elf trug! Beide Teams zeigten tollen Fußball mit brillanten Spielzügen, sehenswerten Kombinationen und spannenden Torraumszenen. Besonders ehrgeizig waren die FCK-Akteure, die sich nicht die Blöße geben wollten, dass Fritz Walter am Ende womöglich mit einer Niederlage in den wohlverdienten Fußball-Ruhestand verabschiedet würde.

Mit 4:2 bezwangen die Roten Teufel den Gast aus der französischen Landeshauptstadt. Immerhin mehrfacher französischer Meister und Pokalsieger. Die beiden Walter-Brüder sorgten für den ersten FCK-Treffer. Fritz bereitete vor, Bruder Ottmar verwandelte. Doch die Gäste kamen noch vor der Pause nach einer Flanke von links durch Jean Topka zum Ausgleich. In der zweiten Halbzeit ging der FCK zehn Minuten nach Wiederanpfiff durch Willi Wenzel wieder in Führung. Nach gut einer Stunde dann das 3:1 für den FCK durch Friedel Späth. Die Gäste steckten nicht auf und erzielten 20 Minuten vor dem Ende den Anschlusstreffer. Dieter Schönborn markierte nach Vorarbeit von Fritz Walter dann noch das 4:2 (80.). Alles auch unter den Augen von Nationaltrainer Sepp Herberger, dem langjährigen Förderer des begnadeten Fußballers. Herberger würdigte Fritz Walter in der Halbzeitpause und bezeichnete ihn dabei als "den größten Fußballer, den der deutsche Fußball je hervorgebracht hat". Wobei er nicht nur die fußballerischen Verdienste Fritz Walters würdigte, sondern auch den Menschen in den Mittelpunkt stellte und mit den Worten schloss, "für uns bleibt er für alle Zeiten unser Fritz!"

An jenem 21. Juni 1959, auf den Tag sechs Jahre nachdem der 1. FCK seinen zweiten Titel zur Deutschen Meisterschaft einfuhr, endete eine Fußballerkarriere, die sich im Vergleich zu einer Fußball-Vita heutiger Prägung wie ein Märchen liest. Trotz diverser, exorbitant hoher Angebote aus dem Ausland, hielt Fritz Walter seinem Verein immer die Treue. Auch nach seiner aktiven Karriere verlor Fritz Walter seinen Heimatverein nie aus dem Blick. Er war so oft wie möglich als Zuschauer zu Gast auf dem Betzenberg. Aber er engagierte sich nach seiner aktiven Zeit auch an anderer Stelle. Beispielsweise als Berater für den SV Alsenborn oder als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung.

Text: Matthias Gehring

Fritz Walter mit Stefan Kuntz nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1991 des FCK. Foto: FCK-Archiv.
Stefan Kuntz und Gattin bei der Fritz-Walter Gala. Foto Peter Seydel.
Stefan Kuntz und Gattin bei der Fritz-Walter Gala. Foto Peter Seydel.
Stefan Kuntz ©Foto Peter Seydel
Stefan Kuntz beim Golfturnier der Fritz-Walter-Stiftung 2013 in Bitburg. Foto: Peter Seydel

100 Jahre Fritz Walter

100 Jahre wäre Fritz Walter heute geworden. Würde er noch leben und würde man ihn fragen, was ihm am Wichtigsten in seinem Leben war, dann würde er sagen, Italia kennen gelernt zu haben und mit ihr Goldene Hochzeit zu feiern, habe alles übertroffen.

Und die WM 1954 würde er erwähnen und seine Liebe zum FCK.

Und die deutsch-deutsche Vereinigung.

Die Jahrtausendwende. „Ich will erleben, wie aus der 1 vorne eine 2 wird“, hat er gesagt. Das fand er spannend.

Als Italia am 14. Dezember 2001 starb, meinte er, jetzt habe das Leben für ihn keinen Sinn mehr. Und er hat es auch so gemeint. Ein halbes Jahr später, am 17. Juni 2002, war er erlöst und wieder mit ihr zusammen.

Text: Hans-Peter Schössler

Die Träger der Fritz-Walter-Stiftung entschieden sich aufgrund der Covid-19-Pandemie für die Verschiebung der heute geplanten, großen Fritz-Walter-Gala. Eine kleine Delegation versammelte sich am Grab der Familie Walter. Rainer Kessler, Vorsitzender des FCK-Aufsichtsrates, übergab in diesem Rahmen das eigens zum 100. entworfene Trikot in personalisierter Form an DFB-Präsident Fritz Walter Keller und Innenminister Roger Lewentz.